1. Mai 2016
Wer beim Umzug von Deutschland nach Schweden denkt, den Gang zu den Ämtern hinter sich lassen zu können, hat die Rechnung ohne das schwedische System gemacht. Ich stelle euch hier das Mysterium Personennummer vor …
910503-xxxx sind die Zahlen meiner Personennummer. Eine Nummer, die aus dem Geburtsdatum und vier willkürlichen Zahlen besteht. Die Personennummer hat man sein Leben lang und ist die wichtigste Nummer für den Alltag in Schweden. Alles was mit dem öffentlichen Leben zusammenhängt wird über die Personennummer abgewickelt. Ein Bankkonto eröffnen oder sich im Fitnessstudio anmelden ist nur möglich für all diejenigen, die sie haben.
Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wie man diese Nummer bekommt und was dafür tun muss?
Die Personennummer könnt ihr in Schweden beim Skatteverket (Finanzamt) eurer Stadt beantragen und dann dauert es ein paar Tage, manchmal sogar Wochen. Es sollte aber eines der ersten Dinge sein, die ihr macht, um wirklich mit eurem Leben hier durchstarten zu können. Um den Prozess zu vereinfachen, fügt ihr eine selbst aufgesetzte Erklärung bei, die bestätigt, dass ihr euch in der Zeit eures Aufenthaltes finanziell über Wasser halten könnt. Eine der Voraussetzungen, um die Nummer zu bekommen ist, dass ihr eingeschriebene Studenten seid. Ab dem ersten Uni Tag könnt ihr zum Skatteverket, um den Prozess in die Wege zu leiten!
Ohne Arbeit oder Studium keine Personennummer. Und ohne Personennummer keine Arbeit.
Auch wenn die Personennummer das Leben in Schweden für die Besitzer der Nummer sehr vereinfacht, ist es für alle anderen außerhalb des Systems um einiges schwieriger in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Ohne Arbeit oder Studium keine Personennummer und ohne Personennummer keine Arbeit. Der Teufelskreis ist offensichtlich und sollte meiner Meinung nach für einen einfacheren Start in einem neuen Land überdacht werden!
Ein anderes Thema ist natürlich der Datenschutz. Der schwedische Staat liebt es, Informationen über seine registrierten Bürger zu sammeln und weiß so ziemlich alles über sie. Die Schweden haben damit kein Problem und sehen in ihrem Staat keinen „großen Bruder“, sondern eher eine helfende Hand. Aber nicht nur der Staat weiß über alles Bescheid, sondern die Informationen sind auch für alle anderen Mitbürger zugänglich. Ein Anruf oder Klick genügt und ich kann das Einkommen und den Beziehungsstatus meiner Nachbarn in Erfahrung bringen. Geheimnisse hat man in Schweden nicht und die Menschen sehen darin die Möglichkeit Ungerechtigkeiten im Gehalt aufzuzeigen besonders im Zuge der Gleichberechtigung. Bis auf den König ist jeder innerhalb der schwedischen Gesellschaft gläsern.
Wie ihr schon seht, die Personennummer ist ein wichtiger Bestandteil der schwedischen Gesellschaft und ohne sie ist ein Leben in Schweden fast unmöglich. Auch wenn das System sehr praktisch ist sollte man es trotzdem immer wieder kritisch hinterfragen und in Frage stellen!