30. Dezember 2019
Eh ich mich versehen habe, standen schon die Abschlussprüfungen an meiner Uni in Glasgow vor der Tür. Ach ja, das gehört ja auch zu Erasmus dazu… Und damit ist auch meine Zeit in Schottland vorbei.
Die Prüfungen im Ausland überleben
Zum Abschluss meines Erasmus-Semesters stand bei mir noch einmal ein Hoch und Runter der Gefühle an. Da meine Noten in Glasgow in meinen Bachelorschnitt zählen, ist es mir wichtig, gut abzuschneiden. Trotzdem habe ich zu Beginn des Semesters beschlossen, meine Prioritäten zu verschieben. Die Erlebnisse beim Reisen und mit meinen Freunden sind mir im Auslandssemester wichtiger, als mich nur auf meine Leistungen zu konzentrieren. Tatsächlich fand ich die Abschlussprüfungen in Schottland auch viel leichter als an meiner Uni in Deutschland. Oft wurden Essays gefordert, die man aber auch relativ gut im Vorhinein vorbereiten und auswendig lernen konnte. Normalerweise lerne ich in Berlin sechs bis acht Wochen für meine Prüfungen, in Glasgow habe ich diese Zeit halbiert. Da ich jedoch kontinuierlich über das Semester hinweg Gruppenarbeiten und Projekte fertigstellen musste, war der Aufwand am Ende auch nicht mehr so hoch. Generell geht es an der University of Strathclyde mehr um Verständnis, neueste Forschung und wissenschaftliches Arbeiten als um schnödes Auswendiglernen. Ich fühle mich jetzt auf jeden Fall ganz gut auf meine bevorstehende Bachelorarbeit vorbereitet und habe ein gutes Gefühl, was die Prüfungen angeht. Die Ergebnisse erhalte ich aber erst in ein paar Wochen.
Abschied nehmen
Zum Prüfungsstress kam dann auch noch dazu, dass ich mich langsam aber sicher von meinen Freunden und Glasgow verabschieden musste. Ich weiß noch, wie ich zu Beginn des Semesters gesagt habe, dass drei Monate zu kurz sind, um wirklich enge Freundschaften aufzubauen. Da lag ich falsch. Das Abschiednehmen hat mir ein bisschen das Herz gebrochen und es ist schwer, wieder in Deutschland anzukommen. Darüber werde ich noch einen weiteren Beitrag schreiben.
Im Ausland baut man sich ein Leben auf und findet Freunde, mit denen man ziemlich schnell den Smalltalk überspringt, weil die Zeit ja nur begrenzt ist. Im Idealfall lebt man sich ein, baut sich eine Routine auf und verliebt sich in das Gastland. Aber plötzlich ist alles vorbei und man muss dieses neue Leben von einem Tag auf den anderen aufgeben. Ich habe vor Schottland schon zwei längere Auslandsaufenthalte gemacht und habe mit dem Abschiednehmen schon ein wenig Erfahrung. Trotzdem hat es mich wieder ganz unvorbereitet getroffen und mir ein bisschen den Boden unter den Füßen weggerissen. Das gehört aber dazu.
Es ist auch toll, wieder nach Hause zu kommen und Deutschland mit anderen Augen zu sehen. Und das bedeutet ja auch, dass man eine richtig gute Zeit hatte. Ich habe jetzt für immer ein Zuhause in Glasgow, Rio de Janeiro, Barcelona, auf Hawaii, in Italien und an verschiedenen Orten Deutschlands. Die Freundschaften, die ich geknüpft habe, sind sehr wertvoll. Im Ausland lernt man, dass es überall Leute gibt, die auf der gleichen Wellenlänge sind und mit denen es einfach klick macht, egal wo man herkommt und wie man aufgewachsen ist. Leute, die deine Werte teilen, über die gleichen Dinge lachen und die ein Stück weit zuhause werden. Es tut weh zu gehen, aber wenn es nicht weh tun würde, dann wäre es auch nicht so besonders gewesen.
Im Endeffekt fühle ich mich jetzt viel verbundener mit Europa, habe Freunde auf der ganzen Welt und konnte einen Blick über den deutschen Tellerrand werfen. Ein Auslandssemester während des Studiums machen? Eine der besten und wertvollsten Entscheidungen, die man treffen kann.
Tschüss Glasgow. Du wirst mir fehlen.