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Studentenwohnheim oder WG?


Zum selben Zeitpunkt, in dem man eine Zusage für ein Auslandssemester bekommt, stellt man sich die Frage, wie man dort leben wird. Unabhängig davon, ob man in der Heimat noch zuhause wohnt, in einer Wohngemeinschaft seine Routine gefunden hat oder in einem Studentenwohnheim lebt, steht man plötzlich vor einem großen Fragezeichen. Nun bringen wir ein wenig Klarheit in das Ganze.

Clara, die seit September 2019 an der Sciences Po in Toulouse European Studies studiert und ich, haben beide unterschiedliche Erfahrungen in Sachen Wohnen gesammelt. Aus diesem Grund haben wir zusammengearbeitet und uns für euch mit dem Thema „Studentenwohnheim oder WG“ befasst. Während ich über meine Erlebnisse in den Studentenwohnheimen berichte, wird Clara euch die gleichen Fragen mithilfe ihrer Erfahrungen in ihrer Studenten-WG beantworten.

Suchen und Finden

Zwei Monate vor meiner Ankunft in Grenoble, erhielt ich Informationen über den Anmeldeprozess der Wohnheime. Als Austauschstudent wurde mir ein Platz in einem der Wohnheime der Universität zugesichert. Verwaltet wurde das Ganze vom International Students & Scholars Office – kurz: ISSO genannt – die Anlaufstelle für Austauschstudenten bei Problemen oder sonstigen Belangen. Das französische Studierendenwerk CROUS stellt die Wohnheime zur Verfügung.

Der E-Mail-Austausch erfolgte auf Französisch und Englisch. Allerdings lief die Suche nach dem passenden Wohnheim ausschließlich auf Französisch ab. Es entsteht der Eindruck, dass man sich auf ein bestimmtes Wohnheim bewirbt, doch dem ist nicht so. Man gibt lediglich eine Wohnform-Präferenz an. Wählen kann man zwischen einem traditionellen Wohnheim, einem Apartment als WG, einem Studio mit Bad oder einem Studio-Apartment mit Bad und Küche.

Preis

Die Preise variieren stark zwischen den verschiedenen Wohnoptionen. Die Kaution beträgt eine Monatsmiete. In Frankreich gibt es die staatlich geförderte studentische Wohnhilfe CAF. Wenn man erfolgreich den Anmeldungs- und Bewerbungsprozess durchlaufen hat, kann man bis zu einem Drittel der Miete monatlich erstattet bekommen.

Trotz günstigem Mietpreis, entstehen während des Aufenthalts weitere Kosten. Abhängig von der Verfügbarkeit in den Wohnheimen muss man zum Wäschewaschen in Waschsalons oder in interne Waschkeller. Auch hier variiert der Preis. Während ich in meinem ersten Wohnheim 1,50 € pro Waschgang zahlte, lag der Preis beim zweiten Wohnheim bei 2,70 €.

Die Zimmer sind in der Regel nur mit dem Grundlegendstem möbliert. In den ersten Tagen musste ich Kochutensilien wie Töpfe, Pfannen, Geschirr aber auch Bettwäsche, Kissen und Mülleimer kaufen. Selbst eine Klobrille, war im Mietpreis nicht inklusive. Mit diesen zusätzlichen Kosten muss man bei der Ankunft rechnen.

Nähe zum Campus

Man kann Glück, aber auch großes Pech haben. Dadurch, dass ich mein Wohnheim wechseln konnte (wie das Verlaufen ist, könnt ihr hier nachlesen: Mit langem Atem in Richtung Umzug), erlebte ich beides. In Frankreich werden die Studentenwohnheime von einem externen Verwalter angeboten, wie in Grenoble der Fall, vom Studierendenwerk CROUS. Zwar arbeitet die Universität eng mit dem Studierendenwerk zusammen, jedoch hat dies nur mäßige Auswirkungen auf die Lage der Wohnheime. Mein erstes Wohnheim war beispielsweise hoch oben auf einem Berg gelegen und ich benötigte rund 45 Minuten bis zum Campus. Mein zweites Wohnheim hingegen, befand sich direkt auf dem Campus, was ideal war. So befand ich mich mitten im Geschehen und kam zügig ins Krankenhaus und in die Innenstadt.

Organisation

Frankreich ist das Land der endlosen Bürokratie und das kann einen gerade am Anfang schnell überfordern. Umso wichtiger, ist eine gute Vorbereitung auf den bevorstehenden Einzug. Es gibt vorgegebene Dokumente, die man beim Einzug vorzeigen muss. Es bringt nichts, wenn Dokumente auf elektronischen Geräten abgespeichert sind. Solche Angelegenheiten werden nach wie vor auf Papier mit Unterschriften geregelt.

Legt euch für ein Auslandssemester am besten einen Schnellhefter an, in dem ihr alle Dokumente immer parat habt. In diesem Schnellhefter sollten sich in jedem Falle genügend Passfotos befinden. Außerdem solltet ihr eine Kopie eures Personalausweises und/oder Reisepasses und eurer Krankenkassenkarte (Vorder- und Rückseite) mitnehmen. Für die Studentenwohnheime kann auch eine Kopie eurer EC-Karte wichtig sein, damit die Kaution auch nach eurer Abreise auf das richtige Bankkonto zurücküberwiesen werden kann.

Man sieht ein deutschen Reisepass und Passbilder vpn Tobi.
Mein wertvollster Tipp: Nehmt genügend Passbilder mit.

(Studenten-)leben

In den Studentenwohnheimen herrscht im Allgemeinen eine große Anonymität. Nur selten kennt man seine Nachbarn, und wenn, dann meistens, weil sie nachts zu laut sind. Abhängig von der Wohnform kommt man mal besser und mal schlechter in Kontakt mit anderen Bewohnern. Von anderen Studierenden, in Studio-Apartments mit eigenem Bad und Küche habe ich gehört, dass man nie jemanden auf den Fluren sieht und man somit niemanden kennt. Wenn man Räumlichkeiten wie Bad oder Küche teilen muss, lernt man an eben diesen Schnittstellen auch andere kennen.

Räumlichkeiten, die man sich mit anderen Studenten auf der Etage teilt, werden von einer externen Putzfirma täglich gereinigt. Aus Respekt vor den Mitmenschen sollte jeder darauf achten, seinen eigenen Schmutz und Dreck wegzumachen. So fühlt man sich gleich wohler, wenn man beim Kochen auf neue Bewohner trifft.

Unabhängig davon in welchem Wohnheim man landet, kann man Ausschau nach internen Veranstaltungen halten. CROUS organisierte jeden Monat ein abwechslungsreiches Programm, um Studierende miteinander in Kontakt zu bringen. Von kleinen Konzerten, Spieleabenden bis hin zu Karaoke, Quizabende und Lesungen war alles dabei. Außerdem haben viele Wohnheime nicht nur Zimmer, sondern auch Aufenthalts- und Freizeiträume. Blöderweise waren in meinen beiden Wohnheimen eben diese Räume außer Betrieb, wieso, konnte mir keiner erklären. Doch wie immer im Leben ist auch hier Eigeninitiative gefragt. Mit der Zeit habe ich vereinzelt Menschen aus meinem Wohnheim kennengelernt und aus Bekanntschaften entstanden Freundschaften.

Man sieht Polaroid Bilder von Tobi und seinen Freunden.
Mit zwei Freundinnen ging ich zu einem Musikquiz-Abend. Mit neuen Freunden gingen wir als Gewinnerteam nach Hause.

Ich bin sehr froh, mich für die Variante Studentenwohnheim entschieden zu haben. Da ich normalerweise in einer Dreier-WG lebe, hatte ich Lust auf eine neue Wohnerfahrung. Natürlich muss jeder für sich selber entscheiden, welche Wohnform für einen persönlich die beste ist, doch auch im Rahmen von Studentenwohnheimen kann man sich zwischen mehreren Varianten entscheiden. Vom privaten Apartment bis hin zur WG ist alles, für einen günstigeren Preis, dabei. Die regelmäßig organisierten Veranstaltungen haben eine gelungene Abwechslung in den Alltag gebracht. Außerdem war ich durch die Nähe zum Campus und Nachbarschaft zu anderen Wohnheimen nah bei meinen Freunden.

Hier findet ihr Claras Artikel zu WG oder Studentenwohnheim. So könnt ihr einen Eindruck bekommen, was es heißt, in Frankreich in einer WG zu leben. Bei weiteren Fragen könnt ihr gerne unter diesem Beitrag kommentieren oder mir direkt via Instagram schreiben.

Viel Glück bei der Suche und egal, wie ihr euch entscheidet: habt eine schöne Zeit!

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