22. August 2018
Am Ende war es dann doch zu schnell vorbei. Vor einiger Zeit bin ich zurück nach Deutschland gekommen, tolle Erinnerungen an Erlebnisse, Freunde und Orte im Gepäck. Das ist mein Fazit zum Auslandsaufenthalt in Südkorea.
Ursprünglich bin ich aus mehreren Gründen nach Korea gegangen: Ich wollte in ein ungewöhnliches Zielland, um exotische Erfahrungen zu sammeln, und hatte schon davor Gefallen an der koreanischen Kultur und Sprache gefunden. Der Sprung ins kalte Wasser war aber doch gewagter, als ich erwartet habe. Ein Sprachkurs und einige Recherche haben mich zwar vorbereitet, aber der Kulturschock hat mir in den ersten Tagen zu schaffen gemacht. Zum Glück waren von meiner Hochschule noch zwei andere Studenten an der Dongguk Universität. Ich konnte nicht nur viel mit ihnen unternehmen, um mich langsam in den koreanischen Alltag einzufinden; meine Kreditkarte wurde nur in wenigen Läden akzeptiert und Geld abheben funktionierte prinzipiell gar nicht, sodass ich mich glücklicherweise an die beiden wenden konnte.
Nach Beginn des Semesters Anfang März fand ich mich dann recht schnell in den Alltag ein. Meine Kurse an der Uni waren sehr informativ und gut gestaltet, die Professoren der Kurse waren hilfreich und freundlich. Ich konnte viel Praxiserfahrung sammeln, war dadurch aber auch besonders am Anfang sehr viel in der Uni. Der Schwierigkeitsgrad der Kurse war dabei durchaus in Ordnung. In koreanischen Unis herrscht jedoch in allen Kursen Anwesenheitspflicht und regelmäßig werden Abgaben und Hausaufgaben gestellt. Generell konnte man jedoch bei allen Fragen und Anliegen zum Auslandsamt der Universität gehen, wo man von sehr hilfreichen Mitarbeitern in allen Anliegen unterstützt wurde. Ich wäre jedoch trotzdem gerne in mehr soziale Aktivitäten eingebunden gewesen, danach musste man sich eher selbst umschauen.
Der Campus der Dongguk Universität hat mir sehr gut gefallen. Da die Uni buddhistisch ausgerichtet ist, hingen knapp zwei Monate um Buddhas Geburtstag unzählige bunte Laternen über den Campus verteilt, was eine sehr schöne Atmosphäre verbreitet hat. Zwar musste man viele Treppen steigen, da der Campus am Berg liegt, dadurch und durch die vielen Dachgärten auf den Gebäuden hatte man aber auch einen tollen Blick über Seoul. Darüber hinaus gibt es viele Cafeterien und Cafés an der Dongguk Universität, die lange geöffnet, günstig und mit einem breit gefächerten Angebot ausgestattet sind. Wahrscheinlich auch aufgrund der Größe der Universität gab es immer wieder Veranstaltungen oder Angebote, die auf dem Campus stattfanden. Ein tolles Event war beispielsweise das Uni-Festival im Frühling, bei dem über zwei Tage hinweg zahlreiche Stände aufgebaut waren, an denen es viel zu essen und zu trinken gab. Abends traten an den verschiedenen Unis dann koreanische Künstler auf, bei uns unter anderem der auch in Deutschland bekannte Psy („Gangnam Style“).
Zu Beginn des Semesters lernte ich in den Cafeterien auch die koreanische Küche lieben. Es gibt viele frisch zubereitete Gerichte, die entweder im heißen Stein serviert, oder in Restaurants direkt auf deinem Tisch zubereitet werden. Essen gehen ist auch günstiger als in Deutschland und der Service in Südkorea ist besser. Beilagen und Suppen gibt es dort immer kostenlos, ebenso wie Wasser. Trinkgeld ist ebenfalls nicht erwünscht, da manche es als Almosen und daher als Beleidigung sehen. Nicht nur in Restaurants kann man gut essen gehen, sondern auch an zahlreichen Ständen an der Straße, die kleinere Portionen direkt auf die Hand servieren. Seoul ist eine riesige Stadt, in der man auch mitten in der Nacht noch in Convenience Stores oder Restaurants etwas zu Essen bekommt.
Generell scheint die Stadt nie zu schlafen. Wer sich darauf vorbereitet, dass die U-Bahnen nachts nicht fahren, kann auch mitten in der Nacht noch Shoppen, Feiern oder Trinken gehen. Dafür gibt es viele Viertel, in denen das rund um die Uhr möglich ist. In der endlosen Betonwüste aus Wolkenkratzern und Wohnblocks in Seoul sind die vereinzelten Tempelanlagen und Paläste wie kleine Oasen in der Wüste. Sie erinnern an die traditionelle Seite Koreas. Aber auch Parks und Naherholungszentren bieten sich an, um der stets pulsierenden Stadt für einige Stunden zu entfliehen. Eine weitere Möglichkeit, auch außerhalb der Uni Kultur und Personen kennen zu lernen, ist das „Seoul Global Cultural Center“, in dem für internationale Bewohner der Stadt viele kostenlose Kurse angeboten werden. Schließlich kann man auch lange Wochenende dazu nutzen, in eins der zahlreichen Naturschutzgebiete oder in kleine Städte zu reisen. Besonders lohnenswert waren für mich dabei die Wanderung auf den Bukhansan, der Besuch des traditionellen Hanok-Dorfes in Jeonju und der Besuch der Demilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea.
Für all diese Unternehmungen standen mir dabei meine Freunde zur Seite, die ich während des Auslandssemesters gefunden habe. Freundschaften, die man im Ausland schließt, sind ganz anders als sonstige Freundschaften. Dadurch, dass ich in einem Land ohne meine Freunde, Familie und Hobbies quasi auf mich selbst gestellt war, wurden Kontakte, die ich dort geschlossen habe, viel schneller intensiver. Ich habe mich dort deutlich schneller anderen gegenüber geöffnet, da ich gar nicht die Möglichkeit hatte, mir dabei Zeit zu lassen. Besonders bei der Verabschiedung hat sich das sehr merkwürdig angefühlt, da man mit diesen Personen so viel in so einem kurzen Zeitraum erlebt hat und weiß, dass man sie vom einen auf den anderen Tag erstmal nicht mehr sehen wird. Ein weiterer großer Pluspunkt war dabei, dass ich nicht nur über die koreanische Kultur viel gelernt habe, sondern auch über die Länder, Sprachen und Kulturen meiner Freunde in Südkorea. Das war für mich wohl das Beste am Auslandssemester.