11. November 2016
Ein „Klassenausflug“ in die Wüste. Mit 240 Kommilitonen. Klingt lustig, war es auch. Und trotzdem grenzten einige meiner Erlebnisse an Nahtoderfahrungen.
Sprachenwirrwarr in der Wüste
Jede*r Studierende macht zu Beginn des Studium diese Erfahrung. In Deutschland ist es die „Orientierungswoche„, an der Ecole de Gouvernance et d’Economie (EGE Rabat) ist es ein Ausflug in die Wüste. Was diesen Trip so besonders machte? Stellt euch vor: vier Tage, mindestens zwei Tage Busfahrt und mit ca. 240 Studierenden auf sechs Busse verteilt. Ungefähr die Hälfte der Studierenden kamen aus dem Ausland. Es wurden so viele Sprachen an diesem Wochenende gesprochen, dass in meinem Kopf marokkanisch, englisch, französisch, deutsch und italienisch alles durcheinandergewürfelt wurde. Und davon mal abgesehen denke ich sowieso die meiste Zeit auf badisch oder türkisch.
Entertainment pur: Der verrückte Busfahrer und die tanzenden Erstis
Unser Bus, den ich als „Partybus“ bezeichne, war mit Leuten aus unserem Programm und einigen marokkanischen Studierenden befüllt. Wieso „Partybus“? Zum einen hatten die marokkanischen Erstis eine Trommel dabei und sorgten mit seeeehr lauter Musik für Stimmung im Bus. Meine Mitbewohnerin und ich hatten, warum auch immer, die brillante Idee uns nach vorne zu setzen. Wir hatten aber nicht bedacht, dass wir vielleicht zu viel von den Fahrkünsten unseres Busfahrer mitbekommen könnten. Ich hatte mehrere gefühlte Nahtoderfahrungen, weil er die Augen mehr auf dem Bildschirm seines Smartphones gerichtet hatte, als auf die Straße. Und wenn ich sauer bin rede ich ausschließlich türkisch mit einigen badischen Wörtern. Also habe ich mehr als die Hälfte der Busfahrt damit verbracht den Busfahrer auf türkisch zurechtzuweisen, dass er bitte unser Leben nicht aufs Spiel setzen soll. Natürlich hat mich keiner verstanden und ich habe nach diesem Wochenendtrip beschlossen entweder nie wieder Bus zu fahren oder mich ganz nach hinten zu setzen, für den Fall der Fälle. Noch einmal hält mein Herz sowas nicht aus. Eine angenehme Ablenkung waren meine Kommilitonen, die im Gegensatz zu mir, keine Angst hatten, bei jeder Bewegung aus dem Fenster zu fliegen. Diese tanzten im Gang des Buses und sangen lauthals mit.
Ankunft in Ouarzazate: Zu viele Studierende, zu wenig Kamele
Nach der langen nervenaufreibenden, aber doch unterhaltsamen Busfahrt, kamen wir nach Mitternacht in Ouarzazate an. Zur Begrüßung gab es, wie in den meisten Hotels, eine kleine traditionelle Showeinlage mit Tanz und Gesang. Am nächsten Morgen sollte es in die Wüste nach Merzouga gehen. Das wurde dann leider abgesagt, natürlich fragten sich alle warum? Es ging das Gerücht rum, der Mann hätte nicht genügend Kamele für ca. 240 Menschen. Das Gerücht hatte sich dann als falsch herausgestellt, obwohl ich die Vorstellung doch sehr amüsant fand.
Planänderung und die Rückreise
Der Wüstenausflug fällt aus. Über diese Nachricht war keiner wirklich begeistert, aber trotzdem gingen wir wieder mit dem Bus, den man mit „dem fahrenden Ritter“ (aus Harry Potter) vergleichen könnte, auf Tour. Nach einer anstrengenden Busfahrt und leckerem Essen sind wir dann schlussendlich doch in Merzouga gelandet, hatten aber leider keine Kamele zur Verfügung mit denen wir uns fortbewegen konnten. Deswegen sind wir zu Fuß durch die Wüste gestapft.
6 Tipps und Tricks für die Wüste:
- Liebe Brillenträger: Keine Kontaktlinsen! Die trocknen aus und rutschen hoch und runter, so dass man die ganze Zeit Äußerungen wie: „Verdammt! Ich kann dich nicht sehen meine Kontaktlinse ist beim Gehen hochgerutscht…“ macht. Ich warne euch nur, lernt aus meinen Fehlern und tragt eure Brillen oder nehmt jemanden an die Hand. Am Besten jemanden, den ihr kennt. Mit Fremden blind durch die Wüste zu spazieren wäre wohl nicht so ideal.
- Festes Schuhwerk und einen Schal zum Schutz vor dem Sand
- Sitzt hinten im Bus oder in der Mitte, niemals vorne.
- Stellt euch von vorne herein auf eine lange Busfahrt ein! Sonst seid ihr wie ich hinterher traumatisiert und fühlt euch jedes Mal, wenn ihr einen Bus seht, krank.
- Hütet euch vor der Klimaanlage! Setzt euch niemals zu lange unter die Klimaanlage. Das Resultat wäre drei Tage Krankheit nach dem Ausflug.
- Habt viel Spaß und esst so viel ihr könnt, das Essen ist nämlich super lecker!
Das war kein Ausflug, wie wir ihn in Deutschland kennen und auch die Organisation läuft etwas anders. Dennoch lohnt es sich auf jeden Fall nach Ouarzazate und Merzouga zu fahren. Das nächste Mal fahre ich entweder selbst oder mache ein Casting für eine*n geeignete*n Busfahrer*in.
Für die, die sich einen besseren Einblick verschaffen wollen, werde ich ein Video zu unserer Busfahrt und eins zu der Begrüßung in den Hotels auf Instagram hochladen. Also, stay tuned!