24. März 2021
Wenn jemand eine Reise tut…
Vor ungefähr fünf Monaten begann mein Unternehmen Auslandssemester am Berliner Hauptbahnhof. Ich war neugierig darauf, was mich erwarten würde, unsicher, wie und ob alles klappen würde (vor allem wegen Corona) und froh, dass es trotz der Pandemie nun wirklich losging. Während in den acht folgenden Stunden im Zug nach Lund erst mal nicht viel passierte, prasselten während der folgenden Tage und Wochen die Erlebnisse dann nur so auf mich ein. Wenn man das erste Mal an eine neue Universität, in eine neue Stadt, in ein fremdes Land kommt, hat man so viele Eindrücke. Die muss man erst ein mal verarbeiten. So ging es auch mir. Nach spannenden ersten Wochen in Schweden inklusive Ersti-Phase pendelte sich dann irgendwann auch in Lund der Alltag ein. Doch auch der ist im Ausland natürlich ganz anders als zu Hause. Die neu gewonnene freie Zeit nutzte ich für zahlreiche Ausflüge mit neuen Freunden quer durch Schweden. Außerdem bekam ich Besuch von meiner Familie, meiner Freundin und Freunden aus Berlin. Ehe ich mich versah, stand auch schon die erste Prüfungsphase vor der Tür. Ihr merkt: Viel Zeit zum Durchatmen oder gar Langweile bleibt nicht während so eines Auslandssemesters. Aber ich habe die Zeit umso mehr genossen.
Zeit zurückzublicken
Es gab sicherlich kein Semester zuvor, in dem ich so viel gelernt habe. Und damit meine ich natürlich nicht in der Bibliothek zu sitzen und zu pauken! Vielmehr meine ich all das neue Wissen und die Erfahrungen, die man neben der Zeit in der Uni hat. Ich habe viel über Schweden gelernt, ein Land, das ich vorher nicht kannte und nur einmal kurz besucht hatte. Trotz Corona hatte ich die Möglichkeit, viel zu reisen. Mit meinen neuen Freunden erkundete ich zahlreiche schroffe Küsten, Nationalparks mit tiefen Wäldern und einsame Inseln, zu denen man über das gefrorene Eis einfach laufen konnte. Natürlich besuchten wir auch viele kleine und große schwedische Städte und Dörfer mit ihren typischen roten Holzhäusern mit weißem Rand und probierten überall die regionalen Fika-Spezialitäten. Den Teil meiner Mission, die Natur zu erkunden, kann ich also als erfüllt abhaken!
Corona machte einen (kleinen) Strich durch die Rechnung
Eigentlich hatte ich mir vor meinem Erasmus-Semester auch fest vorgenommen, neben Schweden noch mehr von Skandinavien und Nordeuropa zu sehen. Wenn ich den norwegischen Fjorden und dem schwedischen Lappland, aber auch Städten wie Kopenhagen, Oslo, Bergen oder Sankt Petersburg nahe bin, wollte ich diese direkt auch mit besuchen. Aber hier hat mir Covid-19 dann doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alle Grenzen waren zu. Vor allem für das lockere Schweden. Auch wenn ich Kopenhagen oder Helsingør von der Küste schon sehen konnte, den Öresund (die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden) durfte ich nicht überqueren.
Im Ausland nie einen Hörsaal von Innen gesehen?
Auch den Studienalltag habe ich mir natürlich anders vorgestellt. Statt im großen Hörsaal mit vielen anderen Studierenden saßen die meisten zu Hause vor ihren Notebooks. Aber das ist man ja mittlerweile gewohnt. Immerhin war die Universität geöffnet und wir konnten einen Lernraum beziehen. Trotzdem hatte ich das Glück, viele Schweden kennenzulernen! Und wie ich so von anderen Erasmus-Studierenden gehört habe, ist das alles andere als selbstverständlich. Viele bleiben während der Zeit in ihrer Erasmus-Bubble. Aber das war in Lund anders. Vor allem während der Nollning, den Einführungswochen an der Technischen Fakultät Lund (LTH), fanden wir in unseren schwedischen Mentoren zahlreiche neue Freunde.
Was mir Lund persönlich gebracht hat
Natürlich bin ich auch in Bezug auf mein Studium weitergekommen. Die Module hier in Schweden waren meine ersten echten Wahlmodule. Endlich konnte ich selbst bestimmen, über was ich mehr lernen wollte und war nicht mehr an die Pflichtmodule gebunden. Ich habe viel aus verschiedenen Bereichen gelernt und bin meiner Entscheidung, wie es im Master weitergehen soll, durch mein Auslandssemester näher gekommen. Aber dazu haben nicht nur die jeweiligen Fächer beigetragen, sondern auch Gespräche mit meinen neuen Freunden. In ein neues Umfeld zu kommen hilft einem enorm dabei, einen neuen Blick auf sein eigenes Studium zu bekommen. Im Ausland lernt man zwangsläufig neue Leute aus anderen Studiengängen, anderen Studienabschnitten und mit anderen Sichtweisen kennen. Man sieht, wo andere mit ihrem Studium hin wollen und was man überhaupt alles machen kann. Dadurch lernt man auch mehr über seine eigenen Pläne und Möglichkeiten.
Es ist noch nicht vorbei
Nun geht es also zurück aus Lund. Doch langweilig wird es für mich erst mal nicht. Da die Semester in Deutschland und Schweden etwas verschoben beginnen und enden, komme ich noch vor der Prüfungsphase an die TU Berlin zurück. Diese werde ich nutzen, um noch ein paar Klausuren zu schreiben. Ich freue mich schon jetzt darauf, wieder nach Berlin zurückzukommen und meine Freundin und meine Freunde wiederzusehen. Auch wenn Corona natürlich die möglichen Aktivitäten beschränkt, ist es nach so einer langen Zeit schön, wieder nach Hause zu kommen. Trotzdem habe ich Sehnsucht auf die Welt und freue mich schon auf neue Reisen. Ich glaube nicht, dass dies mein einziger Studienaufenthalt im Ausland bleiben wird. Aber genaue Pläne gibt es da noch keine.
Auf jeden Fall bin ich glücklich, dass mein Semester in Schweden während der Pandemie überhaupt stattfinden konnte. Die Chance, ein Land viel tiefer und auf eine andere Art kennenzulernen, als ein einfacher Tourist, hat man nicht oft. Deshalb kann ich euch schlussendlich nur ans Herz legen: Wagt den Schritt ins Ausland! Egal ob nach Lund oder anderswohin. Es bringt einen auf so viele Weisen weiter und ihr habt viel länger etwas davon als die Zeit, die ihr dort seid. Damit bleibt mir nur ein letztes Mal zu sagen:
hej då!