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Es gibt kein aber, nur ein wie und wohin


„Mama, Papa … Es geht für mich ins Ausland“, so erzählte ich meinen Eltern von meinen Plänen. Viele Studierende kommen im Laufe ihres Studiums nicht dazu. Die Gründe gegen einen Auslandsaufenthalt können schwierig und unwiderlegbar sein. Oder?

„Ich wüsste gar nicht wohin.“

Glücklicherweise haben viele Studierende die Qual der Wahl. Uns steht die Welt offen und das ist auch gut so. Wenn das dazu führt, dass du nicht weißt, wohin es gehen soll, dann frag dich doch, wohin es nicht gehen soll und wieso nicht. Du willst nicht nach Portugal, weil du kein portugiesisch kannst? Dann informier dich über ein englischsprachiges Land. Du stehst nicht auf Gedränge und Menschenmassen und Hitze bekommt dir auch nicht gut? Dann lass Indien doch außen vor und richte deine Aufmerksamkeit auf skandinavische Länder.

Man sieht Tobi vor einem Riesenrad.
Es muss nicht immer The London Eye sein. Das Riesenrad in Lyon ist ebenfalls ein Schnappschuss wert.

Gehörst du zu den Menschen die „Hauptsache weg“ wollen, doch nicht wissen, wo „weg“ liegt? Dann frag dich doch, welche Sprachen du beherrschst und welche du lernen oder verbessern möchtest. Man muss sich nicht immer direkt auf ein Land festlegen, man kann auch nach Kontinenten, Regionen oder Klimazonen Ausschau halten.

„Ich spreche nur deutsch und kann nichts anderes.“

Bist du dir sicher, dass du kein Englisch sprichst? Wenn man an Auslandsaufenthalte denkt, fallen einem häufig Barcelona, Paris oder Rom ein. Drei wundervolle Städte – keine Frage. Aber vielleicht hast du ja Lust auf die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Australien, Südafrika oder Jamaika? Das sind nur wenige Beispiele für englischsprachige Länder. Und das ist längst nicht alles. Wusstest du, dass du auch in nicht-englischsprachigen Ländern, einige Studienfächer auf Englisch studieren kannst?

In Grenoble gab es einige Studierende, die bis auf wenige Vokabeln, kein Wort Französisch sprachen. Ihre Kurse waren auf Englisch und im Alltag griffen sie entweder auf Englisch oder auf Übersetzungsapps zurück. Natürlich war das nicht immer einfach, doch sie lernten zügig das Französisch des Alltags und das reicht oft aus.

Und für den Fall, dass du wirklich keine andere Sprache sprichst als deutsch, ist das auch kein Beinbruch. Dann gehts für dich eben mit dem Erasmus Plus Programm nach Österreich oder mit dem Schweizer Programm für Erasmus+ in den deutschsprachigen Teil der Schweiz.

Wie wäre es anstelle eines Auslandsstudiums, mit einem Sprachkurs im Ausland? Oder doch lieber die Semesterferien für eine Summer School oder ein Praktikum nutzen? Et voilà, egal was du sprichst – es ist genug, um ins Ausland zu gehen.

„Der Zeitverlust ist enorm und mein Studium verlängert sich dadurch“

Man kann nichts verlieren, was man nicht besitzt. Und wenn man doch keine Zeit hat, wieso macht man sich ständig so viele Sorgen um sie? Die Wahrheit ist doch: Wieso nutzen wir nicht unsere Jugend dazu, einzigartige Erfahrungen zu sammeln, die schlichtweg positiv für unsere Entwicklung und unsere Zukunft sind?

Bleiben wir bei der Wahrheit: Ja, es kann sein, dass ein Auslandsaufenthalt dazu führt, dass du länger studieren wirst. Bei mir selbst könnte dies eintreten. Durch mein Aufenthalt in Frankreich konnte ich einige Klausuren an meiner Heimatuniversität nicht mitschreiben. Es bleibt unsicher, wie viel mir, nicht zuletzt aufgrund von Corona und die damit einhergehenden verfrühten Rückkehr, von meiner Zeit in Grenoble anerkannt wird.

Man sieht Tobi in Krankenhaus Kasack.
Ich durfte im OP der Oberärztin assistieren. Eventuell nicht anrechenbar, doch eine ausnahmslos tolle Erfahrung.

Selbstverständlich ist es immer eine individuelle Entscheidung, ob man das Risiko eingehen möchte. Mir waren es die einmaligen Erfahrungen wert, eventuell länger studieren zu müssen. Und davon abgesehen, geht es nur sehr wenigen Studierenden wie mir. Die Mehrheit der Erfahrungsberichte, die ich erhalte, fallen schlichtweg positiv aus. Und zwar auch was die Anerkennung, der im Ausland erbrachten Leistungen, anbelangt. Die Mehrheit der Studierenden ist nach der Rückkehr überrascht, wie gut und leicht die Anrechnung gelingt.

„Ein Auslandsaufenthalt kann ich nicht bezahlen.“

Ja, ein Auslandsaufenthalt kann teuer werden. Das hängt davon ab, wohin die Reise geht, wie du dorthin reist, wie du dort wohnen wirst, welchen Lebensstandard du haben möchtest und ob du laufende Kosten in der Heimat hast.

Es gibt viele Möglichkeiten ein Auslandsaufenthalt zu finanzieren. Du kannst von deinem Ersparten leben, im Ausland nebenbei jobben oder durch ein Stipendium unterstützt werden. Es gibt für fast alle Länder und Auslandsprogramme ein passendes Stipendium. Von Asien bis nach Europa, von Forschung bis Studium. Verschaff dir am besten gleich einen Überblick und informier dich frühzeitig über Kriterien und Bewerbungsfristen. Solltest du im Ausland nebenbei arbeiten wollen, informiere dich frühzeitig über nötige Unterlagen, wie beispielsweise ein Arbeitsvisum.

Und für alles andere gilt: Wer gut wirtschaftet, kommt gut über die Runden. Und vielleicht spendiert dir Omi mit den nächsten zugesteckten fünf Euro das Eis in Argentinien.

„Wegen meinem WG-Zimmer, meiner/meinem Partner(in), dem Nebenjob, meinem Goldfisch und meiner geliebten Aloe vera kann ich nicht weg.“

Ganz schön viel Verantwortung. Doch es gibt auch hier für alles eine Lösung.
Das WG-Zimmer kannst du bestimmt zwischenvermieten. Am besten inserierst du dein Zimmer bereits einige Monate vorher im Internet. Häufig findet sich jemand, der während deiner Zeit im Ausland bei dir wohnt und dementsprechend deine Miete in der Heimat abdeckt. Und wenn du genug Vertrauen in die Person hast, kümmert sie sich eventuell auch um deinen Goldfisch. Und wenn das keine Option ist, dann frag doch mal deine Mitbewohner, Freunde oder Familie. Hast du mehrere Tiere oder Pflanzen, teile sie eventuell sogar unter mehreren Personen bzw. Haushalten auf.

Einen Nebenjob zu kündigen ist eine Option, doch nicht immer die beste Lösung. Frag doch mal nach, ob es möglich ist, den Arbeitsvertrag zu pausieren oder unbezahlten Urlaub zu nehmen. Bei Studentenjobs wirst du wahrscheinlich nicht der erste Studierende im Betrieb sein, der plötzlich ins Ausland möchte. Du wirst überrascht sein, wie unkompliziert so was über die Bühne gehen kann. Darüber hinaus ist es gut möglich, dass dein Arbeitgeber eine Auslandserfahrung begrüßt und es schätzt, wenn du mit mehr Lebens- und Studienerfahrungen zurück an den Arbeitsplatz kehrst.

Und bei deinem/deiner Partner(in) hilft es nur, das gemeinsame Gespräch zu suchen. Es kann einem sehr schwerfallen, für einige Zeit getrennt zu sein, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Über E-Mails, WhatsApp-Nachrichten oder Video Chats kann man heutzutage rund um die Uhr in Kontakt stehen, was bei Heimweh ungemein hilft. Und schlussendlich, kann die Sehnsucht nach dem/der Partner(in) eines der schönsten Liebesbeweise sein, die man bekommen kann.

Man sieht Tobi vor einer Berglandschaft.
Auch mein Freund war in diesem Moment live dabei. Video Calls machen es möglich.

Der Weg ins Ausland kann mit viel Aufwand, Organisation und Sorge verbunden sein. Und doch lohnt es sich immer. Erlebe es selbst.

Hast du noch Fragen?

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