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Peking, Stadt der Gegensätze Eine Liebeserklärung


Peking, meine Wahl fürs Auslandssemester. Oder: Warum ich mich in diese Stadt (mit ihren Macken) verliebt habe. China wird gemeinhin Land der Gegensätze genannt und auch Peking macht da keine Ausnahme. Schnell gegen langsam, Tradition gegen Moderne. Und auch wenn man das so wahrscheinlich in jedem Reiseführer lesen kann, entspricht das genau dem Bild das auch ich von Peking bekommen habe.

Bei Peking denken viele zuerst an die Luftverschmutzung. Die ist ein Problem. Die Luft ist schlecht. Aber man überlebt es und gewöhnt sich sogar ein bisschen daran. Der PM2,5-Wert, der in Europa im Jahr als Tagesmittel 25μg/m³ nicht überschritten werden darf, wird hier täglich um mindestens das Doppelte übertroffen. „Normal“ liegt der Wert zwischen 50-150 μg/m³. Trotz allem ist Peking nicht die Stadt mit der schlechtesten Luft der Welt – wenn auch von den Medien oft anders kommuniziert. Und wie die Chinesen entwickelt man mit der Zeit eine gewisse Gelassenheit. Peking, Stadt der Luftverschmutzung.

Luftverschmutzung: "Beijing Air Quality is hazardous"
Solche Werte haben wir zum Glück nur ein- oder zweimal in meiner Zeit in Peking erreicht. Das ist dann wirklich bedenklich!

Gleich bei meiner Uni gibt es drei Seen, die noch mit weiteren Parks verbunden sind. Einer meiner Lieblingsorte, weil man einfach allen Stress der Großstadt vergessen kann. Der Olympia-Park, der Beihai-Park, Xiangshan und viele kleinere Parks laden zu jeder Jahreszeit zum Besuchen ein. Die Parks nehmen riesige Flächen im Stadtgebiet ein. Die meisten Straßen sind außerdem von Bäumen gesäumt, sodass bei mir als Fußgängerin immer wieder das Gefühl aufkam gar nicht in einer Großstadt zu sein, sondern an einer kleinen Straße in Kassel entlangzulaufen (oder einer anderen Stadt mit Alleen). 😁 Peking, Stadt der Parks und Alleen.

See Großstadt
Raus aus dem Großstadtdschungel? Kein Problem, der See ist nur 15 Minuten von meiner Uni entfernt

Zum dem Gefühl nicht in einer Großstadt zu sein, tragen auch die Bewohner bei. Immer wenn ich durch die Straßen von Peking gewandert bin, habe ich Chinesen gesehen, die, an kleinen Tischchen auf der Straße sitzen, Mahjong spielten. Oder einen alten Mann, der die Erhu spielt. Jeden Tag traf ich auf denselben Obstverkäufer an meiner Uni und abends auf die Leute, die überall zusammenkommen, um auf den Straßen gemeinsam zu tanzen. Die Einheimischen, insbesondere die Älteren bezwingen jeden Tag die Schnelllebigkeit ihrer Stadt. Peking, Stadt der Gemütlichkeit.

Erhu -Spieler
Ein alter Mann spielt mitten auf der Straße das Instrument Erhu. Das Treiben um ihn herum geht weiter.

Zugleich wird Peking in atemberaubendem Tempo zur internationalen Metropole, wie New York oder Tokio. Man findet an Kulinarik und kulturellem Angebot alles, was man auch sonst in aller Welt findet. Das Nachtleben ist abwechslungsreich und luxuriös. Selbst für Studenten aus dem Westen gibt es hier keinerlei Zwang sich in irgendeiner Weise zu integrieren, gibt es doch jede erdenkliche internationale Küche und eine riesige internationale Gemeinschaft. Die Stadt wird immer mehr zu einer globalisierten Großstadt. Peking, Stadt der Schnelllebigkeit!

Mit zunehmender Globalisierung wird auch das Leben in China immer mehr dem westlichen Lebensstil angeglichen. Wer einfach nur shoppen möchte in seinem Auslandssemester, wird in Peking auf jeden Fall glücklich. Unzählige Shoppingmalls mit Marken aus aller Welt kann man hier quasi an jeder Ecke finden. Geld ist hier sehr wichtig. Und sich Marken aus dem Westen leisten zu können, zeigt, dass man es „geschafft“ hat. Wenn man den Konsum und Kapitalismus in seiner ausgeprägtesten Form erleben will, sollte man nach Peking kommen. Peking, Stadt des Kapitalismus!

Trotzdem ist Peking nicht teuer. Wenn man lebt wie die Chinesen (und nicht ständig in westlichen Restaurants isst und nur Taxi fährt), sind die Lebenshaltungskosten hier sehr niedrig. 1 € für ein Mittagessen in der Mensa, 4-5 € in einem chinesischem Restaurant. Eine Busfahrt für 25 Cent oder eine Taxifahrt für 4 €. Und wer billig shoppen möchte, geht einfach auf einen der vielen Fake-Märkte. Selbst Studenten können hier glücklich werden. Peking, Stadt der niedrigen Preise!

Riesige Straßen, 20 Millionen Einwohner, neue Gebäude, wohin das Auge blickt. Peking ist groß und man kann sich schnell mal verloren fühlen. Es ist anstrengend, aber auch beeindruckend, z.B. wenn man wieder ein neues, noch größeres Gebäude entdeckt. Zumindest solange man die Rush-Hour vermeidet. 😉 Peking, Stadt der Größe.

Breite Straße
Breite Straßen, mehrstöckige Gebäude – das muss nicht nur hässlich sein

Doch die eigentliche Schönheit entdeckt man oft erst, wenn man genau hinschaut. Peking, Stadt der Details!

Neben den Kleinigkeiten, die es zu entdecken gibt, hat Peking auch die vielen Sehenswürdigkeiten, wie die Verbotene Stadt oder der Tian’anmen-Platz. Ich konnte jedes Mal aufs Neue nur staunen, wie alt und geschichtsträchtig diese Stadt ist. Echte Geschichtsliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Peking, Stadt der Vergangenheit!

Aber auch Peking, Stadt der Zukunft! Selbst in nur 4 Monaten habe ich bemerkt, wie sich Peking Tag für Tag weiterentwickelt. Die U-Bahn wächst, Geschäfte verschwinden und neue eröffnen, Menschen fahren auf spacig aussehenden Solowheels oder „Hoverboards“ an einem vorbei.

Peking fasziniert mich. Hier treffen Vergangenheit und Zukunft in einer Weise aufeinander, wie ich es in Europa nicht erlebt habe. Peking ist rasant und gemächlich zugleich, vorwärtsdenkend und traditionell. Peking steht im Spagat zwischen zwei Zeiten. Und obwohl die Stadt sicherlich nicht perfekt ist, schafft sie diesen Spagat doch recht gut.

Die Uni, die Leute, die Sprache, die Stadt. Das alles hat mein Auslandssemester zu der einzigartigen Erfahrung gemacht, die ich die letzten Monate hatte. Peking, ich habe mich verliebt! Und Peking, ich komme wieder!

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