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Russlands Diplomatenschmiede meine Uni


Staatliches Moskauer Institut für Internationale Beziehungen und kurz MGIMO, heißt meine Gastuniversität in Russland. Warum sie auch die „Diplomatenschmiede Russlands“, „das liegende Hochhaus“ oder von mir „das Labyrinth“ genannt wird, erfahrt ihr im Folgenden.

Das Logo meiner Uni
Das Logo meiner Uni.

Die Geschichte

Die Universität wurde 1944, als reine Ausbildungsstätte in dem Bereich der internationalen Beziehungen, gegründet und untersteht seitdem dem russischen Außenministerium. Dadurch zählt das MGIMO zu Russlands staatlichen Universitäten. In den 50er Jahren wurde die Uni vergrößert und es kamen die Fachbereiche „Internationales Recht“ und „Internationale Wirtschaftsbeziehungen“ hinzu. Ebenfalls in den 50ern wurde das Institut für Orientalismus in das MGIMO eingegliedert. Bis heute sind viele neue Fachbereiche dazu gekommen, z. B. kann man jetzt internationalen Journalismus, BWL oder auch Übersetzung studieren. Seit 1989 kommen Studierende aus der ganzen Welt nach Moskau, um hier zu studieren. Heute hat die Universität Partnerunis auf der ganzen Welt, mehrere Standorte in Moskau und einen Campus in Usbekistan. Des Weiteren bietet die Uni eine Vielzahl von Doppelabschluss Studiengängen an. Mit 200 Studierenden hat die Universität eröffnet, heute studieren an die 8.000 Studierende aus aller Welt hier.

Der gute Ruf

Die Universität gilt als die Uni im russischsprachigen Raum. Henry Kissinger (amerikanischer Politiker, Diplomat und Autor) bezeichnete das MGIMO, als das Harvard Russlands. Früher war es so gut, wie unmöglich einen Studienplatz zu bekommen, abgesehen von ausgezeichneten Noten wurde noch eine Eignungsprüfung verlangt und gute Kontakte waren ebenfalls von Vorteil. Heute ist es aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Studiengänge etwas einfacher. Dennoch wird auch heute noch stark ausgesiebt, vor allem wenn man von den Studiengebühren befreit werden möchte. Angeblich hat die Uni die niedrigste Annahmerate von Bewerbern in ganz Russland. Immer wieder wird das Institut in unterschiedlichen Rankings (mehr Rankings) zur besten Uni Russlands gewählt. Weitere Forschungen zeigen, dass die Absolventen sofort einen Job finden und später zu den Bestverdienern in Russland zählen.

Die Uni im Guinness-Buch der Rekorde

Am MGIMO kann man 53 Sprachen lernen und damit schaffte es die Uni 2010 ins Guinness-Buch der Rekorde. Leider sind die Sprachkurse nicht kostenlos zugänglich für Austauschstudenten, aber für ca. 230€ kann man ein Semester lang einen Sprachkurs besuchen. Da die meisten Studiengänge international ausgelegt sind, wird von den Vollzeitstudenten verlangt, dass sie sich mit zwei Fremdsprachen bewerben und diese während ihres Studiums vertiefen. Deswegen werden viele Veranstaltungen auf unterschiedlichen Sprachen gehalten.

Diese Sprachen kann man alle an der MGIMO erlernen
Diese Sprachen kann man alle an der MGIMO lernen.

Diplomatenschmiede?

Warum die Uni so genannt wird, ist eigentlich ganz einfach, weil sie 1944 als diplomatische Akademie gegründet wurde. Heute gibt es nur zwei Wege, um in Russland Diplomat zu werden:  Entweder an der MGIMO oder via Studium an der Diplomatischen Akademie des Außenministeriums der Russischen Föderation (ebenfalls in Moskau ansässig).

Wer war alles an der MGIMO?

Die Liste der Alumni ist lang. Unter anderem hat der amtierende Außenminister Russlands Sergej Lavrov einen Abschluss in internationale Beziehungen mit den Sprachen Sinhalesisch (die offizielle Sprache Sri Lankas) und Dhivehi (Malediven) erlangt. Des Weitern zählen die Präsidenten von Azerbaijan und Kasachstan zu den Absolventen der MGIMO. Absolventen der Uni finden sich weltweit in politischen Führungsposition z. B. als Premierminister, Außenminister, bei den Vereinten Nationen oder im EU-Parlament. Peter Mladenov war 1990, der erste Präsident der Republik Bulgarien und ebenfalls ein Student an der MGIMO. Auch die Liste derer, die von der MGIMO einen Ehrendoktor verliehen bekommen haben, kann sich sehen lassen. Hans-Dietrich Genscher, Margaret Thatcher, der König von Saudi-Arabien aber auch Nicolas Sarkozy, Jacques Chirac und der Prinz von Albanien, Recep Tayyip Erdogan, Ban Ki-moon und viele weitere Präsidenten und Amtsinhaber in hohen Positionen weltweit.

Abgesehen vom Studium

Das MGIMO bietet jedes Jahr Summer Schools an, des Weitern ist es aber auch möglich nur einen russisch Kurs hier zu besuchen.

Die Uni hat ein Schwimmbad und ein eher bescheidenes Fitnessstudio, was gegen Gebühr besucht werden kann. Dafür gibt es fast für jedes Land einen eigenen Klub, der von einheimischen Studierenden gegründet wurde, die die jeweilige Sprache lernen. Der Campus beherbergt mehrere Cafés und Restaurants, einen Optiker, eine Bank, ein Geschäft, in dem man alles von Büchern, Büroartikel bis hin zu Strumpfhosen und MGIMO-Merchandise bekommt. Das MGIMO hat auch ein eigenes medizinisches Versorgungszentrum und eine Apotheke. Wer möchte, kann einem Klub beitreten. Der Chor z. B. nimmt regelmäßig an Wettbewerben weltweit teil. Des Weiteren werden Auftritte zu unterschiedlichen Feiertagen organisiert: Jedes Jahr wird die Miss MGIMO gewählt, MGIMO Music Awards gibt es auch und zweimal im Jahr wird ein Ball organisiert.

Dresscode

Ja, diesen Unterpunkt gibt es wirklich auf der Webseite der Universität. Dieser sagt, dass kurze Hosen und Flip-Flops immer verboten sind. Es wird empfohlen, bei verschiedenen Anlässen im Anzug zu erscheinen. In der Realität haben die meisten eh immer Business Kleidung an. Deswegen gibt es an der ganzen Uni mehrere Garderoben, da viele ihre Schuhe wechseln. Außerdem wird es als unhöflich angesehen, wenn man in ein Büro mit Jacke reinkommt.

Liegendes Hochhaus und Labyrinth

Als „liegendes Hochhaus“ wird die Uni schon seit Jahren von den russischen Studenten bezeichnet. Das Gebäude ist nur vier  Stockwerke hoch, aber superlang – an die 600 Meter. Das ganze Gebäude ist der Länge nach verbunden. ABER es gibt nicht auf jedem Stockwerk einen Durchgang. Im zweiten Stockwerk kann man z. B. das ganze Gebäude der Länge nach durchlaufen. Im ersten Stockwerk ist in der Mitte eine Wand und man muss hoch in den zweiten Stock, um auf die andere Seite der Wand zu kommen. Die Uni beginnt bei der Konferenzhalle, die mit dem alten Gebäude verbunden ist, das mit einem quadratischen Gebäude, in dem man im Kreis laufen kann, anfängt. Dann geht es über einen langen Gang (der im ersten Stockwerk eine Mauer hat) auf die andere Seite des alten Gebäudes, wo ebenfalls ein viereckiges Gebäude dranhängt. Dieses ist aber noch mit dem neuen Gebäude noch verbunden. Verwirrt? Dann hat das linke quadratische Gebäude eine andere Nummerierung der Zimmer,  als das rechte und das neue Gebäude noch wieder eine andere. Im alten Gebäude gibt es vier Zahlen, die erste Zahl für das Stockwerk, die zweite Zahl für rechts oder link und die dritte und vierte für das Zimmer. Also gibt es Zimmer 3110 und 3010 und beide befinden sich in der dritten Etage. Teilweise gibt es große Hörsäle auf Zwischenetagen. Jetzt ist die Verwirrung komplett. Hat ewig gedauert bis ich das System verstanden habe, aber nach einem Monat kommt es immer noch vor, dass ich mich verlaufe oder vor einer Wand stehe und nicht mehr weiß, wie ich zu Vorlesung komme.

Ob die Rankings, der Ruf der Uni noch so stimmen und welche Erfahrungen ich hier mache, erfahrt ihr in den kommenden Monaten. Das war zumindest der Plan, als ich den Beitrag verfasst habe. Die Situation hat sich leider geändert (darüber mehr in meinem nächsten Beitrag). Jetzt schon mal vor weg, eine Einführungswoche für Internationale gab es nicht und sonst ist die Organisation manchmal etwas schwierig.

 

 

 

 

 

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