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Ostern in Malta mehr als religiöses Spektakel


Eine (Kar)Woche in Malta – bunte Ostereier und süße Osterhasen sucht man hier vergeblich. Stattdessen prangen an den Gebäuden leuchtende Kreuze und in beinahe jedem dritten Fenster gibt es Darstellungen des gekreuzigten Jesus in den unterschiedlichsten Ausführungen zu bestaunen. Dennoch gehört zu Ostern in Malta viel mehr als das, und egal ob religiös oder nicht, es lohnt sich definitiv, einmal die faszinierenden Oster-Feierlichkeiten mitzuerleben.

Eine ganze Woche Feiern

Schon bei meiner Ankunft fielen mir direkt die vielen Kreuze und religiösen Symbole an jeder Straßenecke auf. Dass Malta ein sehr christlich geprägtes Land ist, war mir bewusst, immerhin gehören fast 90 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an und der Glaube hat eine lange Tradition. Aber SO religiös? Wie sich herausstellte, sind all diese Dekorationen Teil der Holy Week, der heiligen Woche vor Ostern. Während in Deutschland der Fokus hauptsächlich nur auf dem Osterwochenende liegt, ist in Malta die gesamte Karwoche von festlichen Veranstaltungen geprägt.

Eine lila angeleuchtete Kirchen mit zwei angestrahlten Kreuzen im Vordergrund und Lichterketten.
Nur eine von unzähligen geschmückten und bunt angestrahlten Kirchen

Den Anfang macht der Freitag vor Karfreitag, an dem Gläubige eine Statue von Maria, der Mutter Jesu, durch die Straßen tragen. Traditionell sind sie dabei barfuß oder haben Ketten um ihre Füße gelegt, um Buße und Dankbarkeit für die Gnade Gottes zu zeigen. Am Palmsonntag ziehen sie mit Olivenzweigen und Palmblättern durch die Straßen und verteilen sie untereinander als Segensgeschenk.

Geklapper gegen böse Geister

Gründonnerstag wurde ich aus dem Bett gerissen: Ein ohrenbetäubendes Klappern raubte mir den Schlaf. Baulärm? Wäre bei den vielen Baustellen in Malta nicht verwunderlich, aber dieses Geräusch erreichte nochmal eine völlig andere Dimension und begleitete mich den ganzen Tag. Das Klappern wird durch ein Holzinstrument verursacht, die cuqlajta, und ersetzt in der Zeit von Gründonnerstag bis Karsamstag das übliche Glockenläuten. Nach früherer Tradition sollte es dazu dienen, böse Geister zu vertreiben (wobei es auch gut von bösen Geistern hätte eingesetzt werden können, um uns Menschen wahnsinnig zu machen) und heutzutage soll es die traurige Stimmung um die Leidensgeschichte Jesu unterstreichen.
Ein weiteres Mal wunderte ich mich, als die sonst eigentlich recht ruhige Gegend um meine Wohnung auf einmal gefüllt mit Menschenmassen war. Erklärung: Am Gründonnerstag suchen die Malteser sieben Kirchen auf und ehren dort die Altare. Darüber hinaus gestalten Privatpersonen oder Gemeinden mehrere kostenlose Ausstellungen, die die Passion Christi darstellen. Ein Besuch lohnt sich!
Für alle, die mit der Ostergeschichte nicht so vertraut sind, lasse ich an dieser Stelle die Figuren einer Ausstellung sie nochmal in Kurzform nacherzählen:

Trauer an Karfreitag

Am Karfreitag ist es auffällig ruhig in Malta: kein Glockenläuten, keine laute Musik, selbst die Flaggen hängen auf Halbmast. Am Abend finden mehrstündige Prozessionen statt.

Aufgrund stürmischen Wetters (eine Seltenheit in Malta!) wurden leider vielerorts die monatelang vorbereiteten Prozessionen abgesagt. Ich hatte das Glück, immerhin eine abgewandelte Form der Karfreitagsprozession auf einem Kirchplatz miterleben zu können. Es war beeindruckend, mit wie viel Leidenschaft die Mitwirkenden die Prozession gestalten und wie viel Mühe in Kostüm und Make-Up steckt.

Ganz Malta im Ausnahmezustand

Das „Highlight“ und den krönenden Abschluss (nicht nur in der Ostergeschichte, sondern auch hier in Malta) bilden dann die Prozessionen am Ostersonntag. Glockengeläut und Trompeten-Musik durchbrechen die Stille von Karfreitag und -samstag. Festzüge ziehen durch die Straßen, die ein außenstehender Betrachter wohl auf den ersten Blick auch für einen Kölner Karnevalszug halten könnte. Menschen stehen auf ihren Balkonen und werfen Konfetti in die Luft, Kinder tanzen auf den Gehwegen – alles, um der Freude über die Auferstehung Jesu Ausdruck zu verleihen. Eine Statue des auferstandenen Christus wird durch die Ortschaften getragen und Menschenmassen strömen hinterher (Achtung: Busfahren ist an diesem Tag deshalb nicht empfehlenswert, da es offizielle Straßenblockierungen gibt). Bilder können die lebhafte Stimmung gar nicht einfangen, aber hier dennoch ein paar Impressionen:

Mein Fazit: An Ostern wird der Sieg des Lebens über den Tod gefeiert und entsprechend lebhaft geht es während der gesamten Osterzeit hier in Malta zu. Auch wer nicht religiös ist, bekommt in Malta in der Osterwoche Einmaliges geboten und hat die Chance, die Kultur der maltesischen Bevölkerung besonders intensiv wahrzunehmen. Ich kann mir gut vorstellen, mein nächstes Ostern wieder in Malta zu verbringen, auch wenn mir die Osterfeuer fehlen – die gibt es hier nämlich nicht. Hoffentlich hattet ihr alle ein schönes Osterfest!

Wer wissen möchte, wie Ostern in Spanien gefeiert wird, kann das hier bei Christina nachlesen.

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