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Praktikum in Israel lohnt sich das?


Ja, warum eigentlich Israel? Diese Frage wurde mir unzählige Male gestellt – vor und während meines Aufenthaltes. Natürlich hätte ich gerne geantwortet, dass ich schon immer einmal nach Israel reisen wollte. Vielmehr war es aber Zufall. So musste ich meine letzte Wahl zwischen einem Praktikum in der Türkei oder Israel treffen. Aber mal ehrlich – werde ich noch einmal die Chance bekommen, in Israel ein Praktikum zu absolvieren? Ich bezweifle es. Und genau das war das Ausschlaggebende, weshalb ich mich letztendlich für dieses Land entschieden habe.

Was unterscheidet ein Praktikum im Ausland von einem herkömmlichen in Deutschland?

Nun – in meinem Falle eher wenig. Als angehende Ernährungswissenschaftlerin absolviere ich mein Praktikum in einem israelischen Betrieb, der Lebensmittel herstellt. Zumindest wenn man den reinen Tagesablauf meines Praktikums betrachtet, sieht mein Arbeitsalltag wohl dem deutschen sehr ähnlich:

  1. Aufstehen – und das ziemlich zeitig!

Rechovot, der Ort in dem der Betrieb Tnuva einen seiner Standorte hat, ist zwar nur 20 km entfernt, aber kommt niemals auf die Idee, mit der gleichen Anfahrtszeit wie in Deutschland zu rechnen! Allen Tel Avivniks gebührt mein größter Respekt. Dieses allmorgendliche Verkehrschaos würde mich in kürzester Zeit zum Ausrasten bringen.

  1. Beginn der Schicht: Nun heißt es acht Stunden Milch kontrollieren!

Tnuva stellt viele verschiedene Lebensmittel her, in Rechovot wird allerdings nur Milch produziert. Diese muss natürlich verkehrstauglich sein! Was das heißt? Unter anderem darf der Antibiotikagehalt nicht zu hoch sein, es dürfen keine krankmachenden Keime enthalten sein und alle Nährwerte müssen natürlich dem entsprechen, was auf der Verpackung angegeben wurde. All das wird im Labor überprüft, in dem ich mein Praktikum absolviere.

Produktionsstätte in Rechovot
Der Betrieb Tnuva mit der Produktionsstätte in Rechovot

Milch für orthodoxe Juden muss besondere Anforderungen erfüllen.

Interessant ist, dass manchmal von orthodoxen Juden (also streng Gläubigen) Milch bestellt wird, die besondere Anforderungen erfüllen muss. Diese Milch darf nämlich nicht von Kühen stammen, die am Sabbat gemolken wurden, da sie sonst nicht koscher wäre. Am Sabbat ist es den Gläubigen streng untersagt, irgendeine Art von Arbeit zu verrichten (und Kühe melken zählt dazu).

  1. Mittagspause – die Kantine ist großartig!

In der betriebseigenen Kantine fühle zumindest ich mich wie im siebten Himmel! Jeden Tag kann man hier zwischen verschiedenen Gerichten wählen. Oftmals gibt es – wer hätte es gedacht – Falafel! Außerdem eine riesige Salatbar, Couscous, Hummus,… okay okay, ich hör ja schon auf.

  1. Arbeitskollegen – Glück gehabt.

Ich muss schon sagen: so herzlich wird man selten aufgenommen. Meine Arbeitskollegen sind sehr freundlich und hilfsbereit! Jeden Morgen heißt es außerdem:

        „Boker Tov Larissa, ma nishma?“ (Guten Morgen Larissa, wie geht’s?)

und ich antworte inzwischen:

        „Beseder Beseder“ oder „Sababa“ (Gut gut oder bestens!)

  1. Feierabend – noch mehr Glück gehabt.

Wie ihr vielleicht bereits gesehen habt: den verbringe ich auch gerne mal noch für ein, zwei Stunden am Strand. In der letzten Woche konnte ich übrigens mit meiner Kollegin zur Spätschicht beginnen und hatte morgens noch das Vergnügen an einem fast menschenleeren Strand zu entspannen!

Larissa an Strand
Vormittags am fast menschenleeren Strand

Bürokratie in Israel? Aber ja doch!

Tja, wer denkt, dass Deutschland DAS Land der bürokratischen Hürden ist, hat sich geschnitten. Auch hier in Israel hat mich vor Arbeitsbeginn so einiges erwartet: Formulare über Formulare, die alle unterschrieben werden sollten: vom Unterschreiben des Arbeitsvertrags und den ethischen Arbeitsrichtlinien des Betriebs über Laborsicherheitsvorschriften bis hin zur Empfangsbestätigung meiner Karte für die Stechuhr, mit der ich mich jeden Morgen einloggen muss. Alles muss eben seine Ordnung haben!

Aber nun mal ehrlich – irgendwas muss doch anders sein?

Klar! Mal ganz davon abgesehen, dass Israel (vor allem Tel Aviv!) generell viel mit Europa gemeinsam hat, gibt es natürlich einige Unterschiede. Zum einen wäre hier die Landessprache Hebräisch zu erwähnen. Im Praktikum sind die Milchproben für das Labor immer mit Hinweisen versehen, welche Untersuchung vorgenommen werden soll. Für mich anfangs ein großes Rätsel, wenn da folgendes geschrieben stand:

כימיה

קוליפורם

Das erste bedeutet übrigens „Chemie“, das zweite „koliform“ – also ab ins mikrobiologische Labor damit. Dies war übrigens der Anlass für mich einige Worte in Hebräisch zu lernen, um nicht immer und immer wieder meine Arbeitskollegen mit der gleichen Frage zu belästigen. Wobei jede meiner Fragen bisher sehr geduldig und ausführlich beantwortet wurde. Die meisten meiner Kollegen sprechen übrigens fließend Englisch, da sie die Sprache von klein auf lernen und im Alltag auch ständig damit konfrontiert werden. Diejenigen, die es nicht tun, versuchen ihre Englischdefizite damit auszugleichen, langsamer und lauter auf Hebräisch auf mich einzureden – was bisher leider noch nicht dazu geführt hat, dass ich sie besser verstehe! 😉

Milchtüten und Gefäße für die Proben
Beispiel aus dem mikrobiologischen Labor

Würde ich Israel als Praktikumszielland empfehlen?

Ja, definitiv! Israel ist sehr fortschrittlich, anders als manch einer vielleicht vermutet hätte. Ich zumindest kann behaupten, dass ich vieles gelernt habe, was mir im späteren Berufsleben zugutekommen kann. Routiniertes Arbeiten im Labor beispielsweise. Aber auch Führungen durch den Produktionsbereich haben mir verdeutlicht, welch beachtliche „Maschinerie“ hinter der Milchproduktion steht. Ziemlich interessant! Und vieles deckt sich auch mit dem, was ich bereits in meinem Bachelor theoretisch gelernt habe.

Also auf mit euch nach Israel – es wird euch bestimmt gefallen!

Kommentare
  1. Leon

    11. August 2019

    Guten Mittag Larissa. Ich bin Leon (19) und momentan in Israel und würde auch gerne wie du hier ein Praktikum machen. Ich hätte da die Frage wie das mit Visum läuft und ob man ein Gehalt bekommt? Gibt es außerdem Dinge die man Beachten muss?
    über eine Antwort würde ich mich freuen.
    Mit freundlichen Grüßen Leon Buchheister.

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