00:00:00:00
Jumana
Ja, da habe ich dann auch eine Anzeige erstattet bei der Polizei, weil das Geld von meinem Konto abging. Deshalb sind wir dann bei der weiteren Wohnungssuche auch ein bisschen vorsichtiger geworden. [TRANSITION SOUND] Mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf und dann habe ich gedacht okay ja, eigentlich … gerade sehe ich hier keinen Weg raus, außer das komplett abzubrechen.
[TRANSITION SOUND]
00:00:21:05
Lene
[MUSIK] Willkommen zurück bei „studieren weltweit – der Podcast“. Schön, dass ihr auch bei der zweiten Staffel dabei seid. Ich bin Lene und ich nehme euch zusammen mit meinen Gäst:innen wieder mit ins Ausland. Ich spreche mit ehemaligen Auslandsstudierenden über ihre Erfahrungen. Was war schön? Was waren die Schwierigkeiten? In dieser Staffel fragen wir uns: Studieren im Ausland – immer alles so easy? Los geht’s.
[TRANSITION SOUND]
00:00:46:21
Off-Speaker
Achtung: In dieser Folge werden Themen behandelt, die möglicherweise emotional belastend sind. Schau für weitere Informationen in die Shownotes.
[TRANSITION SOUND]
00:00:55:19
Lene
Hi, Jumana. Schön, dass du heute da bist. Freut mich sehr, mit dir heute über ein ganz interessantes Thema zu sprechen, was tatsächlich nicht so oft angesprochen wird. Nämlich warst du in Spanien und hast dein Auslandssemester abgebrochen und möchtest heute deine Erfahrungen mit uns teilen. Aber ganz kurz noch mal zu dir und zwar war dein erster Auslandsaufenthalt in Südafrika, da warst du mal auf einer Highschool, aber das war für eine kürzere Zeit in Kombination, also privat organisiert. Und danach warst du schon mal in Malaga, Spanien und hattest überlegt, dort auf einer deutschen Schule zu lernen. Und dann bist du noch mal jetzt zum Austausch im Februar bis April 2022, also zwei Monate lang in Spanien gewesen, auch wieder Andalusien, Malaga und hast das dann aber abgebrochen. [TRANSITION SOUND] Du beschreibst dein Auslandsaufenthalt [TRANSITION SOUND] in einem Wort mit bewegend.
[TRANSITION SOUND]
Jetzt würde ich mich mal. Jetzt würde mich interessieren, warum „bewegend“?
00:02:04:03
Jumana
Bewegend. Ja, also es gab total viele so Auf und Abs würde ich sagen. Also das fing schon bei der Planung an, ganz, ganz davor, weil ich eigentlich nach Kolumbien gehen wollte. Und dann kam, wie wir ja alle wissen, 2020 die Corona Pandemie und irgendwie kurz davor habe ich gesagt: Nein, also irgendwie, … da kommt was auf mich zu. Ich glaube, das wird gerade dieses bzw. nächstes Jahr erst mal nichts und habe dann diese Planung abgebrochen. Dann das ein gutes Jahr später wieder aufgenommen. Da gab es dann aber so Kommunikationsschwierigkeiten mit der Universität, wo ich gerne hinwollte. Die Dozentin, die die Partnerpartnerschaften der Universitäten betreut bei uns, war auch neu an unserer Uni und hatte deshalb noch nicht so viel Erfahrung und Kontakt glaube ich mit dieser Uni speziell und deshalb gestaltete sich das ein bisschen schwierig. Und dann habe ich mich ziemlich spät in Anführungsstrichen für ein Erasmus Semester entschieden. Das war im Mai, Ende Mai 2021 tatsächlich erst. Und da ich ja einen zweifach Bachelor studiert habe, konnte ich mich da zwischen verschiedenen Universitäten entscheiden und konnte mich da dann halt auf mehrere Erasmusplätze bewerben und hatte für die Hispanistik Teneriffa, Sevilla und Vigo angegeben.
00:03:33:14
Jumana
Und bei der Medien- und Kommunikationswissenschaft, also meinem anderen Studiengang, konnte ich mich zwischen Malaga und Madrid entscheiden und da war Malaga definitiv meine 1. Wahl. Und da kam dann wieder von der Dozentin, die das betreut hat: „Ja, es kann sein, dass du doch nach Madrid gehen musst. Aber falls jemand von Malaga abspringt, dann kriegst du den Platz natürlich. Dann rückst du nach.“ Da waren so die ersten bewegenden Momente, sag ich mal. Und dann habe ich mich tatsächlich richtig darauf gefreut, nach Malaga zu gehen, weil das ist auch so, … ich finde die Stadt einfach total schön. Ich fühle mich da super wohl und habe mich eben auch total gefreut. Also am Meer zu sein, … ich bin voll das Sommer-Sonnenkind und ja genau. Und dann bin ich halt da hingekommen.
[TRANSITION SOUND]
Hab mich auch voll gefreut, dass ich eben für die Kampagne vom DAAD berichten darf.
[TRANSITION SOUND]
00:04:30:07
Jumana
Das war auch Hobby, Social Media und den Auslandsaufenthalt so zusammenzubringen, da dachte ich mir: Cool, wirklich coole Sache, da freue ich mich voll. Und dann kamen so die ersten Rückschläge, sag ich mal, als ich da war, weil wir in … darf ich das schon erzählen?
00:04:48:08
Lene
Ja, ja, ja. Du kannst gerne, … wir werden gleich noch mal weiter darauf eingehen. Ich finde es schon mal superschön, dass du das so schön erklärt hast. Das klingt auf jeden Fall bewegend, wenn man erst gar nicht weiß, wo komme ich da jetzt hin, komme ich da nicht hin? Wo geht es eigentlich alles hin? Genau. Mich würde vorher noch mal ganz kurz interessieren: Wie kamst du auf Spanien?
[TRANSITION SOUND]
00:05:10:09
Off-Speaker
[ZUGEINFAHRT; BREMSEN QUIETSCHEN] Kurzer Zwischenstopp für die Werbung: Im Ausland studieren klingt schon aufregend, oder? Hast du auch Fernweh? Wenn du Lehramt studierst, kannst du dich auf ein DAAD Stipendium bewerben. Starte dein Auslandspraktikum, egal ob während deines Studiums oder vor deinem Referendariat. Alles, was du für die Bewerbung brauchst, findest du mit einem Klick auf den Link in den Shownotes. Mach dein Studium zum Abenteuer mit deinem DAAD-Stipendium. Bewirb dich jetzt und erlebe es.
[TRANSITION SOUND]
00:05:39:20
Lene
Also das hat sich jetzt eben ergeben wegen der Partneruniversitäten?
00:05:44:12
Jumana
Also ich studiere ja Hispanistik, also spanische Literatur, Kultur und Sprachwissenschaft. Deshalb war es für mich auch super, superwichtig und auch von von Anfang an meines Studiums irgendwie klar, dass ich halt in den hispanophonen Raum möchte. Also die Länder, in denen eben Spanisch gesprochen wird. Und cool wäre halt wie gesagt Lateinamerika gewesen, weil da war ich noch nie. Ich glaube, das ist eine ganz andere Erfahrung als so Europa. Und ja, das ging halt dann leider wegen der Covid-Pandemie nicht. Und dann habe ich mich eben für Spanien entschieden.
00:06:22:07
Lene
Ich denke, das ist an sich eine sehr interessante Wahl. Es gehen ja sehr viele Leute nach Spanien, aber es hat auch seinen Grund. Also auch wenn es nicht Lateinamerika ist, hat Spanien trotzdem sehr viel zu zeigen und besonders Andalusien. Ich habe gesehen, dein erster Beitrag, … da warst du nämlich im Februar schon in Malaga und standest mit den Füßen im Meer. Wie hat sich das angefühlt? Im Februar im Meer zu stehen?
00:06:48:18
Jumana
Ich finde es tatsächlich total schön. Also das Wasser war zwar eiskalt, es war Februar. Das darf man auch echt nicht unterschätzen. Also ich bin tatsächlich auch mit Stiefeln hingefahren und dann stand ich da barfuß, trotzdem im Meer. Das ist so voll der Gegensatz auch irgendwie. Aber ja, meine Füße waren zwar ein bisschen kalt, aber danach in die schönen warmen Winterstiefel zu gehen war echt cool.
00:07:15:19
Lene
Schön!
00:07:18:02
Jumana
War ein bisschen wie ein Kneippbad, würde ich sagen.
00:07:20:11
Lene
Ja, ja. Das sagt mir was. Das ist … genau, wenn man wie so ein Eisbad läuft, [TRANSITION SOUND] dass man seine Waden sozusagen abkühlt. Und danach werden die richtig schön warm.
[TRANSITION SOUND]
00:07:31:19
Jumana
Genau.
00:07:33:00
Lene
Wie sieht es denn aus? Sprachlich solltest du wahrscheinlich keine Schwierigkeiten gehabt haben, oder? Oder wie hat sich das, … wie war das, als du in Spanien angekommen bist mit der Sprache?
00:07:42:21
Jumana
Also sprachlich, … ich lerne eben schon ziemlich lange Spanisch, deshalb war das jetzt nicht so das große Problem, dort Spanisch zu sprechen und auf so einer Small Talk-, normalen Kommunikationsebene zu kommunizieren, hat super funktioniert. Das, was tatsächlich dann eher eine kleine Schwierigkeit war, war in der Uni tatsächlich bei den bei den Seminaren zuzuhören und das alles zu verstehen. Weil das Andalusische Spanisch ist tatsächlich noch mal ein bisschen anders als das Spanisch, was man lernt. Also die atmen so ganz viele Endungen weg und sprechen total schnell. Und dann, … ich sage mal, es ist wie in Deutschland auch. Es gibt halt für verschiedene Sachen auch einfach andere Worte oder andere Ausdrücke und so. Genau. Also das war dann halt so ein bisschen: Okay, wie komme ich jetzt hier hinterher? Gewöhne ich mich da dran? Das Mitschreiben war halt schwierig, aber da muss ich sagen, waren meine Kommilitonen auch total cool drauf und haben mir dann ihre Mitschriften gegeben oder gesagt: „Hier, guck mal da in dieser App, da kannst du die Mitschriften von den Kursen von anderen Jahren finden.“
00:08:57:05
Lene
Das ist ja praktisch, also dass es so was gibt. Du hast auch, … du hast in deinem Blog nicht nur von dir gesprochen, sondern auch ganz oft von Elena. Erzähl mal, wer genau das war. Ich habe jetzt auch nicht ganz gewusst: Ist das eine Freundin, eine Kommilitonin? Hast du sie dort kennengelernt oder in Deutschland?
00:09:15:13
Jumana
Elena ist tatsächlich eine Freundin von mir. Auch total witzig, weil die nämlich ein ähnliches Problem hatte mit ihrem Auslandssemester. Erst mal ins Ausland zu gehen, … die wollte nämlich eigentlich nach Kuba. Und kennengelernt haben wir uns eben hier in der Uni in unserem Spanischkurs. Dann hat sie auch noch in meinen anderen Studiengang gewechselt, sodass wir da auch immer Kurse zusammen hatten. Und dann sind wir eben beide über die Medien- und Kommunikationswissenschaften nach Spanien gegangen und hatten dort dann Kurse gemeinsam und auch gemeinsam dann unsere Wohnung gefunden bzw. zwei Zimmer in derselben WG.
00:09:52:16
Lene
Genau das wäre nämlich die nächste Frage gewesen. Ihr habt nämlich auch zusammen nach Wohnungen Ausschau gehalten. Wie hat sich das so ergeben? Besonders hinsichtlich der ersten paar Tage und der Ankunft? Wo habt ihr übernachtet?
00:10:06:23
Jumana
Tatsächlich lebt halt meine Patentante in Spanien in der Nähe von Marbella und sie hatte halt angeboten, dass wir dort uns erst mal bei ihr niederlassen können, in Anführungsstrichen und können dann von dort aus suchen. Weil ich hatte davor halt einen Beitrag von einer Person aus Bordeaux gelesen, die eben auch irgendwie Probleme mit der Wohnungssuche hatte. Und dann habe ich gesagt: Ja, dann lass uns das lieber von dort aus machen. Und dann haben wir eben zum einen mit der Hilfe von ihrem Mann, der Spanier ist, also dem Mann meiner Patentante, … haben wir uns dann dort vor Ort Wohnungen angeguckt, ausgesucht. Genau. Und er war [TRANSITION SOUND] dann so ein bisschen auch als, ich sag mal „Mittler“ dabei, wenn jetzt irgendwie doch was untergegangen ist bei uns im Spanischen oder so.
[TRANSITION SOUND]
00:11:00:12
Lene
Ja, du hattest auch einen Beitrag dazu geschrieben, dass ihr leider auf eine Fakeanzeige reingefallen seid. Kannst du dazu noch mal erzählen, was da passiert ist?
00:11:12:22
Jumana
Also die ersten Wohnungen oder Zimmer, die wir uns angeschaut haben, das war über die App Idealista. Das ist so eine typische App wie Immoscout oder so, nur halt für den spanischen Markt. Und da hatten wir halt Wohnungen und WG-Zimmer angeschrieben erst mal und dann eben auch angeguckt und dann hat uns einer einen Link geschickt zu Airbnb, vermeintlich Airbnb. Aber in der Aufregung haben wir beide nicht so richtig auf den Link geachtet, dass da eben … also wenn man weiß, wie sich ein Link zusammensetzt, dann hätte man sehen können, dass der halt Fake ist. Aber wir waren halt, ich sag mal total geblendet von den schönen Bildern, von der Wohnung und so. Und ja, na dann, okay: Dann müssen wir jetzt schnell zuschlagen. Was halt dann echt nach hinten losgegangen ist. Und ja, da habe ich dann auch eine Anzeige erstattet bei der Polizei, weil das Geld von meinem Konto halt abging. Und ja, das war halt echt nicht so cool und deshalb sind wir dann bei der weiteren Wohnungssuche auch ein bisschen vorsichtiger geworden und waren so: Ja, ein Vertrag möchten wir halt nur in persona unterschreiben und so. Einfach aus dieser Erfahrung heraus, weil wir gedacht haben, wir können jetzt nicht noch mal einen Batzen Geld verlieren.
00:12:40:16
Lene
Das kann ich mir vorstellen. Es ist natürlich blöd, wenn das gleich so die erste Erfahrung ist, die man in seinem Auslandssemester macht. Ich habe auch eine Bekannte, die leider auch hier in Berlin auf so eine Fakeanzeige reingefallen ist und der gesagt wurde irgendwie, das Mädchen käme aus Belgien und sie solle doch bitte das Geld auf ein belgisches Konto überweisen, also die Kaution. Im Nachhinein hat diese Wohnung nicht existiert, sie hat nie den Schlüssel dafür bekommen und wir sind dann auch gemeinsam zur Polizei. Und dann hieß es auch: Das Problem ist, gerade wenn es in Deutschland passiert, das Geld dann über Belgien läuft und sie eigentlich aus Frankreich kommt. Also die, die darauf reingefallen ist, dann sind da schon drei Länder, die involviert sind und dann kann man das leider komplett vergessen. Da muss man wirklich immer …
00:13:30:12
Jumana
So ähnlich war das bei uns halt auch, weil die Wohnung war ja in Spanien, das ging über das deutsche Konto auf ein [TRANSITION SOUND] ich glaube irisches oder so, also es war auf jeden Fall auch ein drittes Land involviert. Da gab es auch echt keine Chance, das Geld irgendwie zurückzuholen. Leider.
[TRANSITION SOUND]
00:13:47:21
Lene
Ja, genau also da noch mal der Tipp an alle, die eine Wohnung suchen: Wirklich vorsichtig sein, sobald es heißt irgendwie na ja, schick doch erst mal die Kaution, bevor du die Wohnung gesehen hast oder schick das auf ein Konto in ein anderes Land. Immer darauf achten, da kann schnell was schief gehen. Genau jetzt, … wie ging es denn dann weiter mit eurer Wohnungssuche? Also ich hatte gesehen dieses „piso compartido“, also so ein WG-Zimmer, da hattest du eigentlich nicht so Interesse dran, aber das war ja anscheinend dann gar nicht mehr so einfach, was in Malaga in der kurzen Zeit zu finden. Was habt ihr als nächstes gemacht?
00:14:25:00
Jumana
Genau. Also das nächste, was wir gemacht haben, war dann weiter erst mal auf Idealista zu gucken, dass wir da weiter WG-Zimmer anschreiben. Das war für mich tatsächlich nicht so einfach, weil ich gedacht habe: Ja WG-Zimmer, … wenn da so viele fremde Leute sind. Das war mir ehrlicherweise nicht ganz so geheuer und ganz häufig haben wir WGs gesehen, wo dann echt viele Leute gewohnt haben und das wollte ich dann halt auf gar keinen Fall tatsächlich. Und dann sind wir noch mal über die Facebook Gruppen gegangen. Also es gibt ja für jeden Ort, der diese Erasmus-Unis hat, gibt es so eine Facebook-Gruppe und da habe ich dann eben noch mal eine Anzeige reingeschrieben, dass Elena und ich eine Wohnung suchen oder halt zwei WG-Zimmer. Und darauf haben sich dann halt ein paar Leute gemeldet. Und witzigerweise hatten wir dann tatsächlich eine Deutsche, die dort gelebt hat oder immer noch lebt, die sich so um die picos compartidos für die Studentinnen und Studenten kümmert.
00:15:33:04
Jumana
Und ja, bei ihr haben wir dann halt ein Zimmer gefunden und die war total lieb und so, also das war echt, ich sag mal ein Goldstück auch an Wohnungen, weil das eine super Lage hatte. Wer sich in Malaga vielleicht ein bisschen auskennt, das war so [TRANSITION SOUND] in der Nähe vom Plaza de la Merced. Und ja, das war wirklich cool.
[TRANSITION SOUND]
00:15:56:24
Lene
Schön. Na, das klingt ja richtig toll.
00:15:58:23
Jumana
Ja.
00:15:59:15
Lene
Und wie war das dann so in der Uni? Erster Uni Tag. Die Kurse, die du so gewählt hast wie. Wie ist der Campus in Spanien?
00:16:09:09
Jumana
Also der Campus … unterscheidet sich echt krass von dem, was ich aus Deutschland kenne. Weil bei mir ist so alles in der Stadt irgendwie verstreut und dort war halt alles eher so gebündelt auf einem Gelände. Also wirklich so, wie man das aus den ich sag mal amerikanischen Filmen kennt, so eine Campus-Uni wirklich. Und es war jetzt nicht direkt eine kleine Stadt für sich, aber man konnte halt, … also alle Gebäude waren irgendwie fast an einem Ort und da war ich eben in der Fakultät für Medien und Tourismus. Und da gab es eine Mensa und so ganz viele Grünflächen und der Botanische Garten der Uni war auch in der Nähe. Und ja, da konnte man sich echt gut wohlfühlen. Also es war auch super grün. Also das ist so krass, wenn man im Februar nach Spanien kommt, so Februar, März, da blüht dort alles. Das ist alles schon super grün und so.
00:17:14:12
Lene
Wo in Deutschland?
00:17:16:07
Jumana
Und die Orangenbäume haben [TRANSITION SOUND] dort auch gerade geblüht. Das heißt, es duftete auch überall so nach diesen Orangenblüten.
00:17:21:23
Lene
Schön!
00:17:23:00
Jumana
Das war total toll.
00:17:24:10
Lene
Das kann ich mir vorstellen.
[TRANSITION SOUND]
Du hattest eben schon erwähnt, dass da dann ein paar Probleme auftraten. Was ist denn sonst so passiert? Also es hat ja nicht so gut gestartet, die ganze Auslandserfahrung mit der Wohnung und der Wohnungssuche. Genau. Was waren so die nächsten Hürden, die du so hattest?
00:17:42:00
Jumana
Ja, also das erste, wie du schon gesagt hast, war diese Fake-Airbnb Anzeige. Dann kam eben das … also gefühlt 80 % aller Studentenwohnungen, die es dort in Malaga gibt, werden von ein und demselben Büro verwaltet oder derselben Person. Und da wir bei ihr das halt auch in persona alles unterschreiben wollten und klären wollten, wollte sie uns dann nicht mehr als Mieterinnen. Und ja, das war so der der erste Rückschlag, wo ich dachte: Oh Mist. Dann hatte ich ja erwähnt, dass am Anfang das Wetter echt total toll war. Klar, es war auch noch ein bisschen kalt, aber so tagsüber schien halt schön die Sonne. Es hat alles geblüht. Und dann kam halt … ich glaube, fast drei oder vier Wochen hat es fast wirklich durchgängig geregnet. Damit hätte ich jetzt auch nicht so gerechnet. Und ich meine ja gut, Regen kann man wegstecken, aber es kam dann dieser Blutregen und dann war auch die ganze Zeit die Luft so ganz komisch. Also die Luftqualität war total schlecht. Dann wurde es gar nicht richtig hell.
00:18:53:00
Lene
Ganz kurz … was bedeutet denn Blutregen?
00:18:57:14
Jumana
Also so ganz gut und genau kann ich es auch nicht erklären. Aber da kommt halt der Ostwind aus der Sahara und der bringt den Saharasand und Staub mit. Und wenn das dann halt runterkommt, … also in Malaga, waren teilweise richtig so kleine Berge von Saharasand, die dann da zusammengekehrt wurden, weil das halt alles mit runterkam und es wurde halt gar nicht richtig hell. Der Himmel war die ganze Zeit so blutorange. Man hat gar nicht gewusst, ist jetzt die Sonne schon aufgegangen oder woher kommt dieses komische Lichtverhältnis? Und dadurch hatte ich dann auch ziemlich häufig, ziemlich oft richtig dolle Kopfschmerzen und so was. Und das hat sich dann so total auch auf den Körper irgendwie ausgewirkt. Genau, das war halt so was, was ich tatsächlich nicht so gut wegstecken konnte. Vor allem mit dem, was da vorher schon passiert ist.
00:19:57:05
Jumana
Und ja, dann … lag so ein bisschen auch die Schuld auf mir mit dem fake Airbnb, dass ich das halt bezahlt hatte. [TRANSITION SOUND] Ja, es war halt blöd gelaufen, aber irgendwie lag so eine schwere Last auf meinen Schultern.
[TRANSITION SOUND]
00:20:13:19
Lene
Und gab es, … also war das dann auch so der Moment, wo du entschieden hast: „Ich möchte das Semester abbrechen.“ Oder gab es da so einen gewissen Moment. Was ist dir durch den Kopf gegangen?
00:20:28:18
Jumana
Also ich habe dann erstmal eine Weile gedacht: Okay, komm, das legt sich wieder, das beruhigt sich alles. Ich habe dann versucht, mir so ein paar schöne Aktivitäten rauszusuchen. Wir waren zum Beispiel auch da auf dem Karneval in Malaga. Da war so eine riesige Parade. Das war wirklich, wirklich schön. Und dann habe ich aber irgendwann in der Uni gemerkt, dass ich, … ich saß im Seminar und das klingt total blöd, aber mir kamen einfach die Tränen, ohne dass da irgendwas jetzt direkt als Grund offensichtlich war. Wahrscheinlich war es eher so eine innere Unruhe oder so. So würde ich das vielleicht bezeichnen. Und ja, es waren also viele, viele unterschiedliche Sachen, die dann da auf mich zukamen. Dann habe ich gedacht okay. Dann bin ich ein Wochenende zu meiner Patentante gefahren, hatte dann mit ihr da voll auch das schöne Wochenende. Da waren wir auf dem Markt und haben Blümchen gekauft und so Sachen, die halt auch irgendwie dem Herz gut tun. Und danach ging es mir auch ein bisschen besser. Dann bin ich wieder eine Woche dort mit zur Uni gegangen.
00:21:33:15
Jumana
Dann kam in dem anderen Kurs dazu … dieser mit Marketingstrategie. Da ist dann der Dozent irgendwie auch gegangen. Und das wäre der einzige Kurs tatsächlich gewesen, den ich mir von der Note hätte auch anrechnen lassen wollen, dann am Ende vielleicht. Also nicht nur um diese Erasmuspunkte zu erbringen für die Förderung, sondern eben dann auch für mein Zeugnis hier in Deutschland. Und der ist dann gegangen und da konnten sie uns aber irgendwie ganz lange keine konkrete Lösung vorschlagen, wer das dann übernimmt. Der kam dann auch. Also das habe ich im Nachhinein erfahren, da kam dann, nachdem ich mich aber schon entschieden hatte abzubrechen, auch ein neuer Dozent, der das dann weitergeführt hat. Aber das war dann so für mich auch so eine gewisse Unsicherheit und Unwissenheit. Was passiert da jetzt? Das fand ich in dem Moment einfach total blöd, dass da dieses einzige Fach, was ich mir tatsächlich hätte anrechnen lassen können, dann irgendwie erst mal weggefallen ist. Genau. Und dann war ich noch mal ein Wochenende bei meiner Patentante, bin dann den anderen Dienstag zu diesem Spanisch Übersetzungskurs gegangen, also Spanisch-Deutsch. Und da hat mich dann meine Freundin schon empfangen und meinte: „Du siehst gar nicht gut aus.“
00:22:52:15
Jumana
Und dann bin ich da vor ihr echt in Tränen ausgebrochen. Und dann meinte sie: „Komm, wir gehen jetzt nicht in den Kurs, wir gehen jetzt in die Stadt und und reden mal ein bisschen.“
00:23:03:02
Lene
Oh Mann, das nimmt mich auch gerade voll mit. Ich kann mir richtig vorstellen, wenn man in dieser Situation war, … also ich muss auch dazu sagen, ich hatte ja ein Auslandsjahr in Brasilien gemacht. Es war nicht mein erstes Mal im Ausland und am Ende, … also ich war von Februar bis Dezember da, ungefähr so zwei Semester. Und gegen Ende hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es irgendwie alles … ich weiß nicht. Es gab ganz viele Dinge, die mich auf einmal so gestört haben. Also ich meine natürlich eine neue Kultur, man weiß, dass auch dieser Kulturschock auf einen zukommt und den hatte ich aber so diese ganze Anfangsphase nicht. Und dann war es auch … also ganz blöd gesagt, das sind ganz blöde Gründe. Das Wetter war halt nicht schön und man hat dann das Gefühl gehabt, dass es nur kalt ist, es nur am Regnen, es irgendwie nur düster, dann einfach so viele Menschen. Ich habe in Sao Paulo gewohnt. Die Stadt ist so groß und ich habe teilweise zwei Stunden bis zur Uni gebraucht, dann wieder zwei Stunden nach Hause und dann die Menschenmassen.
00:24:06:15
Lene
Das hat mich alles gestört und leider eben auch solche Dinge wie Catcalling, also dass man auf der Straße halt viel angesprochen wird und angemacht wird. Und es gab einfach Tage, wo ich dachte: Ich will einfach nur nicht gesehen werden. Ich möchte einfach auf der Straße laufen und nicht gesehen werden. Und ich weiß nicht, es waren so viele kleine Dinge, die mich auf einmal gereizt haben und die dann dazu geführt haben, dass ich am Ende gesagt habe: Ey, ich kann gerade gar nicht mehr. Obwohl ich dieses Land so liebe. Ich finde, Brasilien ist … also es fühlt sich an wie Heimat für mich, obwohl es nicht meine Heimat ist. Und für mich war dann auch die Lösung, in dem Moment ein Ticket zu buchen und nach Hause zu fliegen. Es war sowieso auch zum Ende, deswegen hatte das auch gut funktioniert. Aber genau das war auch so ein Moment des: Ich muss mal kurz durchatmen. Ich brauche mal ganz kurz eine Pause davon. Genau. Tut mir leid, jetzt hatte ich dich unterbrochen und von meiner Geschichte erzählt.
00:25:00:00
Jumana
Kein Problem.
00:25:00:05
Lene
Ähm, genau. Du konntest dich dann da noch mal ein bisschen aussprechen. Wann hattest du dann die Entscheidung getroffen, dass du es abbrichst?
00:25:12:22
Jumana
Das war dann so um den, ich glaube 25. März rum. Also ich habe vorhin noch mal, als ich mir Notizen gemacht habe, noch mal nachgeguckt, weil ich eben auch dachte, okay, wäre ja schon wichtig, dass auch für die Chronologie zu wissen, wann das ungefähr war. Und das war so um den 20., 25. März rum. Und ja, wie gesagt, da war halt auch das Wetter noch so ganz, ganz schlecht. Und ja, irgendwie tat das halt meiner Seele einfach wirklich nicht gut. Und dann habe ich da eben mit Elena ganz lange geredet und sie war auch so: „Du, ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen. Am Ende musst du das tun, wo du jetzt denkst, das ist die richtige Entscheidung für dich.“ Und da war ich ihr auch superdankbar, dass sie das so formuliert hat und eben nicht so war, … so vorwurfsvoll, sag ich mal, also sie musste mich ja irgendwie auch aushalten, dass ich da ständig einfach geweint habe und irgendwie vor ihr zusammengebrochen bin.
00:26:21:19
Jumana
Genau. Also sie musste mich da glaube ich, auch sehr, sehr dolle aushalten, einfach. Und ich war ihr superdankbar, dass sie das gemacht hat und mich irgendwie auch unterstützt hat.
00:26:34:04
Lene
Es ist schön, dass du da noch mal Unterstützung bekommen hast. Du bist dann nach der Entscheidung, … hast du dann direkt ein Ticket gebucht und bist zurück nach Hause geflogen?
00:26:45:02
Jumana
Nee, ich glaube, tatsächlich hatte ich das schon davor gebucht, weil ich dann gedacht habe: Okay, dann fliege ich vielleicht einfach zu Ostern so eine Woche heim. Einfach um meine Familie zu sehen. Ich bin auch voll der Familienmensch und habe dann gedacht: Okay, das Ticket ist gerade relativ günstig. Ich hatte sogar auch glaube ich ein Rückflugticket mit gebucht, was dann halt danach verfallen ist. Aber ja, mit Easyjet bin ich da, glaube ich geflogen. Ich glaube das Ticket waren dann so 30 €. Das kann man verschmerzen, ne? Genau und dann habe ich da eben an dem Tag mit Elena ganz lange geredet. Und als ich dann nach Hause gefahren bin, habe ich auch gleich ein paar Sachen aus der Wohnung mit nach Hause, … mit nach Hause meine ich in dem Fall dann das Haus meiner Patentante. Ähm, ja, da habe ich dann gleich ein paar Sachen mitgenommen und die mit dorthin genommen, damit ich dort dann auch wieder Sachen habe. Und dann habe ich halt überlegt: Okay, was muss ich jetzt machen?
00:27:51:03
Jumana
Erst mal habe ich mit meiner Patentante noch mal gesprochen und mit ihr so hin und her überlegt. Und dann saß ich da auch in der Bahn und habe halt … mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf und dann habe ich gedacht: Okay, ja eigentlich … gerade sehe ich hier keinen Weg raus, außer das komplett abzubrechen. Und wahrscheinlich, so reflektierend denke ich, hängt das auch damit zusammen, dass ich nach dem Abitur ein FSJ gemacht habe, wo es mir alle sechs Wochen richtig, richtig schlecht ging. Und da habe ich halt immer Antibiotika bekommen, weil ich eine Angina hatte und das war wirklich so eine Abwärtsspirale. Dann habe ich gedacht: Nee, also das kann ich jetzt nicht. Ich bin hier in einem, in Anführungsstrichen, fremden Land. Klar, ich kannte das Land schon und [TRANSITION SOUND] es ist ja auch Europa und so, aber ich dachte: Wenn es mir jetzt hier schlecht geht, ich glaube, das kann ich nicht. Und ich dachte okay, ich muss hier gerade die Reißleine einfach ziehen.
00:28:50:14
Lene
Ich finde das sehr stark von dir, dass du diesen Schritt gegangen bist. Bei mir hat es tatsächlich damals geholfen, alleine das Ticket zu kaufen und zu wissen, ich kann kurz nach Hause. Danach bin ich auch wieder zurück und habe dann noch mal eine Südamerikareise gemacht. Aber manchmal braucht man so einen gewissen Halt und wenn man in sich selbst rein hört und merkt, das funktioniert so jetzt nicht, dann ist es gut, dass man das macht, obwohl da ja trotzdem sehr viel Arbeit drin gesteckt hat, Vorbereitung und Ähnliches. Du hast auf „studieren weltweit“ auch noch einen Beitrag geschrieben, der sich nennt: „Warum ich meinen Auslandsaufenthalt abgebrochen habe.“ Und da hast du sehr viele Kommentare zu bekommen in jeglicher Hinsicht. Also sehr viele Leute, die dich verstanden haben oder auch Hilfe eingeholt haben und gesagt haben: „Mir geht es genauso. Was soll ich tun? Jumana, kannst du mir helfen? Kannst du mir einen Tipp geben?“
00:29:43:10
Lene
Da haben sich teilweise auch Leute untereinander gefunden und gesagt: „Hey, ich bin auch da, lass mal treffen. Vielleicht kann so das Heimweh eben ein bisschen weggehen.“ Und auch eine Person, die geschrieben hat, … ich fand das sehr lustig. Ich musste sehr lachen in dem Moment: „Danke für den tollen Beitrag. Ich werde definitiv kein Auslandssemester antreten.“ Ich fand das sehr lustig, weil ich hatte nicht das Gefühl, als wäre dein Beitrag deswegen geschrieben worden? Ich finde es natürlich sehr wichtig, wenn man vorher schon weiß, es ist nichts für einen und man kann das auf gar keinen Fall und es gibt ganz viele verschiedene Gründe, warum man das nicht antreten möchte. Dann muss man sich nicht gezwungen fühlen. Aber wenn man ein Interesse daran hat, dann sollte man dem auf jeden Fall nachgehen. Und dann sollten kleine Hürden sicherlich auch machbar sein.
00:30:34:20
Lene
Ich finde es eigentlich schön, dass du es beschreibst, du hast es eben gespürt. Du hattest das Gefühl, es ging gar nicht mehr und du hattest eben auch schon eine ähnliche Erfahrung. Das mit dem FSJ, das du da mehrfach krank wurdest und dass du das nicht noch mal durchmachen möchtest. [TRANSITION SOUND] Von daher finde ich das sehr schön, dass du das so geteilt hast und genau den Beitrag so geschrieben hast.
[TRANSITION SOUND]
00:30:55:01
Off-Speaker
[MUSIK] Die Communityfragen bitte.
[TRANSITION SOUND]
00:30:59:03
Lene
Ich habe noch eine Frage aus der Community. Die Community würde gerne wissen: Was hättest du gerne schon vor deinem Start ins Auslandssemester gewusst?
00:31:10:09
Jumana
Oh, das ist eine sehr, sehr schwierige Frage, finde ich. Hm, ja gut, also die Stadt kannte ich ja dementsprechend schon. Ich weiß nicht, ich kann das gar nicht so richtig beantworten. Ich glaube, da muss ich ein bisschen drüber nachdenken.
00:31:29:01
Lene
Kein Problem. Ich kann dich später auch noch mal fragen.
00:31:34:05
Jumana
Ich glaube so ganz platt gesagt, dass man irgendwie so schwierig aus dieser Erasmus-Bubble auch rauskommt. Also ich bin ja vor allem mit dem Ziel hingegangen, mein Spanisch zu verbessern bzw. noch mehr zu verbessern. Und dann bin ich aber aus dieser Erasmus-Bubble nicht rausgekommen. Also da wurde halt dann vorwiegend natürlich Englisch gesprochen und meine spanischen Kommilitoninnen und Kommilitonen haben dann auch vorwiegend Englisch mit mir gesprochen, obwohl ich immer gesagt habe, dass ich mit ihnen bitte Spanisch sprechen möchte. Und ich glaube, das hätte ich irgendwie gerne davor gewusst. Aber das ist jetzt vielleicht auch sehr einfach gesagt und ja, ich weiß nicht, ob mir ob mir dazu noch was einfällt.
[TRANSITION SOUND]
00:32:20:09
[MUSIK]
[TRANSITION SOUND]
00:32:24:15
Lene
Ich musste, als du Erasmus-Bubble gesagt hast, daran denken, dass du auch in einem Beitrag geschrieben hast: [TRANSITION SOUND] „Aber es sah doch so aus, als wärst du glücklich.“ Also dass man vielleicht so dieses Bild annimmt von dir oder sich im Allgemeinen solche Gedanken macht, wenn man eben auf verschiedenen Plattformen unterwegs ist und die Leute Erasmus machen und dann nur am Strand liegen und Party machen und sonst was. Und man sich dann irgendwie schon so ein Bild im Kopf macht, wie man da selbst am Strand liegt und Party macht oder so was und dann aber vielleicht merkt, irgendwie ist das gar nicht so das Leben und es gibt halt auch einen Alltag. Es ist ja nicht Urlaub, sondern es ist wirklich so ein Leben, was man halt neu finden muss und neue Routinen finden muss und Ähnliches. Und das ist, glaube ich, ganz gut, dass man eben vorher weiß, es ist nicht alles nur heiter und Sonnenschein, sondern es kann auch mal regnen und nicht so schön sein.
00:33:17:05
Jumana
Ja, ich glaube, das habe ich ja auch geschrieben, dass eben nicht alles so Friede, Freude, Eierkuchen ist, wie das immer so schön gesagt wird. Wo du das mit dem Alltag ansprichst, fällt mir auch noch ein: Ich hatte tatsächlich auch superviele Hausaufgaben auf. Also ich musste irgendwie jede Woche in den Kursen auch was abgeben oder irgendwie präsentieren. Und ich glaube das ist auch was, was die meisten, die aus Deutschland jetzt irgendwie dahin kommen, nicht gewohnt sind. Also gut bei meinem Studiengang jetzt speziell musste ich mich schon immer auch auf die Kurse vorbereiten und so Hausaufgaben machen. Aber ich glaube bei den meisten Studiengängen ist das jetzt nicht so der Fall, außer dass man vielleicht mal einen Text liest oder so in Vorbereitung, aber nicht aktiv irgendwie was abgeben muss tatsächlich. Also das ist auch was, was ich halt, glaube ich voll unterschätzt habe, wie viele Stunden ich da verbringe und irgendwie Hausaufgaben machen muss. Also tatsächlich Hausaufgaben.
00:34:16:04
Lene
Das hatte ich auch das Gefühl. Das Lehrsystem ist ja noch mal ein ganz anderes. Selbst wenn man mit der Sprache vertraut ist, heißt das nicht, dass man es einfacher hat in der Uni oder in der Schule oder sonst wo. Weil genau, man muss sich erst mal rein finden in dieses Denken. Wie denken andere Leute, was haben die in deren Land schon beigebracht bekommen und wie sieht das so aus? Das ist manchmal eine größere Hürde als gedacht.
[TRANSITION SOUND]
00:34:43:00
Off-Speaker
[MUSIK] Nächster Halt: Fragenhagel.
[TRANSITION SOUND]
00:34:46:14
Lene
Ich habe auch noch einen Fragenhagel. Das bedeutet vier schnelle Fragen und vier schnelle Antworten. Meine erste Frage ist: Wenn du die Möglichkeit hättest, für einen Monat in einem Land deiner Wahl zu leben, welches wäre es?
00:35:03:00
Jumana
Kolumbien.
00:35:05:05
Lene
Schöne Antwort. Mit einer Zeitmaschine, an welchen Ort würdest du wann reisen?
00:35:11:17
Jumana
Das ist vielleicht doof, wenn ich auch wieder Kolumbien sage, aber das ist echt ein Land, wo ich richtig gerne mal hin möchte.
00:35:21:10
Lene
Welches war der … Moment noch mal: Welches war der außergewöhnlichste Transportweg, um an einen Reiseort zu gelangen?
00:35:30:09
Jumana
Bei einer Wanderung sind wir mal so halb über so ein Aquädukt gelaufen, was da so echt über einer tiefen Schlucht hing. Und da habe ich echt gedacht: Okay, ich glaube nicht, dass das der offizielle Wanderweg ist. Und dann sind wir so halb drauf und dann haben wir gedacht: Nee, da drüben geht es aber jetzt auch nicht weiter und sind dann umgedreht und haben dann tatsächlich den richtigen Weg gefunden, der jetzt auch nicht supereinfach war. Aber das mit dem Aquädukt war schon so ein Highlight.
00:36:03:11
Lene
Oh ja. Welche drei Dinge würdest du in deinem Reisegepäck nie zurücklassen, egal, wohin es geht?
00:36:10:24
Jumana
Nutella. Definitiv.
Lene
Das hätte ich nicht kommen gesehen. Okay. Ja.
00:36:14:10
Jumana
Was ich nicht zurücklassen würde? Ich glaube, mein Geld wäre das Nächste. Und dann einfach … ja, mein Handy. Damit kommt man halt einfach superweit. Mit Nutella habe ich was zu essen. Mit meinem Geld kann ich mir alles kaufen hoffentlich. Und mit meinem Handy bin ich irgendwie erreichbar und kann kommunizieren in die Außenwelt. Hallo!
00:36:45:19
Lene
Sehr pragmatisch.
00:36:47:09
Jumana
Falls ich Hilfe brauche oder so?
00:36:51:02
Lene
Würdest du noch mal ein Auslandssemester machen? Nach Kolumbien beispielsweise.
00:36:57:24
Jumana
Ich würde es super gerne machen. Auf jeden Fall. Ich kann allen sagen, dass es eigentlich … wäre da nicht so viel schiefgelaufen, glaube ich, dass es eine echt coole Erfahrung ist, auch von den Leuten, die ich jetzt kennengelernt habe. Die sind ja auch alle super begeistert. Aber ich muss jetzt einfach sehen, wie es sich mit meinem Masterstudiengang jetzt ergibt, ob ich da die Möglichkeit habe, noch mal ein Auslandssemester zu machen, oder ob es dann eher auf ein Auslandspraktikum oder so hinausläuft, was dann vielleicht auch einfach von der Zeit ein bisschen kürzer ist.
[TRANSITION SOUND]
00:37:30:21
[MUSIK]
[TRANSITION SOUND]
00:37:32:17
Lene
So was wie eine Summer- oder Winter-School gibt es ja auch, dass man Kurse im Ausland machen kann, die man sich dann auch in Deutschland anrechnen lassen kann. Das ist immer sehr praktisch und auch für einen kürzeren Zeitraum natürlich. Hast du ansonsten noch Tipps für die Finanzierung in Spanien?
00:37:51:22
Jumana
Also man darf nicht unterschätzen, dass Spanien irgendwie billiger ist. Also ich würde sagen, die Lebensmittel kosten fast genauso viel wie hier. Man muss halt einfach gucken, wo man einkaufen geht. Jetzt in Malaga, direkt da, wo ich gewohnt habe, war nur ein Discounter quasi in der Nähe. Ansonsten waren das alle eher so diese teureren Express-Supermärkte, die 24 Stunden, sieben Tage die Woche aufhaben. Die dann halt natürlich da auch den Aufschlag einfach drauf rechnen, dass sie so lange geöffnet haben. Also da würde ich einfach gucken, dass man irgendwie möglichst günstig einkauft und sich tatsächlich überlegt, was kaufe ich? Wenn man davor arbeiten war eben für ein Auslandssemester auf jeden Fall auch Rücklagen zu haben, weil wenn so was passiert wie mit der Wohnung, wie es mir passiert ist, dann sind da halt eben mal, … ich glaube, wir haben fast 2.000 € verloren. Die sind dann halt erst mal weg. Also die kommen dann auch nicht einfach so wieder. Deshalb ist es da auf jeden Fall gut, wenn man Rücklagen hat, egal ob das jetzt wegen so einem Fall ist, oder wenn man sich überlegt: Okay, ich möchte jetzt da noch eine Reise hin machen.
00:39:08:06
Jumana
Genau. Und mich konnten zum Glück meine Eltern ganz gut unterstützen. Deshalb hatte ich da quasi eine Finanzspritze. Ja, aber das ist ja nicht bei allen so, deshalb, wenn man vorher arbeiten war, dafür auf jeden Fall was zurücklegen. Wenn man also die Partnerschaft mit der Universität hat, auf jeden Fall gucken, dass man irgendwie über diese Partnerschaft geht. Also auch dann eine Erasmusförderung bekommt oder allgemein mal bei den Stipendien zu gucken.
00:39:40:12
Lene
Und wenn jetzt noch jemand auf dich zukommen würde und sagt: „Jumana, mir geht’s so schlecht im Ausland, soll ich abbrechen oder nicht? Was soll ich tun?“ Was kannst du den Leuten ans Herz legen? Also unabhängig von der konkreten Situation.
00:39:55:01
Jumana
Das hatte ich tatsächlich schon öfter, dass mir auch Leute privat auf Instagram geschrieben haben. Das hat mich auch immer sehr berührt und ich sag dann immer: Na ja, geh mal ganz tief in dich. Was stört dich jetzt tatsächlich ganz dolle? Oder ist es einfach nur, dass du gerade voll Heimweh hast? Vielleicht kannst du irgendwie eine andere Lösung finden, dass dich zum Beispiel jemand besucht. Also das ist natürlich auch nicht immer möglich. Aber wenn man jetzt in Europa ist, kann man ja auch mal über ein Wochenende jemanden einladen und manchmal hilft ja das schon, um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Genau oder sich mit anderen Leuten zu connecten. Das habe ich auch versucht, fiel mir aber schwer, weil ich halt schon in so einem Loch war. Ähm, ja, also ich versuche dann immer so zu sagen: Ja, überleg dir das gut. Da hängt ja auch meistens ziemlich viel dran und guck halt, wie lange ist dein Aufenthalt jetzt noch?
00:40:50:15
Jumana
Also wenn dir kurz vor Ende auffällt, dass du das nicht machen möchtest und es ist jetzt vielleicht noch einen Monat, dann ist ja wie bei dir. Dann dieses: Ich buche ein Rückflugticket. Dann hat man da ja schon mal ein Ziel vor Augen. Wenn es jetzt halt direkt am Anfang ist … ja immer schwierig, die Entscheidung. Also ich würde einfach gucken, wie geht es mir, würde das ein bisschen beobachten, auch was so körperliche Signale sind. Also ich konnte dann zum Beispiel immer super wenig essen und dadurch geht es einem dann natürlich auch schlechter, weil man weniger Energie hat und so, wenn halt so was ist und man sich einfach auch wirklich krank fühlt. [TRANSITION SOUND] Also auf psychischer Ebene meine ich jetzt auch, dass man sich nicht wohlfühlt. Dann sollte man überlegen, was ist jetzt das Beste für mich? Auch mit Freunden, Freundinnen, Familie sprechen, mit den Leuten, die einem halt irgendwie auch Rückhalt geben können.
[TRANSITION SOUND]
00:41:49:22
Lene
Ja, aber irgendwo hat es dich doch vielleicht auch, … also das klingt immer so ein bisschen blöd, wenn man direkt aus allem Blöden was Gutes ziehen möchte. Aber irgendwo kann ich mir vorstellen, dass es dich vielleicht auch in anderen Dingen gestärkt hat, oder? Hast du das Gefühl, persönliche Learnings daraus gezogen zu haben?
00:42:07:22
Jumana
Ja, auf jeden Fall diesen Mut zu fassen, diese Entscheidung zu treffen. Ich glaube, das ist halt das eine. Mir fällt es jetzt auch ziemlich … also ein bisschen leichter als davor, zum Beispiel zu sagen: Nein, ich möchte das jetzt so und so nicht. Also ganz auf persönlicher Ebene halt. Und ja, irgendwie hat es mir auch trotzdem den Rücken gestärkt. Also auch, dass ich das halt so nach außen trage.
00:42:33:17
Lene
Das sind sehr schöne Sachen, die du mit auf den Weg gegeben hast und da stimme ich auch zu, da hast du vollkommen Recht. Man sollte sich da selbst noch mal Gedanken machen und in sich reinhören. Vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns darüber zu reden und deine Erfahrungen geteilt hast. Ich finde es sehr spannend zu hören, dass du, … also welchen Weg du gegangen bist, um letztendlich dann doch abzubrechen. Und genau an alle, die hier zuhören: Vorsichtig sein mit Fake-Anzeigen, das kann sehr gefährlich enden. Auf jeden Fall noch mal doppelchecken und nicht zu rasant in die Geschichte rein gehen, sondern sich ein bisschen Zeit dafür nehmen. Es läuft nichts weg.
00:43:14:16
Jumana
Und vor allem nicht von irgendwelchen Bildern blenden lassen und die Links checken.
00:43:19:08
Lene
Richtig, genau. Ja, ansonsten vielen herzlichen Dank. Und genau wir hören noch mal voneinander und ich bin gespannt, weiter zu lesen, wer da noch so unter deinen Beitrag schreibt und ob sich da noch mehr Leute connecten.
00:43:38:00
Jumana
Ja, danke, ich fand es sehr schön, mit dir zu quatschen.