11. Mai 2022
Welt sehen, Kultur erleben, Sprache lernen – die Motivation für einen Auslandsaufenthalt ist vielfältig. Allerdings braucht es auch viel Vorbereitung, zusätzlich zu Laborpraktika und Staatsexamen. Die besonderen Gründe, warum sich die Mühe gerade für ein Forschungspraktikum im PJ lohnt, findet ihr hier.
Im Pharmaziestudium ins Ausland zu gehen, ist nicht ohne Schwierigkeiten möglich. Zwischen Seminaren, Vorlesungen und Praktika bleibt viel zu wenig Zeit. Es droht, ein Jahr zu wiederholen oder viel Stoff nacharbeiten zu müssen. Gerade, wenn eine Pause im Studium nicht umsetzbar ist, bietet sich im Praktischen Jahr (PJ) die einmalige Chance.
Praxisbegleitender Unterricht
Im PJ müssen je Halbjahr zwei Wochen praxisbegleitender Unterricht absolviert werden. Dieser ist je nach Landesapothekerkammer (LAK) unterschiedlich organisiert. Aus dem Ausland dafür anzureisen, lohnt sich außerhalb Europas oft wegen der langen Anreise und der Kosten nicht. Sollte kein drittes Halbjahr in Erwägung kommen, muss dafür eine Lösung her.
Eventuell findet bei eurer LAK der Unterricht noch online statt (trotz Zeitverschiebung eine gute Lösung). Auch könnt ihr euch nach Absprache mit den jeweiligen Kammern für den Blockunterricht in Bayern oder Berlin anmelden. Dort könnt ihr innerhalb vier Wochen den kompletten Unterricht in einem Halbjahr absolvieren.
Tipp: Famulatur oder Wahlpflichtpraktikum können als kürzere Aufenthalte im Ausland absolviert werden!
Meist ist eine Finanzierung über Stipendien (wie bei Michael), Auslands-Bafög (wie bei Madleen) oder PROMOS (wie bei Maja) möglich. Innerhalb Europas kann ein Praktikum über Erasmus+ gefördert werden. Tipps dazu, wie ihr einen Praktikumsplatz findet, gibt es bei Backtosch und Marlene.
Mehr Studentenleben als im Studium
Die meiste Zeit mit Freunden verbringt man im Pharmaziestudium im Labor. Im Praktischen Jahr ist der Arbeits- und Lernaufwand normalerweise eher hoch. Und dann kommt der Job. Ein Praktikum an einer Uni ist da perfekt! Abhängig von Praktikumsstelle und Land gibt es auch an der Universität Kernarbeitszeiten und die Fünf-Tage-Woche als vorgegebene Struktur. Forschung bietet jedoch auch Freiheiten. Ich war in meinen bisherigen Forschungspraktika meist selbst für meine Arbeit verantwortlich und meine Zeiteinteilung war mir überlassen. Im Gegensatz zum Studium die absolute Freiheit!
Was ihr für ein Forschungspraktikum mitbringen müsst? Eigenmotivation und Organisationstalent schaden nicht. Belohnt werdet ihr dafür mit viel Flexibilität und einem eigenen Projekt – inklusive dem Ziel, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt.
Tipp: Macht ihr das Praktikum in der zweiten Hälfte des PJ, könnt ihr je nach Visum nach dem dritten Staatsexamen noch Reisen oder sogar im Ausland arbeiten. Mein Visum etwa ist für ein komplettes Jahr gültig und enthält eine offene Arbeitserlaubnis.
Aspirin im Supermarkt
In Deutschland ist das Pharmaziestudium sehr strukturiert und wenig patientenorientiert. Gesundheitssysteme und dementsprechend auch das Studium sowie das Berufsbild unterscheiden sich stark zwischen Ländern. Was mich zum Beispiel immer wieder überrascht, ist, dass ich im Supermarkt einfach so Medikamente kaufen kann. In Deutschland undenkbar.
Ein Aufenthalt im Ausland bietet mir die Möglichkeit zum Austausch mit Student:innen an der Universität, aber auch einen neuen Blick auf Gesundheitspolitik. Öffnungszeiten von Apotheken oder das Berufsbild der Stationsapotheker:in bieten eventuell auch neue Perspektiven für Möglichkeiten nach dem Studium. Zuletzt ist auch der Einblick in die Forschung als Berufsfeld wertvoll und kann einen Hinweis darauf geben, ob etwa eine Promotion in Frage kommt.
Cheers,
Ronja