16. April 2019
Drei Jahre Studium an nur einer Uni mit den gleichen Professoren und Lehrpersonal können einen schon ganz schön prägen. Ein Auslandssemester bringt frischen Wind ins Denken und Lernen. Nach den ersten Wochen in Melbourne haben wir uns langsam eingelebt und Anschluss in der Uni gefunden. Was hier alles anders läuft und warum der Einstieg so holprig war, möchte ich euch im folgendem genauer erläutern.
In Melbourne angekommen und das erste mal den Campus des Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) begutachtet, ist man direkt eingeschüchtert. Der Campus befindet sich in der Innenstadt und ist extrem beeindruckend. Jedes Gebäude sieht aus wie aus einem Architektur-Magazin ausgeschnitten und ist zwischen den schönen, viktorianischen Altbauten platziert – getreu dem Motto „je ausgefallener desto besser“. Zudem sind die Gebäude natürlich auch von innen extrem modern und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet. Die Grundrisse sind zum Teil sehr verwirrend, der Ein- und Ausgang kann hier schonmal zwischen dem 2. und 3.OG liegen. Dazu kommt, dass es eigentlich in jedem Gebäude Cafes und verschiedene Shops oder Supermärkte gibt. Die Uni holt sich so quasi die Stadt ins Haus und geht fast im Städtebild unter.
Große Unterschiede
Im Vergleich dazu ist unser Campus zuhause in Berlin, an der Technischen Universität (TU), extrem grau und wirkt ein bisschen alt. Unser Campus ist zwar auch von überall gut zu erreichen und relativ zentral, jedoch müsste man ihn schon auf den Alexanderplatz oder Kurfürstendamm platzieren, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Generell findet durch die Lage eine klarere Trennung von Universität und Stadt statt. Man ist eben zum Lernen hier und nicht, um bespaßt zu werden. Grob gesagt gleicht der Campus des RMIT denen von Google, Facebook und Co, während der der TU mit einem Verwaltungsgebäude vergleichbar ist.
Wie in Berlin haben die Architekten auch hier ihr eigenes Gebäude. Das ganze sticht natürlich nochmal mehr aus der Masse heraus. Schon im Studium an der TU haben wir häufig darüber gesprochen. Das Gebäude selbst ist zunächst einfach und funktional aufgebaut, bis auf den Ein- und Ausgang, der liegt im dritten Stock. Im übrigen wurden fast alle Gebäude des City Campus des RMIT von den eigenen ehemaligen Architektur-Studenten entworfen.
Der Einstieg in den Uni-Alltag
Generell ist das RMIT super modern und digital zukunftsorientiert. Allerdings fiel dadurch der Einstieg auch etwas schwer. Lehrmaterialen, Kursinformationen, Hausaufgaben und allgemeine Informationen werden hier über diverse Plattformen und Websites an die Studenten verteilt. Das war verwirrend und ich fand mich in den ersten Tagen im falschen Raum, zum falschen Kurs und ohne Abgaben wieder. Leider wurde ich darauf auch in der Einführungsveranstaltung nicht vorbereitet. Wenn man sich aber einmal zurecht gefunden hat dann funktioniert alles ganz gut und man kommt in den Arbeitsfluss.
Ansonsten ist der Uni-Alltag hier eine sehr gelungene Abwechslung zum gewohnten Vorgehen an der TU. Die Herangehensweise der Lehrstühle ist hier ganz anders, generell ist alles viel künstlerischer und nicht so technisch geprägt wie zuhause und ich arbeite entsprechend mit ganz anderen Programmen. Das bringt frischen Wind und neue Perspektiven ins Denken. Was aber auch nicht zuletzt der Grund dafür ist, dass wir in Arbeit versinken und keine Pause in Sicht ist.
An dieser Stelle möchte ich jedem ein Semester im Ausland oder an einer anderen Uni empfehlen. Auch wenn es nur der Wechsel vom Bachelor zum Master auf eine andere Uni ist, es hilft einem ungemein weiter und zeigt neue Perspektiven. Abgesehen davon macht sich das natürlich super im Lebenslauf.
Die Kosten
Ein Auslandssemester ist natürlich nicht immer günstig, aber dafür gibt es immer Wege. An dem RMIT kostet ein Semester 20.000 australische Dollar und damit ist nicht Schluss. Ein zweiter Prüfungsversuch kostet mal eben 4000 Dollar. So addieren sich schnell die Kosten und das Auslandssemester scheint zunächst unmöglich.
Wir finanzieren dies über eine Art Austauschprogramm/Stipendium der TU, so entfallen für uns diese Gebühren. Ansonsten fallen dann natürlich die üblichen Lebenskosten an, dafür haben wir wieder andere Stipendien die uns etwas unterstützen. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Bei uns sind nächste Woche schon die ersten Mid-Crits (Zwischenpräsentationen), also ist das Semester schon fast zur Hälfte vorbei. Danach haben wir eine Woche Osterferien und damit das erste mal seit dem Beginn des Wintersemesters 2018 eine Pause. Ich melde mich dann mit weiteren Einblicken aus dem Studium aus den Ferien zurück.