23. Mai 2020
Seit ein paar Tagen bin ich zurück in Lissabon. Es ist komisch, man setzt sich in ein Flugzeug und dann ist man auf einmal da und es fühlt sich so an, als wäre man nie weggewesen. Der bekannte Gang aus der U-Bahn. Die Straßen liegen noch da wie vor ein paar Wochen. Und trotzdem ist alles anders.
Rua da Prata. Da wohne ich jetzt also. „Und das sind Tobia aus Italien, Deniz aus der Türkei und Eduardo aus Spanien“, so stellte mein Vermieter Miguel mir vor ein paar Tagen meine neuen Mitbewohner vor. Ich durfte in die neue WG einziehen, da meine alte nun leer steht und Miguel sie an Berufstätige vermieten will. Und der Umzug ist definitiv ein Upgrade. Mein neues kleines Zimmer hat ein großes Fenster und ist voller Licht, außerdem habe ich ein eigenes Bad inklusive Regendusche. Wenn ich mich sehr weit aus dem Fenster lehne, kann ich ein kleines Stück vom Tejos erhaschen. Die Küche ist groß und es hängt eine riesige Landkarte an der Wand. Es gibt sogar einen keinen Balkon, der allerdings nach hinten rausgeht und auf dem wir daher nur unsere Schuhe lagern. Die WG ist eigentlich für 6 Leute gemacht, aber nur Tobia, Deniz und Eduardo sind während der Corona-Zeit geblieben. Sie erzählen mir, dass sie wochenlang nur zum Einkaufen aus dem Haus gegangen sind, aber dafür viel zusammen gekocht haben, jeden Tag ein anderes Gericht. Und dass ich eine gute Zeit erwischt habe, um zurückzukommen. Es stimmt, die Straßen füllen sich so langsam wieder mit Menschen und Restaurants sowie Läden öffnen. So langsam kehrt Normalität in die Stadt zurück, auch wenn das Barrio Alto und damit das Nachtleben auf den Straßen erstmal geschlossen bleibt.
Die letzten Tage habe ich schon einiges unternommen, bin mit Freunden an der Atlantikküste ein kleines Stück nach Cascais gelaufen, von einer Klippe ins Meer gesprungen, war Slacklinen am Strand, bei einem Balkonkonzert in Príncipe Real, mit meinen Mitbewohnern im Oceanário und bin viel durch die Stadt gelaufen. Außerdem habe ich probiert, meinen Mitbewohnern Skat beizubringen, was sich auf Englisch als nicht so leicht erwiesen hat. Aber ich glaube, so langsam haben sie den Dreh raus. Und ich habe eine Liste geschrieben mit Dingen, die ich hier in Lissabon noch sehen und erleben will. Zum Beispiel will ich den Monsanto Park erkunden, den Sonnenaufgang auf einem der Miradorous (Aussichtspunkt) bewundern und ganz viel durch die Stadt laufen, um neue Straßen und Parks kennenzulernen. Denn jetzt nach meiner Rückkehr sehe ich alles wie durch neue Augen, alles kommt mir zehnmal so schön und besonders vor und ich glaube, ich habe mich noch mal neu in die Stadt verliebt.