14. Juni 2020
Für mich ging es Mitte März etwas überstürzt von Saudi-Arabien zurück nach Ägypten. Nun sitze ich wieder auf meinem Balkon in Kairo und versuche, meine Zeit im saudischen Königreich zu reflektieren. In diesem Artikel erfahrt ihr die genauen Hintergründe meiner Abreise und weshalb ich innerlich immer noch nicht mit meinem Aufenthalt abschließen konnte.
Zwei Monate bin ich nun schon zurück in Kairo. Zwei Monate ist es her, dass ich überstürzt aus Saudi-Arabien ausreisen musste. Überstürzt heißt, dass ich, aufgrund der Corona- Situation, innerhalb von zwölf Stunden meine Sachen packen musste und zum Flughafen gefahren bin. Einen Monat früher als ursprünglich geplant.
Als ich Anfang März meinen letzten Arbeitstag im Generalkonsulat hatte, war ich froh, mir im Anschluss noch einige Wochen Zeit nehmen zu können, das Land besser kennenzulernen. Das Praktikum war sehr zeit- und kraftintensiv, häufig musste ich bei Veranstaltungen des Konsulats am Wochenende arbeiten. Daher hatte ich währenddessen kaum Zeit, stressfrei die Stadt und das Leben außerhalb der Arbeit zu genießen.
Zurück in Kairo versuche ich die intensive Zeit im saudischen Königreich zu fassen. Manchmal kann ich selbst nicht realisieren, dass ich wirklich dort war. Ich befinde mich wieder in einer Außensicht, aus der das Königreich vor allem durch Nachrichten und Medien präsent in meinen Alltag rückt. Meine Zeit in Saudi-Arabien fühlt sich surreal an, eher wie eine Geschichte, die ich den Menschen erzähle, die mich nach den letzten Monaten fragen. Als ein tatsächliches Erlebnis.
Positive Erinnerungen
Ich habe viel gelernt und hatte wertvolle Begegnungen. Ich merke auch, wie schwierig es ist, all das Erlebte in Worte zu fassen, weil es den vielen Eindrücken kaum gerecht werden kann. Neben dem intensiven Einblick in die diplomatische Arbeit einer Auslandsvertetung führte ich Gespräche mit saudischen KünstlerInnen und zivilen AkteurInnen, die versuchen, die Kunst- und Kulturszene in Saudi-Arabien zu modernisieren. Ich sprach mit saudischen Frauen, die Start-ups gründen und damit ihre kreativen Ideen und Träume verwirklichen und voller Optimismus erzählen, dass sie ein stolzer Teil des gesellschaftlichen Wandels im Land sind. Sie blicken optimistisch in die Zukunft ihres Landes. Diese Menschen haben mich besonders fasziniert und ich bewundere sie.
Saudi-Arabien war nicht das erste arabische Land, das ich besucht und in dem ich gelebt habe. Allerdings war es eines, das mich mit am stärksten herausforderte. Trotzdem oder gerade deshalb bin ich mir sicher: ich werde noch einmal zurückkommen.
Reflektion ist wichtig
Die Zeit im Königreich hat mich stark geprägt, herausgefordert und mich daran erinnert, wie wichtig es ist, seine eigenen Ansichten stets zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Sich selbst ein Bild zu machen. Außerhalb der Medien. Wie wichtig es ist, eigene Erfahrungen zu sammeln. Und diese weiterzutragen.
Ich hoffe, ich konnte Euch durch meine Beiträge und Erfahrungen während der letzten Monate neue Einblicke in das von außen so verschlossene Land geben. Abschließend empfehle ich jedem, der/die Interesse am Auswärtigen Dienst hat, sich um ein Praktikum an einer deutschen Auslandsvertretung zu bewerben und sich eine eigene Meinung zu bilden. Das gilt jedoch auch andersherum: Verschafft euch vor der Bewerbung einen Einblick in das Arbeitsfeld einer auswärtigen Vertretung und in seine Strukturen.
Mit diesem Beitrag beende ich meine Correspondent-Tätigkeit. Falls Du Fragen oder Anmerkungen hast, kannst Du mich gern auf Instagram kontaktieren.
Maʿa s-salama, Saudia!
Mariam tawila
15. Juni 2020
Danke, dass du da warst! Hast eine Menge Schönes hier hinterlassen. Die Lektorin macht piep 😉