13. Oktober 2024
Seit über einem Monat bin ich jetzt in Frankreich, und die letzten Wochen waren alles andere als einfach. Mein Sozialleben leidet unter der Arbeitsbelastung, und es gab einige Herausforderungen. Aber ich gebe nicht auf! Im Ausland zu leben ist kein Urlaub – es gibt Verpflichtungen und einen Alltag. Hier sind meine Tipps, was du tun kannst, wenn es dir im Ausland gerade nicht gut geht.
Nach einem relativ entspannten Semesterbeginn ging es ab der dritten Woche richtig los mit Abgaben, Präsentationen und der Ankündigung von nicht wenigen Zwischenprüfungen. Ab diesem Zeitpunkt war ich echt gestresst und hatte kaum Zeit, die anfänglichen Kontakte weiterzuverfolgen, denn ich musste sofort anfangen, irgendwie mit meinen To-dos hinterherzukommen. Mit meiner WG-Mitbewohnerin gab es auch schon unnötiges Drama und das schlechte Wetter verbessert meine Stimmung nicht gerade. Deswegen geht es mir aktuell psychisch leider schlechter, als ich gehofft hatte.
Wichtiger Hinweis
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass die folgenden Tipps lediglich dabei helfen können, sich in der akuten Situation etwas abzulenken und kurzzeitig besser zu fühlen. Um die Ursachen zu bekämpfen, musst du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen! Das bedeutet: eine Therapie machen und/ oder eine medikamentöse Behandlung beginnen.
Trotzdem lasse ich mich nicht unterkriegen und bemühe mich, alles so gut es geht, zu schaffen. Das soll euch keinesfalls von einem Auslandsaufenthalt abschrecken, aber im Ausland zu leben, ist nun mal kein Urlaub! Du hast Verpflichtungen und einen Alltag, dem du nachgehen musst. Im Folgenden möchte ich dir einige Tipps geben, was du jetzt akut tun kannst, wenn es dir im Ausland gerade nicht gut geht.
1. Plane ein Solo-Date
Ich habe schon früh gelernt, auch mal etwas allein zu unternehmen (zum Beispiel alleine ins Kino zu gehen), damals habe ich mich aber nicht immer wohlgefühlt. Als ich dann 2021 in Spanien war und am Anfang kaum Leute kannte, wollte ich trotzdem ein paar Ausflüge machen: Also bin ich alleine weggefahren. Seitdem habe ich immer öfter kleine Solo-Trips gemacht und es hilft mir sehr, um abzuschalten und meine Batterien wieder aufzuladen. Es kommt natürlich immer auf die Situation an, aber so kann ich mich zumindest für kurze Zeit von meinen Problemen distanzieren.
2. Lerne, in dich selbst zu vertrauen
Eine wichtige Eigenschaft, die ich dank meiner Auslandsaufenthalte gelernt habe, ist mehr Vertrauen in mich zu haben. So kann ich bis zu einem gewissen Grad mein eigener Anker sein. Dieses Grundvertrauen in mich, ist auf jeden Fall eines der wichtigsten und hilfreichsten Learnings, die ich mitgenommen habe. Auch wenn die meisten von uns mit Unterstützung unserer Liebsten rechnen können, es wird immer Situationen geben, in denen du auch mal auf dich allein gestellt bist. In Phasen, in denen es mir wochenlang ständig schlecht ging, wollte ich auch nicht fünfmal am Tag meine beste Freundin anrufen, denn auch deine Bezugsperson hat nicht unendlich Kapazitäten. Umso wichtiger ist es also, dass du dieses Grundvertrauen entwickeln kannst.
3. Wohlfühlorte finden
Wenn es dir gerade nicht gut, dann versuche nicht zu hart zu dir zu sein! Erlaube dir, dich mal aus dem Alltagsstress auszuklinken. Wenn du trotzdem noch ein paar Energiereserven hast, versuche, dich nicht nur in deinem Bett zu verstecken (mache ich aber auch oft). Gehe in dein Lieblingscafé oder mache einen schönen Spaziergang. Hauptsache, es tut dir gut!
4. Versuche, Routinen aufrechtzuerhalten
Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich weiß auch, dass es hilft! In meinem ersten Blogbeitrag habe ich bereits darüber berichtet, dass es wichtig ist, Routinen ins Ausland mitzunehmen und diese vor Ort gleich zu etablieren. Wenn es dir jetzt also schlecht geht, versuche trotzdem diese Routinen aufrechtzuerhalten. Mir gelingt es leider auch nicht immer, aber wenn ich es schaffe, ist es auf jeden Fall eine Art Rettungsanker, um nicht noch tiefer in meinem Loch zu versinken. Wenn du momentan kaum Energie hast, um deinen Alltag zu bestreiten, ist es viel einfacher „automatisierten“ Vorgängen zu folgen, über die du kaum mehr nachdenken musst.
Meine wichtigsten Routinen:
- morgens direkt nach dem Aufstehen 10-15 Minuten Mobility machen, viel Wasser trinken und kein Handy in der ersten Stunde nach dem Aufstehen
- Sport und spazieren gehen
- auf meine Ernährung achten
- Vitamin D supplementieren
- jeden Tag mindestens drei positive Situationen aufschreiben
- Familie und Freunde daheim anrufen
5. Um Hilfe bitten
Du musst nicht alles alleine schaffen! Frage deine Familie oder Freunde von daheim, ob sie Zeit zum Telefonieren haben oder frag einige deiner neuen Freunde vor Ort. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir letztlich oft mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben – und du wahrscheinlich mehr Unterstützung finden wirst, als du denkst. Außerdem haben Universitäten auch Ansprechpartner, wenn du psychische Probleme hast und sie können dich bei weiteren Schritten unterstützen.
Stark ist, wer um Hilfe bitten kann!
Ich habe wirklich lange gebraucht, um das zu verstehen: Ich dachte, stark bin ich, wenn ich alles allein schaffe. Das stimmt aber nicht, denn um (professionelle) Hilfe zu bitten, ist ein sehr mutiger Schritt und wenn du das geschafft hast, kannst du so stolz auf dich sein!
6. Lerne, negative Gefühle auszuhalten
Niemanden geht es immer nur gut. Sonst könnten wir die schönen Momente auch gar nicht wertschätzen. Aber sich nicht gut zu fühlen, ist sehr kräftezehrend und anstrengend. Eine weitere wichtige Lektion meiner verschiedenen Auslandsaufenthalte war zu verstehen, dass vor allem extreme Gefühlsausbrüche auch wieder vorbeigehen. Manchmal musst du diese Emotionen einfach annehmen und aushalten. Außerdem kannst du mir glauben, dass es immer noch besser ist, negative Gefühle wahrzunehmen, als gar nichts mehr zu fühlen. Wenn dies der Fall ist, dann suche dir bitte wirklich sofort Hilfe, denn dann ist deine Depression vermutlich schon sehr fortgeschritten.
Wie geht es jetzt für mich weiter?
Aufgeben kommt für mich nicht infrage, nachdem ich mich schon durch so viele depressive Phasen gekämpft habe. Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich meine Therapeutin aus Deutschland an meiner Seite habe und in diesen Monaten noch Sitzungen mit ihr habe. Das hätte ich mir damals für meine Zeit in Spanien auch gewünscht.
Auch wenn ich mir mein Auslandssemester anders vorgestellt habe, weiß ich, dass die Zeit hier endlich ist und die Verschlechterung meiner psychischen Gesundheit aktuell an konkrete Faktoren gekoppelt ist. In zwei Wochen sind hier Herbstferien und ich mache mit meiner besten Freundin eine Reise nach Südfrankreich! Zum Glück habe ich mich an meine eigenen Ratschläge gehalten und jetzt etwas, auf das ich mich sehr freuen kann. Und irgendwie schaffe ich den Rest schon …
Falls du dich gerade in einer ähnlichen Situation befindest, hoffe ich, dass es dir bald wieder besser geht und dir meine Tipps eventuell helfen! Bitte vergiss niemals, wie wichtig du bist und pass auf dich auf!
Alles Liebe, Valeska!
P.S.: Lies dir gerne auch meinen Blogbeitrag zu deinen Reisevorbereitungen durch, in dem ich schon einige hilfreiche Ratschläge gebe.