4. November 2019
Die Hälfte meines Auslandstudiums in Schottland ist schon vorbei – die Zeit ist verflogen! Ich gebe euch in diesem Beitrag einen kleinen Rückblick: Was hat mich überrascht, wie habe ich mich eingelebt und was gefällt mir mit Abstand am besten?
Ich finde es immer wieder spannend, wie schnell man doch einen Verbindung zu einem Land aufbauen kann, das man vorher noch nie gesehen hat. Ich habe mich Hals über Kopf in die wunderschöne Natur und die Einzigartigkeit Schottlands verliebt. Jeden Morgen, wenn ich am George Square aus der Bahn steige, fühl ich mich ein bisschen mehr zuhause. Glasgow ist eine vielseitige Stadt, in der es sich gut leben lässt. Ich habe viele coole Leute kennengelernt, die mit jedem Treffen engere Freunde von mir werden.
Die Uni
Aber ganz einfach ist es auch nicht immer. Manchmal fühle ich mich ein bisschen verloren in dem neuen Unisystem. Vor allem die Tatsache, dass meine Noten hier in meinen Bachelorschnitt zählen, macht mich ziemlich nervös. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, dass ich Kurse auch noch einmal in Deutschland belegen kann und dass es am wichtigsten ist, meine Zeit hier zu genießen.
An meiner Uni, der University of Strathclyde, gibt es viele Gruppenarbeiten und Essays, die man zusätzlich zu den Abschlussprüfungen einreichen muss. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Auch, dass man in den Prüfungen die neueste Forschung zitieren soll, schüchtert mich ein. Andererseits sind die Vorlesungen so spannend und die Dozenten so nett, dass ich auch richtig Spaß am Studieren habe.
Meine Highlights
Die beste Entscheidung in Glasgow war es, dem Mountaineeringclub beizutreten, mit dem ich gemeinsam Schottland entdecke. Wir fahren auf Tages- und Wochenendtouren, machen Workshops und gehen zusammen in Pubs ein/ zwei/ drei Pints Bier oder Cider trinken. Im Sportclub habe ich viele Schotten kennengelernt, durch die ich ein ganz anderes Verständnis für mein Gastland bekomme, zum Beispiel was politische und gesellschaftliche Themen angeht. Die Wandertrips sind definitiv meine Semesterhighlights, denn wir fahren an die schönsten Orte und verbringen den ganzen Tag draußen in der Natur. Hier ein kleiner Überblick der Touren:
Wanderung auf Ben Arthur (den „Cobbler“)
Auf meinem ersten Ausflug im September sind wir auf den ‚Cobbler‘ gewandert – das ist der Spitzname für den Berg Ben Arthur. Ich habe meine Freunde Sammy und Jennifer kennengelernt, mit denen ich direkt weitere Trips geplant habe. Im Anschluss sind einige verrückte Clubmitglieder ins eiskalte Loch Lomond gesprungen – ich habe mich dagegen am Rand mit Kaffee aufgewärmt.
Wochenendausflug nach Glen Coe
Im Oktober ging es dann zum wunderschönen Glen Coe. Am ersten Tag habe ich mich mit meinen Freunden für eine vierstündige Wanderung auf Stob Dubh, den ‚wee buckle‘, entschieden. Anschließend haben wir uns mit einer heißen Schokolade im Pub belohnt. Am zweiten Tag war das Wetter deutlich besser und wir haben den gesamten Tag in den Bergen verbracht. Zuerst sind wir zum ‚Hidden Valley‘ gewandert, wobei wir barfuß durch einen Fluss waten mussten. Von dort aus haben wir dann drei Berggipfel erklommen. Berge, die über 3000 Feet (914.4 Meter) hoch sind, werden in Schottland „Munro“ genannt. Aus dem Munro Bagging machen die Schotten richtige Wettbewerbe. Ich bin jetzt auch fleißig dabei.
Schottisch für Anfänger
‚Ben‘ ist das schottisch-gälische Wort für Berg
‚Wee‘ ist schottischer Slang für klein.
‚Glen‘ ist schottisch-gälisch für ein tiefes, schmales Tal.
‚To bag a Munro‘ bedeutet, einen Berg über 3000 Feet zu besteigen.
Wochenendausflug in den Lake District Nationalpark
Anfang November ging es dann nach Nordengland in den Lake District Nationalpark. In meinem letzten Beitrag habe ich schon davon berichtet, dass Schottland eine Art Hassliebe zu England pflegt. Jedoch ist das Lake District, ich zitiere einen Freund, „The only thing England has over Scotland“. Am ersten Tag sind wir über einen Bergkamm zum ‘Gavel Pike‘ gewandert. Wir waren sieben Stunden unterwegs und sind erst wieder in der Unterkunft angekommen, als es schon dunkel wurde. Am zweiten Tag haben wir dann den Ort Keswick erkundet, eine kleine Bootstour gemacht und den Cat Bells Berg bestiegen. Wer den Herbst liebt, muss unbedingt mal im Oktober oder November in den Lake District Nationalpark.
Allen zukünftigen Erasmusstudis würde ich raten, den Sportclubs und Vereinen der Uni beizutreten! Selbst wenn man nicht zusammen quer durchs Land reist, lernt man Leute kennen, die einem einen ganz anderen Blick auf das Gastland und auch auf das eigene Heimatland geben können. Und genau dafür lohnt es sich, nicht nur Urlaub zu machen, sondern richtig im Ausland zu leben.