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Studieren im Urlaubsparadies wie ist das eigentlich?

Für mich und die meisten von euch ist Bali wahrscheinlich eine absolute Traumdestination. Zu Beginn der zweiten Hälfte meines Auslandssemesters an der Udayana University auf Bali, möchte ich deshalb die Gelegenheit nutzen und euch einen kurzen Überblick über mein bisheriges Studium geben. Welche Kurse belege ich? Passen diese zu meinem Studium in Deutschland? Kann ich mir die Kurse überhaupt anrechnen lassen? Und welche Unterschiede gibt es zum Studienalltag in Deutschland?

Zuhause studiere ich mittlerweile im fünften Semester Sport- und Gesundheitstechnologie an der Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL). Das ist ein interdisziplinärer Ingenieurstudiengang, der die Naturwissenschaften und die Sportwissenschaften miteinander vereint. Ganz einfach erklärt geht es dabei um die Entwicklung von Sportgeräten und Sportbekleidung, sowie um die Entwicklung von medizinischen Produkten wie Prothesen und Orthesen.

An einer solchen Spritzgussmaschine habe ich letztes Semester normalerweise gelernt, wie kleine Kunststoffteile in tausendfacher Ausführung hergestellt werden können.

Mit Sicherheit fragt ihr euch jetzt wieso ich mich als angehender Ingenieur im Zuge meines Auslandssemester dann für Sport- und Physiotherapie und nicht für einen technischen Studiengang entschieden habe. Die Antwort ist gewissermaßen einfach und verrückt zugleich. Ein ehemaliger Professor von mir hat immer gesagt: „Wer Sportgeräte bauen möchte, muss denken wie ein Sportler und selbst viel Sport treiben“. Ich treibe zwar privat sehr viel Sport und habe in meinem Bachelorstudium auch schon viel über diesen Themenbereich gelernt, aber die praktische Anwendung meines erworbenen Wissens im Studium kam bislang zu kurz. Daraus ist dann die Idee entstanden, ein Sportstudium im Ausland zu absolvieren.

Keine Hürden – 30 Credit Points für Bali

Glücklicherweise ist die Hochschule Hamm-Lippstadt sehr darauf bedacht den Studierenden einen Auslandsaufenthalt oder eine Praxiserfahrung in einem Unternehmen zu ermöglichen, sodass mir von der Hochschule keine Steine in den Weg gelegt worden sind. Hierfür gibt es in meinem Studienplan extra ein Semester, dass für einen solchen Praxis- oder Auslandsaufenthalt reserviert ist. Auf Grund der inhaltlichen und thematischen Ähnlichkeit der beiden Studiengänge, kann ich mir daher alle 30 Credit Points in Deutschland anrechnen lassen. Soweit ich das beurteilen kann, ist das aber wohl eher eine Seltenheit und hängt stark von eurer Heimathochschule ab. Die meisten meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen aus ganz Europa können sich meistens nur teilweise Kurse anrechnen lassen. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, informiert ihr euch vorab bei dem International Office eurer Hochschule.

Das erste Mal an einer Universität

Der Kurs „Bahasa Indonesia, History & Culture“ (übersetzt: Indonesische Sprache, Geschichte & Kultur) ist der einzige meiner fünf Kurse, der thematisch nicht unbedingt zu meinem Studium in Deutschland passt. Das Erlernen der landestypischen Sprache beziehungsweise ein Sprachkurs gehört meiner Meinung nach aber zu jedem Auslandsstudium dazu und sollte daher auch von jeder Hochschule in Deutschland angerechnet werden. Schließlich besteht darin mit einer der größten Vorteile eines Auslandssemesters. Darüber hinaus besuche ich noch die folgenden Kurse:

  • „Physical Health & Fitness“ (übersetzt: Körperliche Gesundheit & Fitness)
  • „Sport Science & Physiotherapy“ (übersetzt: Sportwissenschaft & Physiotherapie)
  • „Sports of the Tropics“ (übersetzt: Tropische Sportarten)
  • „Watersports“ (übersetzt: Wassersportarten)

Ich habe bereits weiter oben angesprochen, dass ich in Deutschland Student an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (Fachhochschule) bin. Der Besuch einer Universität ist daher für mich erstmal ungewohnt. Doch Universität ist nicht gleich Universität. In Indonesien bedeutet diese Bezeichnung nicht, anders als ihr es vielleicht aus Deutschland gewohnt seid, dass das Wissen überwiegend theoretisch angeeignet wird. An der Udayana University wird sehr praxisorientiert gearbeitet und das gefällt mir sehr gut. Ich bin ein physischer Lerntyp. Ich kann mir Dinge viel einfacher merken und verinnerlichen, wenn ich sie selbst anwenden, anfassen oder ausprobieren kann. Das ist gerade im Bereich der Sportwissenschaften etwas, dass ich Zuhause sehr vermisst habe und damit eine perfekte Ergänzung zu meinem Bachelorstudium in Deutschland.

Ein Kurs voller ausländischer Studenten

Was mir persönlich hingegen nicht so gut gefällt ist, dass die Udayana University extra Kurse für ausländische Studierende zusammenstellt und diese somit gesondert von den einheimischen Studierenden in einem separaten Kurs unterrichtet werden. Wir sind insgesamt 16 Studentinnen und Studenten, leider nur aus Europa, die gemeinsam dieses Wintersemester absolvieren. Warum leider? Ich hätte mir gewünscht mehr internationale Kontakte auch über die Grenzen Europas hinaus knüpfen zu können. Australien ist beispielsweise nur wenige Flugstunden entfernt, daher habe ich vorab schon damit gerechnet, dass der ein oder andere englische Muttersprachler mit in meinem Kurs sein wird. Das ist aber leider nicht so, was ich persönlich sehr schade finde.

Mein Kurs und ich bei der Aufführung des traditionellen balinesischen Kecak Dance am 60. Geburtstag der Udayana University.

16 neue Freundschaften

Dafür hat die geringe Anzahl an Studierenden natürlich den Vorteil, dass sich das Studium viel mehr wie Unterricht in der Schule anfühlt, als ein Studium. Als Kurs sind wir in den letzten Wochen zu einer richtigen Klassengemeinschaft zusammen gewachsen, wir unternehmen viel gemeinsam und wohnen teilweise auch zusammen in einer Wohngemeinschaft. Anschluss zu finden war daher überhaupt kein Problem und mittlerweile sind aus 16 völlig Fremden teilweise gute Freunde geworden, die hoffentlich auch über dieses Auslandssemester hinaus im Kontakt bleiben werden.

Es gibt keine Entschuldigung

Auch die Lehrenden können durch die geringe Kursgröße viel besser auf die Bedürfnisse und Fragen einzelner Personen eingehen, als es vielleicht in der ein oder anderen Vorlesung in Deutschland der Fall gewesen wäre. Dafür gibt es im Gegensatz zu meiner Heimathochschule, aber auch eine Anwesenheitspflicht von mindestens 75 Prozent, die zu Beginn jeder Vorlesung überprüft wird. Ob krank oder verschlafen spielt dabei keine Rolle, habe ich am Ende des Semesters nicht an ausreichend vielen Vorlesungen teilgenommen, werde ich nicht zur Klausur zugelassen.

Vieles anders, aber trotzdem gut

Für balinesische Verhältnisse ist der Campus von außen sehr modern und ordentlich, aber die Vorlesungsräume im Inneren ähneln dann doch eher einem Klassenzimmer als einem richtigen Hörsaal. Während der Vorlesung sitzen wir Studenten auf Klappstühlen mit einem kleinen integrierten Tisch. Das wirkt zwar alles ein wenig improvisiert und die Stühle sind auch nicht wirklich für hochgewachsene Europäer ausgelegt, es erfüllt aber definitiv seinen Zweck und gehört auch irgendwie zu der Erfahrungen Auslandssemester dazu. Die Dozenten stammen allesamt aus Indonesien und unterrichtet wird auf Englisch. Allerdings ist nicht immer ein Lehrender für einen Kurs verantwortlich, sondern auch innerhalb eines Kurses kann es vorkommen, dass die Lehrenden im Laufe des Semesters wechseln. Das sorgt für mich als Student auf der einen Seite natürlich dafür, dass ich mich nicht richtig auf eine Vorlesung einstellen kann, weil ich überhaupt nicht weiß, welcher Dozent heute vor mir stehen wird. Auf der anderen Seite wird es dadurch aber auch nie langweilig und gerade bei trockenen Vorlesungsthemen sorgt das immer für ein bisschen Abwechslung. Zusätzlich für Abwechslung sorgt auch die Spontanität der Balinesen. Nicht selten kommt wenige Minuten vor Vorlesungsbeginn eine WhatsApp mit Änderungen von Stundenplan oder Vorlesungszeiten. Aber auch daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt und nehme es mit Humor und das solltet ihr auch.

Wie ihr seht ist das Studium in Indonesien nicht immer unbedingt mit dem Studium in Deutschland und Europa zu vergleichen. Das Verständnis von einem Studium ist ein völlig anderes und dementsprechend ist auch die Herangehensweise eine andere. Ich würde aber trotzdem nicht sagen, dass ein Studium in diesem Teil der Welt deshalb schlechter ist. Es ist einfach anders und gerade die geringe Kursgröße und die Praxisnähe bringen definitiv jede Menge Vorteile mit sich.

Wenn ihr mehr über meine Erlebnisse und Eindrücke bei meinem Studium im Ausland erfahren wollt, dann schaut doch gerne mal bei meinen anderen Beiträgen auf meinem Blog vorbei.

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