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Alltag in Beirut ist das nicht gefährlich?


„Beirut, ist das nicht gefährlich?“ – Das war eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wurde, bevor ich mich zum Studieren in die libanesische Hauptstadt aufgemacht habe. Aber es lässt sich hier ganz gut leben. Allerdings sind es ganz banale Dinge, die im Alltag Schwierigkeiten bereiten.

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Fundstücke aus einem zerstörten Haus verschönern diese Mauer und erinnern Vorbeilaufende gleichzeitig daran, die Tage des libanesischen Bürgerkrieges nicht zu vergessen.

Beirut, ist das eigentlich gefährlich?

Ja und Nein. Fakt ist: Beirut ist eine Stadt, die inmitten verschiedener Krisenherde liegt. Mit dem südlichen Nachbarn, ein häufig verwendete Phrase um den Begriff Israel zu vermeiden, ist das Land seit 2006 offiziell und bis heute im Kriegszustand. Die gemeinsame Grenze wird durch ein UN-Mandat geschützt. Im Norden und Osten umgibt Syrien das Land. Diese strategisch angespannte Lage ist ein Grund dafür, dass es viele Menschen, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, schwer fällt, die politische Lage des Libanon einzuschätzen. Deshalb beschreibe ich euch lieber meine eigenen Erlebnisse.

Alltag in Beirut – auch als Frau kann man nachts auf die Straße gehen

Ich habe hier in Beirut einen ganzen normalen Alltag. Dabei fällt mir, gerade im Vergleich zu meinem Auslandsjahr in Südafrika, auf: In den Vierteln, in denen ich mich vorrangig aufhalte, ist es keine Seltenheit, abends und nachts als Frau alleine auf die Straße zu gehen. Auch Tagestrips und Kurzurlaube in viele andere Städte des Libanons sind gut möglich, obwohl sich der Radius seit Beginn der Syrienkrise deutlich verkleinert hat. So sind Fahrten entlang der Küste zwischen Tripolis (arabisch Tarablus) im Norden und Sour im Süden zum Reisen sehr beliebt. Wir haben es bisher leider nur bis Byblos (Jbeil) geschafft, Städte wie Saida oder das Qadisha Valley stehen aber ganz oben auf der Liste. Von Reisen in die Bekaa-Ebene, die im Osten des Landes liegt, wird im Moment eher abgeraten. Auch das geht aber solange man mit jemandem unterwegs ist, der sich auskennt.

Was ziehe ich als Frau in Beirut an?

Eine der schwierigsten Fragen beim Packen war für mich, was kommt an Kleidung in den Koffer? Jetzt weiß ich: Besonders in Hamra, mein Wohnviertel, Achrafieh oder Gemmayzeh ist der Kleidungsstil durch die Vielzahl von Studentinnen und Studenten liberal. In konservativ geprägten Vierteln trage ich gerne Rock oder Hose, die über die Knie gehen, aber auch das ist eher ein Gefühl, als etwas Vorgegebenes. Tipp: Es macht trotzdem Sinn ein Tuch, das im Libanon ansonsten natürlich nicht verpflichtend ist, mit in den Koffer zu packen. Sowohl in der Moschee, als auch in einigen christlichen Kirchen ist dieses beim Besuch einer religiösen Zeremonie Pflicht.

Der öffentliche Nahverkehr: Haltestellen sind hier überbewertet

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Wie in vielen Ländern, ist der öffentliche Nahverkehr im Libanon nicht direkt mit dem in Deutschland zu vergleichen. Warum das „No-Honking-Schild“ hier zwar notwendig aber absolut unbeachtet ist? Bus- oder Taxifahrer machen gerne auf sich aufmerksam, indem sie konstant hupend durch die Straßen kurven. Für potentielle Passagiere heißt das, einmal heranwinken, einsteigen und beim Aussteigen dasselbe Spiel: Binsal Hun ist das Zauberwort und der Busfahrer hält gerne bei der nächsten Gelegenheit am Straßenrand. Haltestellen sind damit vollkommen überbewertet. Nach einigem Hin und Her in den ersten Wochen, wer, wo, wie, wann, wohin fährt, finde ich mich mittlerweile ganz gut zurecht. Neben den Minibussen, deren offene Türen eine energiesparende Form der Klimatisierung darstellen, gibt es hier recht viele Taxen. Diese können entweder wie bei uns mit Taxameter, oder aber als sogenannter Service, das heißt Sammeltaxen, genutzt werden. Ein Service kostet 2.000 LL (umgerechnet ca. 1,30€), bei weiteren Strecken können auch zwei Service, demnach 4.000 LL verlangt werden.

Beirut, das Paris des Nahen Ostens?

Besonders in der Zeit vor dem Bürgerkrieg wurde Beirut gerne als Paris des Nahen Ostens bezeichnet. Wie es sich wirklich in Paris lebt, das erzählt euch besser Thanh Ngo Chi. Denn abgesehen davon, dass man, wie ich finde, der Kultur Beiruts nicht gerecht wird, indem man es mit irgendeiner europäischen Großstadt vergleicht, hat sich das Stadtbild seit den Zerstörungen des Bürgerkrieges sehr verändert. Und so wurde mit dem Ende des Krieges die Frage präsent, welchem Stil neu gebaute Häuser und renovierte Viertel folgen sollen. Besonders das Solidere Projekt in Beirut Downtown, das Kritikern zufolge die Beiruter Innenstadt zu einem Luxusort mit Prada Stores und teuren Restaurants umbauen möchte, sorgt dabei für Konflikte. Die Mischung verschiedener Gebäude nebeneinander, alt und neu, neugebaut, restauriert oder noch voller Narben der letzten Jahrzehnte, gibt der Stadt aber auch einen besonderen Charme. So entstehen Orte voller Geschichte, die es zu erkunden lohnt. Vielleicht ist Beirut nicht (mehr) das Paris des Nahen Ostens, aber mit Sicherheit eine sehenswerte und lebenswerte Stadt.

Kommentare
  1. Hirnbeiss

    17. Februar 2019

    Hallo, möchte dazu etwas sagen, ich finde Beirut herrlich, bin da aufgewachsen und zur Schule gegangen, bin mit 15 Jahren wieder mit meinen Eltern zurück nach Europa gegangen, und fühlte mich sehr miserabel, ich hatte solche Sehnsucht nach Beirut, die ich heute noch verspüre, sobald ich einen Bericht wie diesen zu lesen bekomme, das Kulinarische und die Mentalität das fehlt mir sehr und das mehr mit den schönen Stränden.

  2. Verbal

    29. Januar 2019

    Super geschrieben!
    Durch deinen Blog kann man sich ein gutes Bild von dort machen!
    Genieße die Zeit da unten, es ist mit Sicherheit eine Bereicherung für dein gesamtes Leben.

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