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Mit dem Van von Sintra nach Coimbra


Unsere letzten Reisen mit unserem Bus waren im August und September 2020, als mein Freund Gianni mit mir zusammen nach Portugal gefahren ist. Nun hat er mich besucht und wir haben die Zeit genutzt, um zusammen das Land weiter zu entdecken.

Eine leere Weinflasche liegt am Strand.
Auch wenn die Flasche keinen Zettel enthielt, brachte sie dennoch eine Nachricht aus weiter Ferne.

Die ersten Tage sind Gianni und ich mit dem Van von Caparica nach Sintra  gefahren. In Sintra hatten wir leider nicht besonders viel Glück mit dem Wetter. Dicker Nebel hing über dem Palácio Nacional da Pena und versperrte uns die Aussicht. Aber wir fanden weiter unten im Tal einen schönen Stellplatz zwischen den Bäumen und perfekt zum Sonnenuntergang lichtete sich auch der Nebel.

Sintra

Bevor wir jedoch am nächsten Morgen weiter Richtung Norden fuhren, wollte ich noch ein Mal zurück in die Stadt. Ich wollte unbedingt noch in den Secondhand-Laden de mão em mão. Ich kannte den Laden bereits vom Flohmarkt Anjos70, der einmal im Monat im Stadtviertel Anjos stattfindet. In Sintra ist die Auswahl noch mal viel größer als auf dem Flohmarkt in Lissabon. Hier gibt es nicht nur Klamotten, sondern wirklich (fast) alles, was man sich vorstellen kann. Es gibt alte Seesäcke, Retro-Sportjacken, Ballkleider und Cowboystiefel. Ich habe mir hier einen, wie ich finde, sehr coolen Pulli gekauft und für unseren Bus haben Gianni und ich eine kleine Tischdecke ergattert.

Die Eingangstür zum Secondhand Laden in Sintra.
Der Eingang zu meinem ganz persönlichen Shopping-Paradies.

Nachdem wir lange gestöbert haben, sind wir in die gegenüberliegende Markthalle gegangen. Ausnahmsweise gab es dann für Gianni keinen Burger, sondern stattdessen lieber Pizza. Die Pizza war okay für einen Mittagssnack im Auto, aber so richtig gut war sie jetzt nicht. Deshalb gibt es hier keine kulinarische Empfehlung. Aber die Pastéis de Nata kann ich dafür wärmstens empfehlen.

Der Eingangsbereich der Markthalle in Sintra.
Die Markthalle in Sintra ist um einiges kleiner als die die ich aus Lissabon kenne, aber die Pastéis de Nata schmecken hier mindestens genau so gut

Von Sintra ging es weiter nach Nazaré. Zwei Stunden tuckerten wir über die Landstraße, vorbei an Weinbergen und durch kleine, verlassene Dörfer. Diesmal verfuhren wir uns auch nicht und kamen am frühen Nachmittag in der weltberühmten Surfer-Stadt an.

Nazaré

Nazaré ist eine Fischerstadt an der Westküste Portugals, die vor allem für ihre Monsterwellen bekannt ist. Im Winter werden hier die Wellen bis zu 30 Metern hoch und nur die todesmutigen Surfer trauen sich da noch ins Wasser. Die hohen Wellen entstehen durch den tiefen Graben, der vor der Küste Nazaré den Meeresboden spaltet. Vor allem am Praia do Norte türmen sich die Wassermassen. Der kleine Leuchtturm an der Klippe ist wahrscheinlich eins der beliebtesten Postkartenmotive in Portugal. Von hier oben lässt sich das Spektakel auch am besten beobachten. Obwohl ich mich bei starkem Wellengang nicht so nah an die Küste trauen würde.

Ausblick vom Leuchtturm in Nazaré auf das Meer. Ich sitze auf der Steintreppe.
Die Monsterwellen-Saison ist zwischen Oktober und März (vor allem aber in den Wintermonaten Dezember bis Februar). Deshalb haben wir von hier oben, auch bei starkem Wind, auf ein beinahe ruhiges Meer geblickt.

In Nazaré selbst gibt es sonst nicht besonders viel zu entdecken. Die Fischerstadt ist an der steilen Küste gebaut und unterteilt sich somit ein bisschen in „Ober-“ und „Unterstadt“. Wir haben den Bus erst oben geparkt und sind von hier an der Küste über den Kirchplatz Richtung Leuchtturm spaziert. Auf dem Kirchplatz bieten Frauen in traditionell portugiesischen Gewändern getrocknete Früchte und gezuckerte Nüsse an und sonst gibt es auch viele typische Touristenläden. Auf dem Weg zum Leuchtturm finden sich viele kleine Restaurants und auch ein paar Imbissbuden. Für VeganerInnen/ VegetarierInnen ist es in Nazaré leider nicht so leicht, etwas zu essen zu finden. Da es sich hier um eine kleine Fischerstadt handelt, stehen überwiegend Fisch und Meeresfrüchte auf der Speisekarte. Aber die Imbissbuden auf dem Weg zum Leuchtturm hatten beispielsweise vegane Burger.

Ich laufe über den Kirchplatz in Nazaré. Die Kirche ist für eine kleine Fischerstadt groß und verziert.
Wir sind ein mal über den Platz vor der Kirche geschlendert, bevor wir von hier aus weiter zum Leuchtturm gegangen sind.

Nachdem wir uns gegen den starken Wind zurück zum Bus gekämpft haben, waren wir ein wenig müde und sind deshalb nicht in die Altstadt gelaufen, sondern gefahren. Einen Parkplatz zu finden in Nazaré, trotz langem Bus, war kein Problem. Von hier aus sind wir dann nur noch sieben Minuten zum Praia da Nazaré spaziert. Der flache, weiße Sandstrand bietet sich hervorragend zum Sonnen an. Außerdem ist es ein schöner Platz, um darauf zu warten, dass die Restaurants endlich auf machen. Ich lebe zwar mittlerweile seit 10 Monaten in Portugal, aber an das späte Essen habe ich mich immer noch nicht gewöhnt. Ich bekomm pünktlich zwischen 18 Uhr und 19 Uhr Hunger und muss dann auch etwas essen.

Aber das Warten hat sich hier mehr als gelohnt. Nachdem wir auf dem Weg von Sintra nach Nazaré nur ein mäßig gutes Pizzastück gegessen haben, war die Lust nach gutem italienischem Essen besonders groß. Und ich möchte nicht zu sehr schwärmen, aber es fällt mir schwer, denn das kleine italienische Restaurant in der Altstadt bietet die beste Pasta an, die ich seit Langem gegessen habe. Im Bontà – Bistro Italiano wird frisch gekocht, ganz nach italienischem Rezept. Eine Speisekarte haben wir nicht bekommen, der Chef persönlich kam zu uns und zählte uns die Tagesgerichte auf. Gianni entschied sich für die Lasagne (nicht vegetarisch) und ich mich für die Pasta Sicilia (vegetarisch, nicht vegan). Als Vorspeise gab es für uns beide jeweils Bruschetta und bereits beim ersten Bissen waren wir im Paradies angekommen. Die Nachspeise  haben wir uns geteilt, beziehungsweise ich habe Gianni zwei Löffel über gelassen. Das hausgemachte Tiramisu war einfach zu gut. Obwohl wir beide neben Vorspeise, Hauptspeise und einer geteilten Nachspeise noch jeweils ein Glas Rotwein hatten, zahlten wir zusammen nur 32 Euro. Der einzige kleine Nachteil an diesem gigantisch guten Essen war, dass wir die Zeit vergaßen und uns erst auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht machten, als es bereits dunkel war.

Ein schön gedeckter Tisch mit zwei Nudelgerichten und zwei Gläsern Rotwein.
Jeder der in Nazaré keine Lust auf Fisch hat und stattdessen lieber italienisch Essen gehen will, der sollte auf jeden Fall ins Bond gehen!

Im Dunkeln holperten wir über die Schlaglöcher durch den Wald Richtung Küste. Ich muss zugeben, ein bisschen mulmig war mir schon zumute und auch Giannis Kommentar, dass die Schlaglöcher extra angefertigt worden waren, damit man langsamer fahren muss, machte es nicht besser. Irgendwann hörte der Weg auf und vor uns war nur noch das schwarze Meer und das laute Rauschen der Wellen. Ich hab mich noch nie so aufs Aufwachen gefreut wie hier, denn mein Bauchgefühl sagte mir, dass uns am Morgen ein wunderschöner Anblick erwarten würde. Und mein Bauchgefühl lag richtig. Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen, die durch die Vorhänge fielen, geweckt. Ich kletterte aus dem Bett und als ich die Schiebetür vom Bus aufschob, sah ich nur kilometerlangen weißen Sandstrand und Meer. Das hier war bis jetzt der schönste Schlafplatz, den wir je hatten.

Aus dem Schlafanzug schlüpften wir direkt in die Badesachen, zogen uns die Surfponchos über den Kopf gegen den Wind und packten die Handtücher in den Rucksack. Dann kletterten wir die steile, sandige Küste hinunter, beziehungsweise es war mehr ein Rutschen als ein Klettern. Hier erstreckte sich nach rechts kilometerlanger weißer Sandstrand und auch nach links waren nur weißer Sand und die grün bewachsenen Klippen zu sehen. Aus unserem morgendlichen Bad wurde aber leider nichts, denn wir waren am Praia do Norte und auch wenn es keine Monsterwellen waren, war die Strömung doch so stark, dass wir uns nicht ins Wasser trauten. Deshalb steckten wir nur die Zehen in die kalte Gischt und liefen dann den Strand entlang. Tatsächlich war dies einer der saubersten Strände, an dem ich in Portugal war. Nur zwei leere Weinflaschen und relativ wenig Plastik lagen im Sand. Wir sammelten ein wenig Müll ein, Gianni freute sich wieder über ein paar ganz besonders schöne Steine, die er fand, und ich nahm die Weinflaschen als Erinnerungen mit. Auch wenn keine Nachricht in der Flasche steckte, war es für mich doch eine Flaschenpost, die mir von einer großen, weiten Welt erzählte.

Ein gedeckter Campingtisch direkt am Meer.

Frühstück oben an der Küste mit unserer neu erworbenen Tischdecke. Die macht das Ganze doch noch viel schöner.

Nach einem steilen Aufstieg gab es dann auch endlich Frühstück. Da es doch so windig war, kamen wir auf die geniale Idee, unseren Gaskocher im Bus aufzubauen. Blöderweise steckte der Schlauch von der Gaskartusche zum Kochfeld nicht richtig drin und somit brannte plötzlich sowohl das Kochfeld als auch die Rückseite. Also bitte nicht nachmachen. Mit mehr Glück als Verstand haben wir unser kleines Bus-Feuer löschen können und dann entschieden wir uns doch dazu, lieber draußen Kaffee zu kochen.

Coimbra

Nach unserem späten Frühstück machten wir uns auf den Weg zu unserem letzten Reiseziel: Coimbra, der Universitätsstadt Portugals. Die Universität ist nicht nur die älteste Universität Portugals, sondern auch eines der ältesten Europas. Auch hier fanden wir schnell einen kostenlosen Parkplatz und liefen von der Altstadt durch den botanischen Garten Jardim Botânico zum Se Nova Catedral de Coimbra, der neuen Kathedrale von Coimbra. Hier wird beim Eintreten um eine kleine Spende gebeten, aber ich schaue mir gerne alte Kirchen an und das sind mir auch die 2 Euro dann definitiv wert. Von der Kathedrale suchten wir dann etwas vergeblich den Eingang zur Universität. Da genau an diesem Tag, dem 20.05 und am folgenden Tag, den 21.05.2021 die Rally de Portugal durch Coimbra verlief. Deshalb war der Eingangsbereich eingezäunt und uns verwirrte das Spektakel ein wenig. Deshalb gab es dann erst mal eine Kaffeepause in einem der kleinen Altstadtcafés und frisch gestärkt versuchten wir ein weiteres Mal die Universität zu finden. Eigentlich ist sie nämlich unübersehbar. Nur der Ticketschalter ist ein wenig versteckt und befindet sich um die Ecke vom Se Nova Catedral de Coimbra. Das ermäßigte Ticket für Studierende kostet 8 Euro und beinhaltet das gesamte Gelände des Paço das escolas, dem Universitätspalast. Hier befinden sich die berühmte Bibliothek Biblioteca Joanina, die Kapelle Capela de São Miguel und der eigentliche Palast.

Coimbra ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, nur im Hochsommer würde ich es nicht empfehlen. Hier wird es noch mal deutlich heißer als beispielsweise in Lissabon. Nach unserem Ausflug in die Universitätsstadt ging es für uns zurück nach Lissabon. Ausnahmsweise nahmen wir die Autobahn, um uns eine Stunde Fahrzeit zu sparen. Zwar bezahlten wir für die Strecke mit dem Bus 24 Euro, dafür dauerte die Fahrt aber auch nur knapp zwei statt guten drei Stunden.

Viel zu schnell endete unsere kleine Reise rund um Lissabon. Es gibt noch so viel mehr zu sehen und ich könnte ewig mit dem Bus rumfahren und neue Orte erkunden. Wenn ihr noch Fragen bezüglich der Reiseroute oder allgemein wegen meiner Studienzeit in Lissabon habt, dann schreibt mir gerne. Ich freue mich immer über eine neue Nachricht und vielleicht hat jemand auch Tipps für mich, was ich unbedingt noch in Portugal machen muss, bevor ich in sechs Wochen die Heimreise antrete.

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