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Was man beim Reisen in die Westbank beachten sollte


Wenn ich erzähle, dass ich für ein Summer Work Camp nach Palästina gehe, ernte ich gemischte Reaktionen. Viele Freunde und Bekannte unterstützen meine Entscheidung, es gibt aber auch andere, die skeptisch sind – das Wort „Nahostkonflikt“ schwebt oft unausgesprochen im Raum. Ich bin überzeugt von meinem Vorhaben, allerdings möchte ich das Reisen im Westjordanland nicht verharmlosen – daher stelle ich hier einige Punkte vor, die man berücksichtigen sollte.

Welche Kleidung du mitnehmen solltest

Die Website der palästinensischen Birzeit University, die das Summer Work Camp ausrichtet, empfiehlt für heilige Stätten und ländliche Gebiete conservative clothing – was, wie ich finde, eine Sache der Auslegung ist. Nach ausgiebiger Internetrecherche komme ich zu folgendem Ergebnis: Knie, Schultern und Dekolleté sollten zumindest bedeckt sein. In Gotteshäusern, also Moscheen, Synagogen und Kirchen, und anderen heiligen Stätten sollten Frauen ein Tuch dabei haben, um ihr Haar zu bedecken. Für Männer gilt hier: keine kurzen Hosen. Es ist außerdem ratsam, Zärtlichkeiten nicht in der Öffentlichkeit auszutauschen – was bei uns als normal durchgeht, kann in anderen Ländern als anstößig oder sogar beleidigend gelten.

Schild das zeigt, wie sich Besucher anziehen sollten
An vielen heiligen Stätten ist freizügige Kleidung nicht gern gesehen – nicht nur hier an der Blauen Moschee in Istanbul, sondern auch in Palästina und Israel.

Wie du am besten reist

Da das Westjordanland keinen eigenen Flughafen hat, reise ich über Israel ein. Hier führte ein Stempel im Pass in der Vergangenheit oft zu Problemen. Viele arabische Nachbarländer lassen Personen, die bereits in Israel waren, nicht einreisen – Grund dafür ist das schlechte Verhältnis Israels zu seinen arabischen Nachbarn. Heute allerdings stempeln die israelischen Sicherheitsbehörden nicht mehr direkt in den Pass, sondern auf ein separates Papier, das man immer dabei haben muss. Aber Achtung: Wer über Jordanien oder Ägypten ins Land reist, bekommt von den dortigen Kontrollen einen Stempel in den Pass – an dem lässt sich meist nachvollziehen, dass man nach Israel gereist ist. Abhilfe kann ein zweiter Reisepass schaffen.

Ein- und Ausreisepapiere von Carolina
Wer Israel besucht, bekommt ein separates Einreise- (und später auch Ausreise-)Papier – wie ich bei meinem Israel-Reise im letzten Jahr.

Was du bei den Checkpoints zum Westjordanland beachten solltest

Um über Israel in das Westjordanland zu gelangen, müssen Reisende israelische Checkpoints überwinden. Hier kann es teilweise zu erheblichen Wartezeiten kommen, da man manche Checkpoints nur zu Fuß überwinden darf. Das Auswärtige Amt warnt, dass es insbesondere an diesen Kontrollpunkten, die die Besatzung der palästinensischen Gebiete durch Israel so deutlich machen, immer wieder zu Protesten und Auseinandersetzungen kommen kann, und rät zur Vorsicht. Generell gilt: Ruhig bleiben, den Pass (und den Einreisezettel) bereit halten und den Anweisungen der Sicherheitsleute ohne Widerrede Folge leisten!

Terrorismus: Wie groß ist die Gefahr?

Schaut man sich die Medienberichterstattung über den Nahostkonflikt an, bekommt man schnell den Eindruck, es handle sich bei Israel und Palästina um ein Krisengebiet. Das ist nicht so – das israelische Sicherheitskonzept gehört zu den besten weltweit. Trotzdem ist es seit Oktober 2015 vermehrt zu Messerattacken durch Palästinenser gekommen, die schwer zu verhindern sind. Küchenmesser hat schließlich jeder zu Hause. Was also tun?

Ich habe seit einiger Zeit den E-Mail-Nachrichtendienst Google Alerts zur Westbank abonniert, um stets auf dem Laufenden zu bleiben, auch wenn es Meldungen aus der Region vielleicht nicht in deutsche Zeitungen schaffen.

Das Auswärtige Amt führt eine Krisenvorsorgeliste, in die sich Reisende eintragen können – so können die Behörden schnell reagieren, sollte wirklich etwas passieren.

Wichtig ist, mit offenen Augen durch das Land zu gehen. Was ich auf bisherigen Reisen als sehr hilfreich empfunden habe, war der Kontakt zu Einheimischen – sie haben oft das beste Gespür für die Atmosphäre in der Gesellschaft. Ansonsten gilt, sich von Demonstrationen fernzuhalten und den gesunden Menschenverstand walten zu lassen.

Die Gefahr des Terrorismus sollte man ernst nehmen – und sich doch nicht von ihr lähmen lassen. Vor ein paar Monaten habe ich darüber einen Artikel geschrieben, der traurigerweise nicht an Aktualität verloren hat.

Kommentare
  1. Lena

    18. Dezember 2018

    Hallo Caroline,
    Wie war deine Einreise am Flughafen Ben Gurion? Wurdest du befragt? Mich würde interessieren, ob du die Wahrheit gesagt hast oder dir lieber eine Geschichte ausgedacht hast, warum du nach Israel reist. Ich habe gelesen, dass einem die Einreise verweigert wird, wenn man sagt, dass man zur Bir zaid Universität möchte.
    Ich freue mich über deine Antwort!
    Liebe Grüße
    Lena

    1. Carolina Drüten

      21. Dezember 2018

      Liebe Lena, ich habe alle Fragen bei der Einreise wahrheitsgemäß beantwortet und würde dir raten, das auch zu tun. Wenn nämlich herauskommt, dass du gelogen hast, kannst du mit jahrelangen Einreiseverboten belegt werden. Achte darauf, dass deine Geschichte kohärent ist und du plausibel schildern kannst, warum du in die West Bank willst. Mehr zu meiner tatsächlichen Einreise findest du hier: https://www.studieren-weltweit.de/welcome-to-palestine/
      Ich wünsche dir eine gute Reise und alles Gute,
      Carolina

  2. Hanna Girard

    10. Juni 2017

    Hallo liebe Caroline,
    warst du in Palästina als Journalistin unterwegs?
    Ich arbeite beim Radio und wollte dich fragen, wie du dich dort als Journalistin bewegt hast. Reporter ohne Grenzen sind der ganzen Sache gegenüber ja relativ skeptisch gegenüber gestellt…
    Ich freue mich auf deine Antwort:)
    herzlich:
    Hanna

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