9. März 2016
Warum das Studium in Schweden anders ist und an was man sich als Deutscher erst gewöhnen muss erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Auf Wiedersehen Herr Professor
Die Schweden reden sich alle mit dem Vornamen an und Hierarchien werden nicht allzu viel Bedeutung beigemessen. Während in Deutschland ein Titel oder Bildungsgrad zum persönlichen Aushängeschild wird, bleibt man in Schweden lieber bescheiden. Für uns Studenten bedeutet das, unsere Professoren mit „du“ anzureden und Herr Johansson wird zu „Joacim“. Auch wenn es anfangs merkwürdig ist, gewöhnt man sich recht schnell daran. Ich habe durch die gelockerten Umgangsformen gelernt, ein freundschaftliches Umfeld mit dem Lehrkörper aufzubauen.
Gruppenarbeit
Gruppenarbeit ist wichtig und bereitet einen auf das kommende Arbeitsleben vor! Am Campus Helsingborg und an anderen Universitäten in Schweden wird dieses Konzept ernst genommen. Jede Woche treffen sich meine Gruppe und ich 2-3 Mal, um Gruppenarbeiten zu erledigen. Ein großer Teil der schwedischen Studenten schreibt die Bachelorarbeit in zweier Teams. Gewinner sind diejenigen, die ihre Gruppenmitglieder auch noch nach dem zehnten Meeting sympathisch finden.
Kritik? Bescheidenheit!
Ein meiner Meinung nach schwieriges Thema an schwedischen Hochschulen ist die Kritik-Kultur. In Schweden ist man sehr darauf bedacht, nicht unnötig anzuecken und allen Raum für ihre Ideen zu geben. Guter Ansatz, aber im Unterricht etwas problematisch. Wer gerne seine Meinung kund tut und die Vorschläge und Meinungen anderer in Frage stellt ist angehalten, dies sachte anzugehen. Diese Selbstzügelung ist bei vielen Skandinaviern tief verankert und kann in einem Verhaltenskodex dem sogenannten „Gesetz von Jante“ (1930) nachgelesen werden. Grob gesagt besagen diese alten Regeln, dass keiner sich besonders fühlen soll und keiner mehr weiß als der andere. Bescheidenheit im Sinne des Kollektivs! Auch wenn diese Gesetze keine Relevanz mehr im Alltag haben ist es dennoch auffallend wie viele Schweden diesem Verhaltensmuster unbewusst folgen. Wann immer wir Präsentationen durchführen sind wir dazu angehalten, nur positives Feedback zu geben. Eine schwere Lehrstunde für jeden Meckerdeutschen und Hobby Kritiker (mich eingeschlossen).
Bis bald aus Schweden,
Marina, die immer noch aneckt!
Laura Landmann
29. November 2016
Hallo Marina,
ich wollte einmal nachfragen wie der Studienalltag so aussieht. Hat man viele Vorlesungen und Gruppenarbeiten oder muss man sich sehr viel im Selbststudium durch Bücher aneignen?
Ich bin sehr am Studium in Schweden interessiert, da es dort einen interessanten Master für meinen Bereich gibt, allerdings kann ich mir den Alltag dort noch gar nicht vorstellen. Vielleicht hast du ein paar Tipps für mich.
Liebe Grüße,
Laura