6. November 2016
Die einen nennen es Fernweh, die anderen Wanderlust. Wer kennt sie nicht, diese Sehnsucht nach neuen Orten, neuen Inspirationen? Studieren im Ausland ist eine optimale Gelegenheit, dieser Leidenschaft nachzugehen. Das muss ich mir nicht zweimal sagen lassen, schließlich gehört Irland zu den 20 beliebtesten Reisezielen weltweit. Kommt mit auf eine Reise zu den schönsten Stellen, die ich bislang hier entdeckt habe!
Cliffs of Moher
Es ist frisch an der Südwestküste Irlands. 120 Meter hohe Klippen ragen über dem Atlantischen Ozean, das kalte Wasser peitscht gegen tonnenschweren Fels, der Wind pfeift. Mit dickem Schal stehe ich an der Spitze der Klippe, nur ein Schritt trennt mich vom offenen Meer. Bei dem Blick in den Abgrund spüre ich das Adrenalin, das in meinem Körper schießt. So fühlt sich Freiheit an, denke ich.
Die Cliffs of Moher sind die bekanntesten Steilklippen Irlands und eine der beliebtesten Attraktionen, um sich ein Bild von der wilden, irischen Landschaft zu machen. Es gibt zwar einen kleinen Zaun, der den Gehweg vom Ende der Felsen trennt, der wird von den meisten Besuchern aber ignoriert. Es klingt verrückt, aber ich empfehle wirklich jedem ohne Höhenangst, über die Absperrung zu klettern und sich die Schlucht vorsichtig aus der Nähe anzugucken.
Dingle Peninsula
Die Sonne strahlt vom blauen Oktoberhimmel (man bemerke die Antithese dieser Aussage) und ich stiefle zwischen unzähligen Schafen den Carhoo Hügel hinauf. Die Stimmung ist entspannt, die Mannschaft ist guten Mutes. Wir befinden uns auf der Halbinsel Dingle im Südwesten Irlands, die Ziel eines spontanen Wochenendtrips ist. Oben auf dem Hügel angekommen fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Eine perfekte 360-Grad-Sicht über die gesamte Küstenlandschaft der Halbinsel eröffnet sich vor uns – und keine Menschenseele in Sicht. Fünf Wörter beschreiben diese Lage wohl am besten: On top of the world!
Der Süden von Irland ist der perfekte Ort für einen kleinen Roadtrip. Wer sich von der Aussicht in Dingle selbst ein Bild machen möchte, der steuere den Eask Tower an, ein kleiner, Jahrhunderte alter Turm, der auf der Spitze des Carhoo Hügels steht.
Irlands Busse sind super, bequem und gut verbunden. Sie sind speziell für Stadtbesuche eine hervorragende Idee, denn wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kann Abends im Pub noch ein schönes Guinness trinken.
Killarney National Park
Lange, kurvige Straßen führen uns an hohen Bergen und tiefen Gewässern vorbei, wir sind mit dem Auto unterwegs und erfreuen uns an der Herbstlandschaft. Auf einmal sehen wir ein Schild, „Ladies‘ View“. Was das wohl sein kann? Schnell halten wir an und klettern aus unserem Mietwagen. Ich bin mit meiner Mutter unterwegs und uns beiden fällt bei dem Anblick, der sich uns bietet, die Kinnlade herunter. Vor uns eröffnet sich eine weite Ebene, unberührte Natur soweit das Auge reicht. Eine lange Bergkette im Hintergrund, ein weiter See, Wälder in allen Farbtönen von hellbraun bis dunkelgrün, blauer und fast wolkenloser Himmel. Links und rechts von uns schießen ein paar Asiaten Fotos, da schließen wir uns direkt an.
Der Killarney National Park ist ein 10.200 Hektar großer Nationalpark am Fuße der McGillycuddy Reeks, der höchsten Bergkette Irlands. Auch wenn wir nur wenige Stunden Zeit hatten, hat sich die Durchfahrt auf jeden Fall gelohnt. Der Park liegt auf dem Ring of Kerry, eine 200 Kilometer lange Küstenstraße mit panoramischen Aussichten. Besonders für solche Unternehmungen ist es sehr praktisch, ein eigenes Auto zu haben, weil man nach Lust und Laune anhalten kann.
Mietwagenfirmen gibt es hier wie Sand am Meer. Wegen des Linksverkehrs erfordern viele allerdings ein Mindestmietalter von 25 Jahren. Kleiner Tipp: Vom Flughafen Dublin sind die meisten Angebote günstiger als zum Beispiel direkt in Limerick zu mieten.
Ring of Beara
„Hoffentlich kommt uns jetzt keiner entgegen“, denken wir, als wir auf der gefühlt schmalsten Straße der Welt um die Kurve fahren. Rechts Büsche, links Abhang, kein Platz zum Ausweichen. Doch wir haben Glück. Es ist Samstagmittag und wir wollen ab in den Süden. Konkreter: An den südlichsten Punkt der Beara Halbinsel. Um das Tageslicht auszunutzen, haben wir uns schon früh aus den Federn erhoben und sind nun froh deswegen. Unser Weg führt uns einmal um die Insel und wir stellen erstaunt fest: Es sieht tatsächlich nach jeder Kurve anders aus! Meeresbuchten, kleine und unbesiedelte Inseln, Weiden, Gesteine, Schafe und Kühe, die frei herumlaufen – bei diesem Anblick fühlt man sich so richtig in Irland.
Der Ring of Beara ist der kleine Bruder des Ring of Kerry und gilt als Geheimtipp für alle, die viel Verkehr vermeiden möchten. Er liegt etwas südlicher und ist „nur“ 140 Kilometer lang, perfekt also für eine entspannte Tagestour.
And without a word, when his Wanderlust gripped him, he was off and away into that great mysterious underworld he called „The Road.“ (Jack London, Moon-Face and Other Stories)