27. Juli 2021
Ich lebe seit über einem halben Jahr in Island. Auch wenn ich vor allem mit anderen Auslandsstudierenden meine Zeit verbracht habe, lernte ich natürlich auch die isländische Kultur kennen. Im Folgenden beschreibe ich meinen Eindruck und was mir aufgefallen ist. Dieser trifft natürlich nicht auf alle Isländer*innen zu.
Eine Sprache in der man kaum Bitte sagt
Isländisch ist eine sehr alte Sprache. Sie ist am nächsten zu der Sprache, die die Wikinger nutzten. Teilweise werden da auch Stereotypen bedient, die man über die Wikinger hat. Beispielsweise wird das Wort „bitte“ nicht wirklich verwendet. Manchmal sagt man danke, dort wo wir bitte sagen würden, oder es wird ganz weggelassen. Dies gilt allerdings nicht als unhöflich, sondern ist die normale Umgangsart. Generell ist die sind die Isländer*innen oft sehr direkt. Jeder wird mit Vornamen angesprochen und mir wurde versichert, dass die Sprache es einfach nicht hergibt, unfreundlich zu reden.
Es wird auch konsequent darauf geachtet, die Sprache beizubehalten. Es gibt eine eigene Kommission, die neue Wörter für neue Geräte (Handy, Computer, …) erfindet. Diese Wörter passen ins Isländische und können komplett neu sein oder aus anderen Wortstämmen entstehen. Die Übernahme von beispielsweise englischen Begriffen wird von manchen als Gefährdung der Kultur gesehen.
Die Kleidung
Wenn man durch die Straßen Reykjaviks läuft fällt auf, dass sehr viele Menschen durchaus vornehm gekleidet sind. Auch an der Uni sind die meisten Isländer*innen deutlich feiner gekleidet, als ich es von meiner Heimatuni kenne. Viele mögen die feine Kleidung und das zieht sich auch in den privateren Bereich hinein. Es ist normal am Weihnachtsessen mit der Familie in Anzug und Krawatte bzw. in hohen Schuhen und Abendkleid zu erscheinen.
Familienleben
In Island haben viele Paare deutlich früher Kinder als in Deutschland. Einige meiner isländischen Kommiliton*innen haben Kinder und das ist hier nichts Besonderes. Natürlich gibt es die nötige Unterstützung durch den Staat, damit das möglich ist. Jedes Kind kann in einer Kita untergebracht werden, sodass die Eltern dem Studium/Beruf nachgehen können.
Es ist auch nichts Besonderes sich auch wieder zu trennen wenn man schon Kinder hat.
Mein Eindruck
Dadurch das Island so isoliert ist, konnte sich eine eigene Kultur entwickeln, die ähnlich der Europäischen ist, aber doch einige Unterschiede aufweist. Ich mag es, dass es als normal angesehen wird, schon jung Kinder zu haben. Man muss nicht mit komischen Fragen diesbezüglich rechnen. Die Direktheit der Isländer*innen finde ich interessant. Manchmal erinnert sie mich an das „akademische Du“, an anderen Stellen kann sie auch gewöhnungsbedürftig sein. Einige der Austauschstudierenden empfinden die Umgangsart der Isländer*innen als unhöflich. Sie ist auf jeden Fall meist anders, als das was ich kenne, unhöflich würde ich das aber auf jeden Fall nicht nennen.