3. Januar 2020
Wer an Winter in Asien denkt, stellt sich vielleicht Thailand mit 20 Grad und Sonnenschein vor. Dass solche Wetterbedingungen nur in wenigen Ländern Süd-Ost-Asiens vorzufinden sind, wird gerne vergessen. Wie sieht der Winter in Shanghai aus und warum gibt es dort keine Heizungen?
Shanghai liegt vom Breitengrad auf der Höhe von Nord-Mexiko und Nord-Afrika, Regionen also, die mit alljährlicher Wärme verbunden werden. Tatsächlich ist der Winter in Shangai tricky. Grund hierfür sind insbesondere die Abwesenheit von Heizungen und die starken Temperaturschwankungen. Dass es in Shanghai in Privatwohnungen keine Heizungen gibt, ist historisch bedingt.
Keine Heizungen in Privatwohnungen
Aufgrund eines Mangels an Energie Ressourcen in den 1950er Jahren teilte die chinesische Regierung das Land in eine nördliche Region mit Erlaubnis von Zentralheizungen und eine südliche Region ohne Heizungen. Obwohl die Teilung aus ökonomischer Sicht heute nicht mehr notwendig ist, muss diese in der heutigen Zeit auch ökologisch betrachtet werden. So wird geschätzt, dass ein Aufheben der Trennnungsline einen zusätzlichen chinesischen Kohleverbrauch von 50 Millionen Tonnen pro Jahrerzeugen würde. Die sogenannte Qin-Huai Linie verläuft durch die Provinzen Shandong, Jiangsu, Henan, Shaanxi, Sichuan, und Yunnan. Da diese Provinzen den meisten Interessenten eines Austauschstudiums wahrscheinlich nichts sagen dürfte, fasse ich es mal so zusammen: Möchtest du in Beijing, Xian oder Tianjin studieren kannst du mit einer Heizung rechnen. Möchtest du allerdings in Shanghai, Hangzhou, Suzhou, Chengdu, Guangzhou oder Shenzhen studieren, wird es keine Heizung geben. Aber keine Sorge, es geht auch ohne! Anstelle einer Heizung verfügen die meisten Shanghaier Wohnungen über eine Klimaanlage mit Wärmefunktion. Obwohl nicht besonders Energieeffizient, erzielt die Klimaanlage eine schnelle Wärmeentwicklung, die ich insbesondere morgens brauche.
Winterjacke – Pullover – Winterjacke
Ein typischer Shanghaier Wintertag zeichnet sich bei mir so aus, dass ich noch vor dem Aufstehen die Klimaanlage anschalte. Über Nacht kühlen die meisten Shanghaier Wohnungen stark aus, so dass zwischen der Außen- und Innentemperatur kein Unterschied besteht. Es kostet daher morgens immer Überwindung aus dem Bett zu springen, aber mit etwas Übung klappt es. Auf dem Weg zur Arbeit ist Morgen die Winterjacke Pflicht! Scheint mittags allerdings die Sonne, können die Temperaturen schnell die 20-Grad-Marke knacken und gerade das ist insbesondere am Wochenende tricky. Denn sobald die Sonne wieder verschwunden ist, fallen die Temperaturen rasant. Wer im Übereifer der Mittagssonne bei einen Wochenendausflug keine Jacke mitgenommen hat, wird schnell überrascht. Ich spreche aus eigener Erfahrung….
Im Vergleich zum deutschen Winter macht die Shanghaier Sonne meiner Meinung nach den Unterschied. Als Hamburger bin ich dunkle Wintertage mit seltener und niedrig stehender Sonne gewohnt. In Shanghai steht die Sonne durch die Äquatornähe allerdings recht hoch und hat dementsprechend auch Kraft gegen die Wintermelancholie.