18. Juni 2021
Im Winter war es ungewöhnlich kalt und schneereich in Zürich. Zum Ende meines Auslandssemesters erlebe ich nun wiederum eine Hitzewelle. Das bedeutet: Ab in die Badi!
„Badi“ ist das Schweizerdeutsche Wort für „(Frei)bad“. Um die aktuelle Hitzewelle auszuhalten gibt es zum Glück genug davon in Zürich. Es wird sogar behauptet, keine Stadt habe, gemessen an der Einwohnerzahl, eine so hohe Bäderdichte. Schauen wir mal, was sie eigentlich so besonders macht.
Frauen- und Männerbadis
Ursprünglich wurden die Badis aus hygienischen Gründen gebaut, denn viele zürcher Wohnhäuser hatten damals kein fließendes Wasser. Sie dienten also der Körperpflege und nicht dem Abkühlen zum Spaß im Sommer. Dabei waren Männer- und Frauenbadis streng getrennt. Diese Trennung existiert heute auch noch. 1864 wurde beispielsweise das Männerbad am Schanzengraben gebaut und ist heute am Tag nur Männern vorbehalten. 1837, nachdem das Verbot für Frauen in der Öffentlichkeit zu baden, aufgehoben wurde, wurde am Stadthausquai ein Frauenbad erbaut. Das gibt es heute ebenfalls noch. Am Abend, wenn der Betrieb der dort ansässigen Bar startet, dürfen dann aber ausnahmsweise auch Männer in die Frauenbadi 😉 . Im Männerbadi gibt es ebenfalls eine Bar, die abends für beide Geschlechter geöffnet ist.
Wo man sonst noch Abkühlung bekommt
Wem das Baden in der etwas exklusiveren Badi mit Restaurant wie das Frauenbadi oder dem Seebad Utoquai etwas zu teuer ist (der Eintritt beträgt umgerechnet rund 8,75 Euro) oder nicht das Glück hat, direkt in der Nähe zu wohnen, für den gibt es trotzdem Alternativen.
Mein neuer Lieblingsplatz in Zürich dürfte da wohl die Badi „Unterer Letten“ werden. Sie ist ein Flussbad in der Limmat und ist nur gute 15 Minuten zu Fuß von meiner WG entfernt. Das Beste: Der Eintritt ist kostenlos. Trotzdem gibt es Umkleidekabinen, Toiletten, Sitzbänke im Schatten und einen Rettungsschwimmer. Das ist auch gut so, denn der Untere Letten ist eher für geübte Schwimmer geeignet. Da es ein Flussbad ist, ist die Strömung recht stark. Man kann sich also den Fluss hinunter treiben lassen, bis man an einem Auffanggitter landet (und dann bitte wie ich, nicht direkt beim ersten Mal etwas unsanft dagegen „strömt“), wo man wieder aussteigen kann.
Gegen Nachmittag wird es allerdings auch hier recht voll und man muss mitunter warten, bis man eintreten darf, was auch an den immer noch geltenden Corona-Abstandsregeln liegt.
Eine Alternative zu den platzmäßig begrenzten Badis (egal ob kostenlos oder kostenpflichtig) lässt sich Richtung Stadtzentrum finden: Der Zürichsee. Hier kann man getrost einfach irgendwo ins Wasser springen. Offiziell ist hier das Baden bis 150 Meter innerhalb der Uferzone auch mit Luftmatratze und Co. erlaubt. Ausgenommen sind natürlich die Häfen.
Mal schnell in der Mittagspause abkühlen? Ja bitte!
Dass es so viele Bademöglichkeiten in der Stadt gibt, macht sich vor allem die arbeitende Bevölkerung zu Nutze. So ist es nicht unüblich in der Mittagspause eine Runde zu Baden und dann wieder an die Arbeit zu gehen.
Also: Eincremen nicht vergessen und dann ab in die Badi eurer Wahl!