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Studieren in Holland: Das ist anders


Nach den ersten zwei Wochen in der Uni hat sich tatsächlich so etwas wie Alltag eingeschlichen. Wie das Studium in Holland ist und warum ich mein Fahrrad möglichst immer an der gleichen Stelle parke, erfahrt ihr hier.

Wochenkalender mit vielen Einträgen
Mein Stundenplan in Wageningen

Das akademische Jahr: keine Semester, sondern Periods

In Wageningen, aber auch an anderen niederländischen Unis, wie zum Beispiel an der Uni Maastricht, ist das akademische Jahr in sogenannte Periods aufgeteilt. Konkret bedeutet das, dass ein akademisches Jahr aus sechs Abschnitten besteht, in jedem Semester drei. Vier dieser Periods sind acht Wochen lang, die anderen beiden Periods bestehen nur aus vier. In den längeren Periods findet in sechs der acht Wochen Unterricht statt, die darauf folgende Woche dient dem Lernen für Klausuren und in der letzten Woche finden die Prüfungen statt. Das heißt, man muss immer am Ball bleiben, da in kurzer Zeit viel Stoff vermittelt wird, den man nur schwer in einer Woche vor den Klausuren aufholen kann. In diesen achtwöchigen Periods hat man meistens zwei Kurse.

Der vielleicht wichtigste Hinweis für Deutsche Studierende: Zwischen dem Winter- und dem Sommersemester gibt es keine Ferien und im Sommer endet das Semester erst Anfang/Mitte Juli und beginnt im September. Das heißt, es gibt wesentlich weniger Ferien. Aber dafür haben wir dann in dieser Zeit auch wirklich frei und müssen an keine Fristen für Hausarbeiten, Klausuren oder ähnliches denken.

Von Vorlesungen bis Practicals, von winzigen Gruppen bis normaler Größe 

Mein momentaner Stundenplan – den ich übrigens nicht selber erstelle, sondern der mir auf Basis meiner Kurswahl zusammengestellt wird – sieht je drei zweistündige Blocks für meine beiden derzeitigen Kurse, Mikroökonomie und Philosophie und Ethik, vor. Abhängig von den Kursen verbringt man seine Zeit in Vorlesungen, Tutorien und so genannten Practicals oder mit Gruppenarbeit und Self-Study. In jeglicher Hinsicht sind meine beiden Kurse sehr unterschiedlich: Mathe vs. Philosophie, winzig klein vs. normale Größe, diverse Gruppe vs. homogene Gruppe, grobe Struktur vs. strikte Planung.
Während wir in Mikroökonomie nur acht Studenten sind und deswegen die Vorlesungen und Tutorien nicht strikt voneinander getrennt werden, sitzen wir in Philosophie mit ungefähr 60 Leuten in einer Vorlesung. Zusätzlich zu den wöchentlich zwei Vorlesungen in Philosophie gibt es ein Tutorium mit etwa 20 Studenten und eine wöchentliche Gruppenarbeit mit zwei Kommilitonen. Es wird also nicht langweilig. Außerdem sitzt in Mikroökonomie eine bunte Mischung von Studierenden: wir haben Bachelor und Erasmus, PhD und Master Studenten. Da Philosophie ein Pflichtkurs für alle in meinem Master ist, sind in diesem Kurs nur Kommilitonen von mir. Aber beide Kurse sind super, um neue Leute kennenzulernen.

Wer zu spät kommt, muss Kekse mitbringen: mein Tag von 8 bis 18 Uhr

Wie sieht also ein Tag in einer solchen durchgeplanten Woche aus? Ihr werdet es erahnen (vor allem die, die mich kennen) – ein solcher Tag ist ebenso gut durchgeplant wie die ganze Woche. Ähnlich wie bei Caroline in New York, ist auch den Holländern das Deutsche System „cum tempore“ völlig fremd. Das heißt: Pünktlichkeit ist angesagt. In Philosophie hatten zwei Studenten bereits die unangenehme Erfahrung gemacht zu einer Vorlesung zu spät zu kommen: Sie mussten beim nächsten Mal Kekse, Schokolade oder typisch Holländische Süßigkeiten, die der Professor vorgeschlagen hat, mitbringen.

Typisch Holland: Stau auf dem Radweg

Die erste Hürde, um pünktlich in der Uni anzukommen, stellt sich schon beim Verlassen des Studentenwohnheims und bei der Suche nach dem eigenen Fahrrad. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt mein Fahrrad immer im selben Schuppen abzustellen, damit ich morgens diese Hürde umgehen kann. Und ich kann euch versichern, dass die Schwierigkeit sein Fahrrad zu finden nichts mit dem Alkoholpegel vom Vorabend, an dem man sein Rad abstellte, zu tun hat. Einmal auf dem Rad, kommt die nächste Hürde: Stau. Und zwar auf dem Radweg! Obwohl Radfahrer meistens Vorfahrt haben und die Ampeln sehr fahrradfahrerfreundlich eingestellt sind, kann es passieren, dass man mehrere Minuten an einer Kreuzung oder mehrere Ampelphasen warten muss, bis man an der Reihe ist. Beim Parken des Fahrrads in der Uni stellt sich die gleiche Herausforderung wie zu Hause: a) einen Parkplatz finden und b) das Fahrrad am Ende des Tages wiederfinden. Ich habe mir angewöhnt in der Fahrradtiefgarage des jeweiligen Campus-Gebäudes, in dem ich Unterricht habe, zu parken. Dort klappt das mit dem Parkplatz finden schon besser und bisher habe ich auch noch keine Panik bekommen, dass ich mein Rad nicht wiederfinden.

Fahrradparkplatz mit tausenden von Fahrrädern
Einer der vielen Fahrradparkplätze auf dem Campus

Das mit dem Suchen und Finden zog sich in den ersten Tagen tatsächlich wie ein roter Faden durch meinen Alltag. In der Uni angekommen, muss ich schließlich auch den Raum finden, in dem mein Kurs stattfindet. Dafür muss ich erst einmal im richtigen Gebäude sein. Es ist nicht besonders hilfreich, dass alle Classrooms, egal in welchem der mehr als zehn Gebäuden sie sich befinden, mit C- und einer Ziffer beschrieben werden. Von daher ist es mir natürlich passiert, dass ich im falschen Tutorium saß und erst festgestellt habe, dass ich falsch bin, als mein Name nicht auf der Anwesenheitsliste stand. Zum Glück musste ich nur ein Stockwerk tiefer und nicht quer über den Campus in ein anderes Gebäude.

Die Mittagszeit ist für Holländer eine heilige Zeit

Die Zeit nach den Tutorien und Vorlesungen nutze ich meist für anfallende Gruppenarbeit oder Self Study. Aber nur bis 12.30! Da beginnt nämlich die Mittagspause und die scheint hier in Wageningen heilig zu sein und wird strikt eingehalten. Zum Mittagessen kann man zwischen vier Kantinen, Subway und Albert Heijn To Go (Niederländische Supermarktkette, vergleichbar mit REWE to go) auf dem Campus wählen. Bisher habe ich mir meistens etwas selbst gekochtes oder ein Butterbrot mitgebracht und dann mit Freunden auf einer der zahlreichen Wiesen auf dem Campus gegessen.

Grüner Campus in Holland
Der weitläufige Campus in der Mittagspause: Viele Studenten nutzen die Mittagspause im goldenen Herbstwetter um noch ein bisschen Sonne zu tanken

In der Mittagspause oder abends im Anschluss an Nachmittagskurse, mache ich gerne einen Abstecher ins Sportzentrum für ein kurzes Workout. Die letzten Wochen habe ich verschiedene Kurse ausprobiert und meine Favoriten sind eindeutig TRX und Spinning. Ansonsten gehe ich auch gerne im Feld, das an mein Studentenwohnheim angrenzt, zwischen Kühen, Schafe, Pferden und Ponys abends eine Runde laufen oder Mountainbiken.

Beim Workout im Sportraum
Eine kleine Demonstration von TRX: 30 min workout an Bändern mit Muskelkater-Garantie

Was nach 18 Uhr passiert folgt dann in einem späteren Blogpost über das Studentenleben und „Nightlife“ in Wageningen… So, stay tuned! 🙂

Kommentare
  1. Fanny

    9. März 2021

    Hey! Heißt dass, das es nur einmal im Jahr einen Start für ein Studium gibt? Also der 01.09. ? Oder gibt es noch einen anderen Termin, an dem man mit dem Studieren in den Niederlanden anfangen kann?
    LG Fanny

    1. Annika

      10. März 2021

      Hi Fanny,
      das ist sehr vom Studiengang abhängig. Es gibt durchaus Studiengänge, wo man auch im Sommersemester zum 1. Februar starten kann. Das ist allerdings die Ausnahme und die meisten starten zum 1. September.

      Viel Erfolg bei der Studienwahl und liebe Grüße,
      Annika

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