27. April 2021
In Italien ist bereits Prüfungsphase. Anders als in meinem Bachelor in Deutschland, wo ich immer die vorlesungsfreie Zeit hatte, um meine Hausarbeiten zu verfassen, finden die Prüfungen in Italien in dem Monat nach Vorlesungsende statt. Innerhalb von fünf Wochen muss ich fünf Hausarbeiten abgeben und mündlich verteidigen, sowie meine Italienisch Prüfungen ablegen. Welche Tipps, Tricks und Strategien ich für diese Zeit verwende, findet ihr hier.
Ich sage aber auch gerne immer wieder, dass jeder seinen eigenen Rhythmus finden muss und was für jeden selbst passt. Nur weil es für mich funktioniert, heißt es nicht, dass es universell gültig ist, vielleicht findet ihr hier aber ein paar Tipps, die ihr selber einmal ausprobieren wollt.
1. Schlachtplan erstellen!
„Planung ohne Ausführung ist meistens nutzlos – Ausführung ohne Planung ist meist fatal.“ – Willy Meurer.
Ach, ich könnte stundenlang über Excellisten und Whiteboards sprechen – vielleicht bin ich zu Deutsch, vielleicht ist es weil ich von Sternzeichen her Jungfrau bin, aber Planung ist für mich essentiell (auch wenn meine nicht allzu leserlich aussieht).
Für den Monat erstelle ich eine Übersicht, wo ich an jedem Tag akribisch festhalte, was ich an dem Tag erreichen bzw. gelernt haben möchte, sowie alle meine Deadlines. Sobald der Tag vorbei ist, streiche ich den auch immer groß durch, denn zu visualisieren, dass das Ende der Prüfungsphase jeden Tag ein Stück näherkommt, ist auch wichtig.
Jeden Abend erstelle ich zusätzlich einen Tagesplan, wo ich für jede Stunde festhalte, was ich mache: Literatur lesen, Mittagessen, Kaffeepause, Argumente strukturieren. Klingt vielleicht etwas drastisch, aber ich persönlich brauche einfach eine von außen vorgegebene Struktur, um effektiv zu arbeiten. Dabei hilft mir eine genaue Zeiteinteilung mehr, als wenn ich mir nur vage vornehme „das und das morgen zu schaffen“ und hält mich vom Prokrastinieren ab. Gleichzeitig sehe ich auch viel deutlicher am Ende des Tages, was ich alles geschafft habe. Meinen Kalender habe ich selbst entworfen, zusätzlich halte ich täglich meine Produktivität fest (auf einer Skala von 1-10), etwas Gutes, das passiert ist (meistens verbunden mit Essen) und ob ich Sport gemacht habe. Wöchentlich dokumentiere ich auch noch was ich gelernt habe, wofür ich dankbar bin und welches Buch ich aktuell lese. Das mache ich aber nicht allzu konsequent, wenn ich ehrlich bin.
2. Aktive Pausen
Aktive Pausen sind wichtig! Man kann nicht den ganzen Tag durcharbeiten und ich plane regelmäßige aktive Pausen in meinen Tag ein, z.B. meine morgendliche Joggingrunde oder ein Treffen auf ein Gelato am Nachmittag mit Freunden. Diese schreibe ich mir auch immer in meine Tagesplanung rein, dann hat man auch kleine Highlights, auf die man sich freuen kann. Meine Lieblingspause ist das abendliche Kochen, wobei ich während der Prüfungsphase meist für den nächsten Tag auch vorkoche. Und wenn wir ehrlich sind, esse ich in der Prüfungsphase auch schon etwas überdurchschnittlich viel Instant-Ramen, Fertigpizza (die ist tatsächlich hier in Italien echt gut) und Nudeln mit Pesto.
Am besten ist es, wenn man genau weiß, was einem eine gute „Denkpause“ beschafft. Für mich persönlich ist das Joggen und Malen, aber eine gute Viertelstunde auf Tiktok bewirkt auch Wunder bei mir. Mein Mitbewohner zockt zum Hirnabschalten League of Legends und für eine Freundin ist das einkaufen gehen. Da ist jeder anders.
3. Lernstrategie
Kennt ihr schon die Pomodoro-Methode? 25min lernen, 5min Handypause. Eine Art „Intervall-Lernen“. Das hilft mir meistens am Anfang wenn ich mich zum Lernen motivieren muss, und sobald ich meinen Rhythmus gefunden habe, dann geht es auch mit weniger „Handypausen“. Ich kann an dieser Stelle auch gestehen, dass ich eine minimale Tendenz zur Handysucht habe und um diese in der Prüfungsphase zu minimieren, arbeite ich meistens mit Zeitbeschränkungen in den Apps, die ich am meisten nutze (Instagram, Tiktok, guilty as charged). Alternativ schalte ich mein Handy entweder auf Flug- oder Nachtmodus, damit keine Nachrichten (laut) durchkommen, wenn ich in meiner Lernphase bin.
Ich bin auch kein überzeugter Bibliothekslerner. Kann ich zwar schon hin und wieder machen, aber mit dem aktuellen System von Sitzplatz reservieren und die ganze Zeit Maske zu tragen, ist nicht unbedingt ein tägliches Muss. Ich kann tatsächlich recht gut von zu Hause aus lernen, mit den Bequemlichkeiten meines Kühlschranks in Gehweite und meiner Jogginghose. Vor Corona habe ich auch viel in Cafés gelernt und gearbeitet, aber aktuell sind mein Schreibtisch und ich beste Freunde. Seinen Lernort muss auch jeder für sich selber finden, wo man am bequemsten und effizientesten Lernen kann. Kleiner Tipp: Wenn man nicht gerne in die Bibliothek geht, trotzdem zum gemeinsamen Lernen mit Kommilitonen verabreden! Anderen beim Lernen zu zuschauen, motiviert häufig auch.
4. Meine Essay-Strategie
Da ich hauptsächlich Essays bzw. Hausarbeiten schreibe, ist meine Strategie dafür erst einmal Literatur zu finden und zu lesen. Dabei kopiere ich wichtige Argumente immer direkt in ein Word Dokument und notiere auch die Seitenzahl, damit das Zitieren später ganz zackig von der Bühne geht. Man kann auch Zitierprogramme wie Citavi nutzen, ich bin aber noch etwas altmodisch und mache alles manuell. Wenn ich dann meine Arbeit verfasse, gehe ich durch meine Literatur und sortiere meine Argumente, in dem ich diese in verschiedenen Farben markiere. Als Alternative sortiere ich nicht Argumente, sondern einzelne Abschnitte den verschiedenen Kapiteln zu. Normalerweise wird mir dabei auch die Struktur für den Essay bewusst, die ich mir händisch notiere, ebenso wie weitere Fragen, die mir bei der Literaturrecherche auffallen. Bevor ich mit dem Schreiben anfange, brainstorme ich meistens noch mal eine Mindmap, das hilft mir auch bei der Struktur. Für das eigentliche Schreiben brauche ich selten mehr als zwei Tage, und da ich von Anfang an bereits in einem gelayouteten Dokument mit Deckblatt, Inhaltsverzeichnis und Literaturverzeichnis arbeite, spare ich mir die Zeit am Ende mit der Formatierung. Der Prozess dahin sieht leider nicht besonders ordentlich aus, denn meine Notizen sind etwas chaotisch, aber wie es so schön heißt, das Genie beherrscht das Chaos 😉