3. Mai 2016
Feiertage, langes Wochenende und der Verkehr auf den Autobahnen befindet sich im Ausnahmezustand. Das kennen wir auch in Deutschland. Doch wer denkt, dass die Staus in Deutschland schlimm sind, der war noch nicht an einem langen Wochenende in Vietnam unterwegs …
Gleich zwei Feiertage fielen in das erste Maiwochenende: der internationale Tag der Arbeit und der Tag der Wiedervereinigung Vietnams. Also gab es ein extra-langes Wochenende. Hier gibt es nämlich die großartige Regel, dass Feiertage, die auf das Wochenende fallen in der Woche nachgeholt werden. Ich finde diese Idee super; das sollte in Deutschland auch so gehandhabt werden.
Tausende von Menschen nehmen die freien Tage zum Anlass die Familie auf dem Land zu besuchen oder an den Strand zu fahren. Diesmal habe ich mitgemacht und bin zu Freunden nach Vũng Tàu in den Süden von Ho-Chi-Minh-Stadt gefahren. Das ist ein beliebter Ferienort für Kurzurlauber. Eine Fahrt dorthin dauert eigentlich zwei Stunden. Doch dank endlosem stockenden Verkehr, Motorradgewusel, hupenden Lastwagen und Bussen, aus denen die Menschenmassen quellen (dies ist keine Übertreibung!), hat die Fahrt diesmal ganze viereinhalb Stunden gedauert. Fassungslos und mit einigen Nahtoterfahrungen bin ich hinten auf dem Motorbike von meiner Freundin Na ein Teil des Chaos geworden.
Wie man sieht, gibt es einen Ersatz für jedes beliebige Modell – schnell und unkompliziert.
Was in Deutschland der Standstreifen ist, wird auf viel befahrenen vietnamesischen Straßen zum offiziellen Motorrad-Streifen umfunktioniert. Auf der mittleren und der der linken Spur dürfen Busse, Autos und Trucks fahren. Denn zwischen den großen Gefährten und den Rollern knallt es ganz schön oft. Das ist besonders für Motorbikefahrer gefährlich. Schwere Unfälle sollen durch die Trennung vermieden werden. Da die Roller zahlenmäßig natürlich überlegen sind, kommt es auf dem äußersten Fahrstreifen zu einem großen Gedränge und Gehupe. Zum Glück steht alle paar Meter ein Stand, der Ersatzteilen, wie Seitenspiegeln oder Pedalen, anbietet. So kann man das abgefahrene Teil fix wieder ersetzen. Auch die Raststätten sehen hier anders aus: Cafés mit Hängematten, die man überall am Straßenrand findet, lassen einen kurz durchatmen.
Auf einer vietnamesischen Raststätte: Eine kurze Verschnaufpause in der Hängematte mit Kokosnuss.
Nach einer solch langen Fahrt hinten auf dem Roller tat mir der Hintern aber so richtig weh. Zum Glück hat die Rückfahrt nur zwei Stunden gedauert – denn wir waren schlau und sind schon am Montag früh zurückgefahren. Dienstag, am Ende des zweiten Feiertages, wird es wieder voll auf den Autobahnen Vietnams, da bin ich mir sicher.