15. August 2019
Shanghai gilt als das Finanzzentrum Chinas und ist eine der wirtschaftlich stärksten Städte Asiens. Grund genug, hier ein Praktikum zu starten und den Puls der Stadt zu fühlen. Aber wie organisierst du am Besten ein Praktikum in Shanghai oder auch in jeder anderen Stadt Chinas?
Bereits an meinem allerersten Tag in Shanghai vor mittlerweile nun fast drei Jahren waren es vor allem die Wolkenkratzer im Finanzzentrum Luijiazui, die mich in den Bann gezogen haben. Nun ist meine Heimatstadt Hamburg zwar auch nicht das kleinste Licht in der Welt, aber mit den auf Hochglanz polierten floor-to-ceiling Fensterfassaden kann Hamburg dann doch nicht mithalten. Wie es wohl sein würde, in einem dieser bis zu 600 Meter hohen Gebäude zu arbeiten? Seit Anfang August kann ich es nun endlich täglich erleben. Ich freue mich über die Chance, für sechs Monate ein Praktikum bei einem süddeutschen Automobilhersteller machen zu können und möchte dir an dieser Stelle etwas über die Vorbereitungsschritte fürs Praktikum mitgeben.
Der Elefant im Raum: Das Visum und das Geld
Das wichtigste Thema, wenn es um Praktika in China geht, ist definitiv das Visum. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges geändert und es ist, nach meinem Kenntnisstand, nicht möglich, als internationaler Student ein Praktikum zu machen. Das heißt, willst du ein Praktikum machen, musst du an einer chinesischen Universität zumindest für ein Auslandssemester eingeschrieben sein und die Universität muss dir ein Praktikum erlauben. Es kann sein, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, ich habe von diesen allerdings noch nichts gehört.
Als Vollzeit-Masterstudent an einer chinesischen Universität im Fach International Business ist ein Praktikum sogar vorgeschrieben, weshalb ich beim Thema Visum absolut keine Probleme hatte. Als Masterstudent verfüge ich über eine chinesische Aufenthaltsgenehmigung in meinem Reisepass, die für das Praktikum um eine eingeschränkte Arbeitserlaubnis von der Polizei erweitert wurde. Eingeschränkt, da ich während des Praktikums kein richtiges Gehalt erhalten darf. Vielmehr ist es in China üblich, einem Praktikanten während eines Praktikums eine Aufwandsentschädigung zu zahlen. Hier darfst du dir aber keine Illusionen machen. Manche Praktikanten müssen sich mit 100 € oder sogar gar nichts zufrieden geben. Üblich ist ein Betrag von RMB 3000, umgerechnet etwas mehr als 300 €.
Diese doch überschaubare Entschädigung dürfte bei dem einen oder anderen deutschen Studenten das Budget sprengen. Aus diesem Grund bietet der DAAD Stipendien für ein Praktikum in Kombination mit einem Sprachkurs an. Freunde von mir sind Stipendiaten dieses Programms und damit sehr zufrieden. Neben der finanziellen Unterstützung organisiert der DAAD Firmenbesuche, so dass die Stipendiaten auch vor Ort Kontakte und Einblicke zu verschiedenen Firmen bekommen.
Wie findest du einen Arbeitgeber für das Praktikum?
Die Praktikumssuche ist natürlich für jeden individuell und hängt auch in Shanghai stark von deinen Qualifikationen, deinen Vorstellungen und ganz entscheidend von deinem Netzwerk ab. Die chinesische Gesellschaft ist Beziehungsgetrieben, das gilt auch und vor allem für die Arbeitswelt. Möchtest du also in einem chinesischen Unternehmen arbeiten, dürfte eine Bewerbung von Deutschland aus chwierig werden. Anders sieht das bei internationalen Unternehmen aus, die auch aktiv auf Portalen wie LinkedIn nach Praktikanten suchen.
Musst du fließend Chinesisch sprechen können?
Chinesisch ist in Städten wie Shanghai nicht zwingend für jedes Praktikum notwendig. Insbesondere internationale Firmen bieten auch englischsprachige Praktika an. Ich spreche mittlerweile fließend Alltags-Chinesisch, bin aber noch Lichtjahre von einem Arbeitsniveau entfernt. Aber auch Alltags-Chinesisch macht vieles einfacher, denn nicht jeder Chinese in einem Unternehmen kann Englisch sprechen oder ist es gewohnt.
Auch wenn ein Praktikum in China nicht einfach zu organisieren ist, solltest du dein Glück versuchen! Es handelt sich immerhin um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt!