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Schokolade, Kompost und Permakultur Mein Botanik-Fieldtrip


Vor drei Wochen ging es endlich los zu der einen Sache, auf die ich mich schon lange gefreut habe: Ein Field Trip mit meiner Universität, und zwar mit meinem Botanik-Kurs. Wieso das so eine tolle Möglichkeit war, was wir so gelernt haben und welche Herausforderungen es so gab, erzähle ich in diesem Beitrag.

Über das letzte Oktoberwochenende ging es für mich und zwölf andere Studierende der Universität Veritas in Richtung Mastatal, ein kleines, abgelegenes Dörfchen im Regenwald auf halber Strecke zwischen San Jose und der Pazifikküste. Dort sollten wir zwei Tage lang vorher besprochene Lerninhalte aus den Kursen Tropical Botany (mein Kurs) und Agroforestry im „Feld“ vertiefen und neue Einblicke in unsere Themenfelder bekommen. Genauer gesagt hatten wir drei Ziele: zwei Farmen, die nach Permakultur-Prinzipien arbeiten und eine kleine Schokoladenmanufaktur.

Geländekarte der Strecke von San Jose nach Mastatal
Karte der Route von San Jose nach Mastatal. Was hier recht kurz aussieht, dauerte in echt ungefähr vier Stunden. Quelle: openstreetmap.org

Um ehrlich zu sein, waren die Field Trips, die an der Veritas-Uni eigentlich zu jedem Environmental-Sciences-Kurs dazu gehören, eines der Hauptargumente, wieso ich mich für die Uni entschieden hatte. Denn ich lerne einfach am besten, wenn ich Dinge direkt vor Ort sehen, erleben und verstehen kann. Außerdem bieten solche Trips die wunderbare Gelegenheit, auch Orte zu besuchen, die ich als normaler Tourist nie auf der Agenda hätte, beziehungsweise auch nur schwerlich dort hinkäme.

Abseits ausgetretener Pfade – unsere Erlebnisse in Mastatal

Dass es als Alleinreisende durchaus eine Herausforderung gewesen wäre, nach Mastatal zu gelangen, merkte ich bei der Busfahrt dorthin. Der Ort liegt dermaßen ab vom Schuss, dass ich ein eigenes Auto benötigt hätte, und das hätte auch eigentlich dringend Allrad-Antrieb besitzen müssen. Denn für das letzte Stück ging es über ziemliche Schlammpisten, die grade nach einem hier recht häufig vorkommenden Regenfall sich auch gerne in Matschefelder verwandeln. Dazu dann noch eine gewisse Steigung, und die Herausforderung ist perfekt. Unser Gefährt war ja kein wendiger Jeep, sondern ein Kleinbus, der 15 Leute transportieren kann, und so mussten wir zum Teil auch bei sehr steilen Stellen alle in den hinteren Teil des Busses klettern, damit er besser die Hügel hochkam. Aber es klappte alles, trotzdem war ich erleichtert, als wir endlich an der Rancho Mastatal ankamen und dort erst mal mit homegrown Bananen und Kaffee versorgt wurden.

Was heißt eigentlich Permakultur?

In der Zeit, die wir dann dort verbringen sollten, stand ein Thema im Vordergrund: das Prinzip der Parmakultur. Was bedeutet das eigentlich? Tim, der Gründer der Rancho, erklärte es so: Eine Permakulturfarm versucht, ein möglichst geschlossenes System aufzubauen, in das so wenig wie möglich von außen reinkommt und als Abfall es verlässt. Vor Ort sah das dann so aus, dass viel Wert auf Kompostierung gelegt wird, um möglichst viel organisches Material (dazu zählen auch tierische und menschliche Exkremente) wieder zurück in den Kreislauf zu bekommen. Ein weiteres cooles Merkmal sind die Plantagen, die überhaupt nichts von einer klassischen Monokultur haben, sondern mühevoll angelegte Gärten sind, in dem die Pflanzen voneinander profitieren. Zum Beispiel werden schattenliebende Sträucher unter größere Fruchtbäume gepflanzt oder Pflanzen mit besonders hohem Stickstoffbedarf neben solchen, die die Fähigkeit haben, Stickstoff im Boden zu binden. Das Ganze kann man beliebig ausdehnen, die einzige Grenze sind die eigenen botanischen Kenntnisse und natürlich die natürlichen Gegebenheiten des Standorts.

Tim erwies sich als ein überaus gelehrter Gastgeber und konnte zu fast jeder Pflanze und jedem Baum eine Geschichte erzählen. In Kombination mit Amanda, meiner Botanikdozentin, ergab das einen konstanten Informationsfluss, der teilweise etwas überfordernd war. Da wir als Teil unserer Kursnote einen Field Trip Report abgeben würden müssen, waren viele der Studierenden ständig mit Notizbuch oder Handy in der Hand unterwegs und versuchten, wenigstens einen Teil der vielen Infos mitzuschreiben.

Von Kakaobäumen und Schokolade

Völlig erschlagen machten wir nach der Tour Pause, um Mittag zu essen, bevor es dann schon zum zweiten Teil des Ausflugs weiterging. Dieser war etwas entspannter und vor allem für die Leckermäuler unter uns besonders interessant, da es zu La Iguana Chocolate Tours ging, einer kleinen Schokoladenmanufaktur, die sich darauf spezialisiert hat, den Weg der Kakaobohne vom Baum bis in die Tafel bei sich abzubilden. Dementsprechend konnten wir dort sehr tiefe Einblicke in alles Mögliche – vom Anbau über die Fermentierung bis zum Mahlen der getrockneten Bohnen in einer selbst gebauten Maschine bekommen. Ganz zum Schluss gab es dann noch einen hands-on-Teil, bei dem wir selbst Kakaonibs fein mit einem traditionellen Steinmörser zerstoßen und dann sowohl zu kleinen Pralinen als auch zu heißer Schokolade verarbeitet haben. Zwischendurch gab es aber natürlich auch Kostproben der „richtig“ conchierten Schokolade… Obwohl ich eigentlich eher Typ Milchschokolade bin, musste ich zugeben, dass diese Bitterschokolade eine ganz andere Qualität hat als irgendeine x-beliebige aus einem deutschen Supermarkt. Sehr zart schmelzend und cremig und überhaupt nicht sauer oder bitter!

Nach einer kurzen Nacht in den Villas Mastatal besuchten wir am nächsten Tag die dazugehörige Farm und lernten hier einiges über weitere nachhaltige Farmpraktiken. Besonders faszinierend war hier, selbst Zuckerrohr zu ernten und daraus frischen Zuckerrohrsaft zu pressen. Der ist voller Mineralien (und Zucker…) und perfekt für heiße Tage. Das Pressen war allerdings ziemlich anstrengend. Auf einer kleinen Tour durch die Gärten lernten wir außerdem noch einiges über die angebauten Pflanzen. Wusstest du, dass Bananenstauden gar keine Bäume sind? Sie haben nämlich keinen hölzernen Stamm, sondern die Blattstängel bilden spiralförmig übereinandergelegt eine stabile Struktur. Denn sie gehören zur Familie der Gräser!

Als Abschluss des Tages wanderten wir noch zu einem Wasserfall in der Nähe und wurden auf dem Rückweg ordentlich von einem kräftigen tropischen Regenschauer überrascht. Aber egal, vom Baden waren wir ja eh schon nass…

Wie teuer ist sowas? Und machen das alle Studierenden?

Übrigens sind die Field Trips inklusive Übernachtungen und Verpflegungen in den Kursgebühren, die ich hier ja zahle, inklusive. Das macht das Ganze viel „erträglicher“. Ich gehöre aber auch zu den Studis, die hier die meisten Field Trips machen, da alle meine Kurse im Bereich Environmental Science/Sustainability angesiedelt sind. Eher geisteswissenschaftlich ausgerichtete Kurse haben meistens keine Field Trips. In den Kursbeschreibungen wird aber angegeben, ob welche geplant sind oder nicht.

Corona-Regeln auf dem Field Trip

Die Regeln hier sind fast dieselben wie bei uns in der Uni: Maske wird im Bus, in geschlossenen Räumen getragen, oder wenn draußen kein Abstand gehalten werden kann. Außerdem kommt natürlich keiner krank mit!

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