15. Dezember 2016
Deutsche Schulen gibt es überall auf der Welt. Deutsche und einheimische Schüler lernen hier gemeinsam, um das deutsche Abitur und meist einen länderspezifischen Bildungsabschluss zu erwerben. Für die Schüler in Genua bedeutet das, dass sie nach dem Schulabschluss nicht nur das deutsche Abitur, sondern auch die italienische maturità erworben haben.
Dieser Doppelabschluss ist auf ein Abkommen zwischen Italien und Deutschland zurückzuführen. Man einigte sich auf Lehrplan und Inhalte, die eine Weiterbildung oder einen Schulwechsel in beiden Ländern möglich macht. So kommt es, dass Philosophie ein Pflichtfach ist, Geschichte bis einschließlich der Klassenstufe 8 in italienischer Sprache unterrichtet wird oder Kunstgeschichte auf dem Stundenplan steht. Vor allem bedeutet es aber: viele Sprachen. Die Schüler lernen von der Grundschule an Deutsch und Italienisch, ab Klasse 5 kommen Englisch und später Französisch und Latein hinzu.
Die deutsche Schule Genua ist mit einem Abschlussjahrgang von jährlich ungefähr zwanzig Schülern eine kleine Schule: Nur bis zur Klassenstufe 8 gibt es zwei Klassen pro Jahrgang, von hier an sind die Klassen „einzügig“. Ein Grund für diese kleine Größe ist der Platzmangel: Das Gebäude ist angegliedert an ein Kloster und wurde vor über hundert Jahren als Schule von der Gründerin des Ordens angelegt. Diese stammte aus adligem Hause und hat mit ihrem Erbe eine Schule für „Straßenmädchen“ eröffnet, diesen wurde so die Möglichkeit für Bildung und zu einem Beruf eröffnet. Vor einigen Jahren hielt dann die Scuola Germanica in den Räumlichkeiten Einzug, noch heute ist ein Großteil des Gebäudes von Nonnen bewohnt.
Eine Frage, die mir regelmäßig gestellt wird, ist: In welcher Sprache unterrichtest du denn? Klar, an einer deutschen Schule im Ausland spielt Sprache eine bedeutendere Rolle, als das an einer Schule in Deutschland der Fall ist, denn 80 Prozent der Schüler sind keine Muttersprachler. Somit ist für die Mehrheit der Schüler die Schule die einzige Umgebung, in der sie mit der deutschen Sprache konfrontiert werden und das auf einem hohen Niveau, denn es gilt ein deutscher Lehrplan und auch die Schulbücher findet ihr in deutschen Klassenzimmern wieder. Inhaltlich bedeutet das im Englischunterricht von false friends überrascht zu werden, die es im Deutschen nicht gibt und in Geschichte schwingt immer die Überlegung mit, ob das Sprachniveau der Schüler schon für eine Quelle ausreicht.
Lohnt sich ein Praktikum als Lehrer im Ausland?
Mein Fazit nach fast drei Monaten an der deutschen Schule Genua: Die Frage, ob ich als Lehrer das Experiment deutsche Schule im Ausland wagen würde, kann ich ganz klar mit ‚Ja!‘ beantworten. Da die Schüler in einer völlig anderen Umgebung aufwachsen, an eine andere sprachliche und kulturelle Umwelt gewohnt sind, ist es eine Herausforderung, aus der auch der Lehrende sehr viel lernen kann. Außerdem ist es eine Balance zwischen Heim- und Fernweh: Man lebt im Ausland innerhalb eines anderen Kulturkreises, gleichzeitig sind deutsche Traditionen wie ein Adventskranz oder Sankt Nikolaus feiern in der Schule präsent und bringen ein Stück Heimat in die Welt.