22. November 2021
Das bedeutsamste Gerichtsgebäude Irlands steht am Inns Quay in Dublin direkt an der Liffey: Das Gebäude der Four Courts. Ich nehme euch mit auf eine kleine Rundtour durch das Gebäude.
„Fiat justitia ruat caelum“ – „Der Gerechtigkeit soll Genüge getan werden, auch wenn der Himmel einstürzt.“
Diese lateinische Maxime findet sich an einigen Stellen am und im Gebäude. Besonders eindrucksvoll wirkt der Leitsatz auf mich, während ich unter der Hauptkuppel im Zentrum des Gebäudekomplexes stehe. Die weite Kuppel über mir hat in ihrem Zentrum eine kreisrunde Öffnung. Diese Öffnung lässt die darüber liegende Kuppel erahnen, die in dunklem Blau ausgestaltet, einen (Sternen-)Himmel nachbildet. „… auch wenn der Himmel einstürzt.“ In Anbetracht des blauen Himmelszeltes über mir wirkt die Forderung, das Gerechtigkeit ohne Rücksicht auf Konsequenzen durchgesetzt werden müsse noch etwas vehementer, ja noch etwas radikaler.
Four Courts ist das bekannteste Gerichtsgebäude Irlands und von meinem Standpunkt aus lässt sich leicht erahnen woher der Name stammt. Von dem zentralen Platz unter der Kuppel gehen vier Gerichtssäle ab – Four Courts. Heutzutage befinden sich in dem Gebäude der Supreme Court, der Court of Appeal, der High Court und der Dublin Circuit Court. Wenn sich der High Court jedoch mit Strafsachen befasst, dann nennt er sich Central Criminal Court, besteht neben dem Richter noch aus einer Jury und tagt im neuen Criminal Courts of Justice Gebäude nahe dem Phoenix Park und nicht mehr in dem Gebäude Four Courts.
Die Sitzordnung in einem irischen Gericht weicht von der eines typischen deutschen Gerichts ab. Statt der in deutschen Gerichten üblichen Sitzordnung, bei der sich die beiden Streitparteien zur Linken beziehungsweise zur Rechten des Richters gegenüber sitzen, befinden sich in einem irischen Gerichtssaal lediglich mehrere parallel zur Richterbank verlaufende Bänke. Gemeinsam haben sie die leicht erhöhte Sitzposition des Richters.
Das Gebäude beherbergt ebenfalls eigene Räumlichkeiten für die Barrister (zur Tätigkeit eines Barristers hier), die dort tätig sind. Ein großer Arbeitsraum samt Bibliothek ist plakativ überschrieben mit „Barristers only (strictly private)“. Das bedeutet im Umkehrschluss: Sowohl Solicitors (zur Tätigkeit eines Solicitors hier) als auch Richter sind hier ausgeschlossen.
Während meines Besuchs war der Betrieb aufgrund von Corona stark ausgedünnt. Dennoch lässt sich das hier zu Normalzeiten wohl herrschende geschäftige Treiben in den Hallen, in denen die richtungsweisenden Entscheidungen für Irland getroffen werden, leicht vorstellen. Auf dass der Gerechtigkeit immer genüge getan werde.