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Soziologie und Praxis Vorteile eines Auslandssemesters


Ein Studium im Ausland hat für jeden, der sich auf diese Reise begibt andere Beweggründe. Aber welche Vorteile bringen Auslandssemester vor allem im Bereich der Soziologie? Gründe für für ein Auslandssemester und praktische Erfahrungen in der Soziologie im Ausland.

Wenn ich gefragt werde, warum ich ein Auslandssemester mache, bin ich oft im ersten Moment vor den Kopf gestoßen. Einfach zu sagen „weil ich Lust habe“ reicht vielen als Antwort nicht aus. Auch für mich selbst reicht das als Grund nicht und deshalb macht es mir Spaß, für mich selbst herauszufinden, was ist es, was mich an einem Auslandssemester so begeistert.

Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir zuerst ein, dass ich es mag, Geschichten erzählen zu können, Erfahrungen zu machen und Wissen durch praktische Erfahren zu erlangen. Die Weitsicht über gesellschaftliche Themen gefällt mir gut. Wäre ich nicht selbst in Südkorea, hätte ich nicht gewusst, wie ein Leben in Seoul mit anderem Essen, anderen inter-sozialen Regeln und Normen sich anfühlt. Wissen über ein Land zu erlangen ist viel interessanter, wenn ich direkt dort bin und das, was ich lerne, direkt sehen und verbinden kann.

Soziologie war für mich schon immer nicht nur ein Studium, sondern immer eine generelle Denkweise. Ich mag es, das zu hinterfragen, was normal erscheint. Warum schütteln wir einander die Hände, wenn wir uns begrüßen? Warum ist „wir gehen ein Kaffee trinken“ etwas anderes als ein Wasser zu trinken und warum sagen wir „morgen wird es regnen, wenn du deinen Teller nicht leer isst“? Das sind die banalen Alltagsbeispiele, in denen Soziologie drin steckt und die das menschliche Zusammenleben so spannend machen. Gerade der Vergleich solcher sozialen Regeln zwischen den verschiedenen Kulturen interessiert mich besonders, denn die zwischenmenschlichen Regeln darüber, was wie gemacht wird sind überall unterschiedlich. So schüttelt man sich in Korea nicht die Hand, wenn man sich begrüßt, sondern macht eine kleine Verbeugung.

Die tiefergehenden Theorien der Soziologie begeistern mich, aber die Anwendung des soziologischen Gedankengutes im Alltag finde ich am spannendsten.

Über die Jahre es Studiums hatte ich das Gefühl, reflektierter darüber geworden zu sein, was zwischenmenschlich passiert. Gerade im Auslandssemester kann ich erleben, dass Menschen je nach Herkunft unterschiedliche Normen und Sitten haben, nach andere Wertvorstellungen leben. Oft drücken sich diese durch die Sprache aus. In Koreanisch zum Beispiel wird das Verb nicht nach Anzahl der Personen konjugiert, sondern nach Höflichkeitsform. Daran lässt sich eine ganz andere Struktur des Miteinanders erschließen.

Sekundäre Sozialisation

In der Soziologie nennt man die Sozialisation den Zeitraum im Leben, in dem ein  Individuum zu einem Teil der Gesellschaft wird. Es ist das Lernen von sozialen Regeln, Verhaltensnormen und Denkweisen.  Die sekundäre Sozialisation ist davon geprägt, dass äußere Einflüssen, wie Organisationen und Bildungseinrichtungen, sowieso das Finden des eigenen Platzes in der Gesellschaft.

Ein Auslandssemester in Seoul ist daher ein Teil meiner persönlichen sekundären Sozialisation. Ein Teil der Zeit in meiner Rolle als Studentin und ein Teil des Weges, der mich zu meiner Rolle in der Arbeitswelt führt. Für mich ist es besonders wichtig, offen an meine Umwelt ranzugehen, zu erleben, wie unterschiedlich die Menschen sozialisiert sind auf der ganzen Welt und nicht zu bewerten, sondern eher festzustellen und zu hinterfragen.  Nicht alles an der eigenen Sozialisation ist immer gut oder schlecht und die generelle Vernetzung der Welt durch die Globalisierung ist mit der Zeit ein Teil verschiedener Arten der Sozialisation geworden.

Ich bin froh darüber, immer was Neues lernen zu können und nicht in meinen Ansichten und Werten einem festen Schema folgen zu müssen.

Meine Gründe für ein Auslandssemester

Neben den Standard-Gründen wie internationalen Erfahrungen, Sprachkenntnissen und kulturellen Kompetenzen gibt es weitere Gründe, die für mich ausschlaggebend waren, ein Auslandssemester, besser gesagt zwei Auslandssemester zu machen.

Im Auslandssemester habe ich viele Menschen aus verschiedenen Ländern kennengelernt und dabei viele Sichtweisen und Verhaltensweisen gesehen, die mir ermöglicht haben, mich in Geduld und Verständnis zu üben und vor allem andere Menschen noch besser zu verstehen. Ich verstehe die Denkweisen und die Werte, die das Handeln einer Person begründen, jetzt besser als zuvor.

Diese Entwicklung meines Selbst, auch durch die Erfahrung, alleine hier zu sein, zunächst ohne mein gewohntes soziales Umfeld, ist für mich ein wichtiger Grund für ein Auslandssemester. Selbst wenn ich im Nachhinein feststelle, hey ich möchte nicht so viel alleine sein und ich bin gerne in meinem sozialen Umfeld, tut es gut neue Leute kennenzulernen. Ich merke oft, dass beim Schließen neuer Freundschaften im Ausland, die Menschen, die ich neu kennen lerne einen oft ganz anders wahrnehmen, als die Freunde und Familie zu Hause. Im gewohnten Umfeld habe ich oft eine bestimmte Rolle inne, die ich manchmal auch nicht mehr so leicht los werde. Nicht dass ich das unbedingt wollte, aber manchmal ist es schön anders zu sein oder sich zu verändern.  Im Ausland habe ich nochmal die Chance eine andere Version meiner selbst kennenzulernen oder auch einfach nur festzustellen, dass die Menschen einen anders empfinden, als die Menschen zu Hause.

Gerade in der Soziologie hat ein Auslandssemester für mich auch einen besonderen Mehrwert, weil die Soziologie Gesellschaften als Gegenstand hat, und das eben genau das ist, was ich im Auslandssemester erfahre. Andere Gesellschaftsformen in der Praxis erleben und mich mit meiner sozialisierten Denkweise mit anders sozialisierten Menschen konfrontieren.

Mein liebster Grund: Frustrationstoleranz und Belastbarkeit. Dieser Grund gefällt mir so gut, weil er einfach so wahr ist. Ich hatte ihn selbst mal auf einer Webseite gelesen und musste schmunzeln beim Lesen, weil ich mich darin so wiedergefunden habe. Wenn man ein Auslandssemester absolviert hat,  hat man in den meisten Fällen einen Berg an Dokumenten ausgefüllt, war in Situationen, in denen man nicht wusste, wie es weiter geht und regelte Planänderungen ohne Ende. Am Ende war ich immer stolz auf mich, dass alles geklappt hat. Das Gefühl von Überforderung vergeht und ich habe gemerkt, dass manches rückblickend nicht so schlimm war, wie zunächst gedacht.

Hinterlasst mir gerne ein Kommentar oder schreibt mir eine Nachricht.
Was sind deine Beweggründe für ein Auslandssemester? Was begeistert dich an dem Gedanken, ins Ausland zu gehen?

Bis Bald!
Nina

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