8. Mai 2017
Eine Übersicht über die verschiedenen Wohnmöglichkeiten in Irland findet ihr im Beitrag „Ein Königreich für ein Bett“. Wie dort bereits erwähnt, habe ich während meines ERASMUS+- Studiums in Galway im Studentenwohnheim Corrib Village gewohnt. Eine Übersicht aller Wohnheime gibt es hier.
Vorteil: Die Wohnheime sind in Campus-Nähe
Das Wohnheim Corrib Village liegt am Ufer des Flusses Corrib und der Fußweg zur Uni ist höchstens zehn Minuten und ist ein schöner Spaziergang. Es gibt sogar einen kostenlosen Bus, aber ich habe ihn nur selten benutzt, da der Weg wirklich nicht weit und sehr einfach zu finden ist. Um in die Innenstadt zu kommen, muss man allerdings einmal quer durch die Uni laufen, was schätzungsweise eine halbe Stunde dauert.
Hier kann man sich verirren: Die Wohnheime sehen alle gleich aus.
Die Wohnanlage besteht aus einstöckigen Häusern mit jeweils vier Apartments. Zwischen vier und sechs Studierende teilen sich eine Wohnung und soweit ich weiß gibt es Doppelzimmer und Einzelzimmer mit eigenem oder geteiltem Bad, dazu Küche und Wohnzimmer. Ich hatte Anfangs Orientierungsprobleme, da die Blocknummern schlecht zu lesen waren und die Häuser fast identisch aussehen.
Mietpreise für das akademische Jahr 2017/18 (September –May).
- Doppelzimmer, Bad für 5: 3.375,00€
- Einzelzimmer, Bad für 5: 4.725,00€
- Zimmer mit Doppelbett, Bad für 5: €4.925,00€
- Einzelzimmer, Bad für 2: €5.075,00€
- Zimmer mit Doppelbett, Bad für 2: €5.275,00€
- Einzelzimmer, eigenes Bad: 5.425,00€
- Zimmer mit Doppelbett, eigenes Bad: 5.525,00€+ 375,00€ Elektrizität (kann je nach Verbrauch mehr werden)+ 250,00€ rückzahlbare Kaution
Online-Anmeldung für ein Zimmer im Studentenwohnheim in Galway.
Die Einrichtung ist in Ordnung und sauber, aber die Bäder sind winzig, es war nie genug platz im Kühlschrank und die Wände sind papierdünn wodurch man wirklich jedes Geräusch aus den Nachbarzimmern hört. Als ich mich erkundigte, warum in der Wand über meinem Schreibtisch ein vergittertes Loch ist, aus dem ständig kalte Außenluft weht, wurde mir erklärt, dass es sich dabei um eine Belüftungsanlage handelt. Die Wände sind insgesamt ziemlich schlecht isoliert und geheizt wird hauptsächlich elektrisch, was teuer war. Der Warmwasservorrat musste per Zeitschaltuhr eingestellt werden. Für den hohen Mietpreis war ich aus Deutschland bessere Standards gewöhnt, aber für irische Studentenbuden ist Corrib Village schon fast Luxus.
Service: Von Rezeption bis Wäscheraum
Es gibt eine Rezeption, an die man sich mit Fragen und Problemen wenden kann. Die Mitarbeitenden waren sehr nett und haben mir vor der Buchung viele Fragen per E-Mail beantwortet und mich in der ersten Woche herumgeführt. Die Miete wird im Voraus bezahlt und man muss sich während des Semesters um nichts weiter kümmern. Die Rezeption fungiert auch als Außenstehender Dritter sollte es Meinungsverschiedenheiten in den WGs geben. Außerdem gibt es auf dem Gelände einen kleinen Laden, einen Wäscheraum und einen Gemeinschaftsraum in dem auch gelegentlich gemeinschaftliche Aktivitäten angeboten werden.
Sicherheit und Kontrolle im Wohnheim; fühlt sich an wie ein Rückschritt.
Corrib Village ist eingezäunt und abends werden die Tore geschlossen, sodass nur noch Bewohnende mit Foto-ID Karte Zutritt bekommen. Ein Security-Auto patrouilliert die Wege und löst lärmende Gruppen auf. Partys müssen vorher angemeldet und genehmigt werden und Übernachtungsbesuche sind in der Regel nicht gestattet. Einige dieser Regeln sind sinnvoll um den allgemeinen Frieden zu bewahren. Viele irische Erstsemestler sind sehr jung und wohnen zum ersten Mal länger ohne ihre Eltern in der Stadt. Um sie vor ihrer eigenen Leichtsinnigkeit zu schützen, sind diese Vorschriften und Kontrollen sicher hilfreich, aber für mich persönlich war es lästig. Von einer eigenen Wohnung in Deutschland in ein irisches Studentenwohnheim zu ziehen, fühlte sich manchmal an wie ein Rückschritt in Sachen Selbstbestimmung.
Freundschaften schließen – im Wohnheim eher nicht
Die meisten ausländischen Studierenden werden in gemeinsamen WGs untergebracht. Im ersten Semester wohnte ich mit einer Amerikanerin, einer Brasilianerin und einer Italienerin zusammen. Wir verstanden uns ganz gut und machten auch einige Ausflüge zusammen, aber ich suchte mir schnell andere Aktivitäten, um Freundschaften außerhalb des Wohnheims zu schließen. Schließlich wollte ich Land und Leute kennen lernen.
Im zweiten Semester wohnte ich dann mit zwei Brasilianerinnen, die untereinander nur Portugiesisch sprachen und einer Irischen Erstsemestlerin, die ich genau zweimal zu Gesicht bekam, zusammen. Einmal die Woche schrieb ich ihr eine SMS, in der ich sie höflich aufforderte ihr benutztes Geschirr abzuwaschen und zurück in die Küche zu bringen, da keine Teller mehr im Schrank waren. Diese minimale Kommunikation war seltsam, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich genug andere Freunde, wodurch mich der fehlende WG-Zusammenhalt weniger störte.
Fazit
Wenn ihr schon vor der Ankunft wissen wollt wo ihr wohnen werdet, ist ein Wohnheim empfehlenswert. Die Nähe zum Campus war für mich persönlich der ausschlaggebende Grund. Außerdem vermeidet ihr Geldstress mit Vermietern und Mitbewohnern. Der extra Service ist gut, die Einrichtung nur mittelmäßig und insgesamt sind Wohnheimplätze in Irland wesentlich teurer als in Deutschland. Es ist wichtig auch Leute außerhalb des Wohnheims kennen zu lernen und erwartet nicht, dass eure Mitbewohner eure neuen Freunde werdet.