17. Januar 2018
Ich habe mich nie mit der Frage beschäftigt. Und doch eine Antwort gefunden. Wie diese lautet? Für mich ganz klar: Altehrwürdige Bauwerke. Prunkvolle Säle. Im akademischen Viertel Krakaus fühlt man sich schnell ein paar Jahrhunderte zurückversetzt. Es scheint fast so, als wäre es erst Gestern gewesen, als Nikolaus Kopernikus und Kasimir der Große durch die von unzähligen Statuen gespickten Gänge gewandelt sind. Was denn nun überhaupt die Frage war? Ganz einfach: Was braucht eine Universität, damit man gerne studiert?
Natürlich ist in erster Linie die Lehre an sich dafür entscheidend, dass man gerne studiert. Davon will ich in diesem Artikel jedoch nicht sprechen. Mir geht es sozusagen um die Verpackung. Die Hallen der Jagiellonian-Universität erzeugen eine Atmosphäre, die zum gewissenhaften Studieren animiert. Ganz anders an meiner Heimatuniversität. Die Philosophische Fakultät in Marburg hat vielmehr den Eindruck erweckt, sie könne jeden Moment in sich zusammenfallen. Nicht nur einmal tropfte Wasser von den Decken oder wurde der Weg durch Absperrbänder blockiert. Klar, Wissen ist keine Ware, Bildung hat keinen Wert. Sie muss nicht in ein schönes Korsett gezwungen werden. Nichtsdestotrotz ist es eine Abwechslung, die ich nur allzu gerne willkommen heiße. Daher möchte ich euch in den kommenden Wochen meine Lieblingsorte der Universität vorstellen – angefangen mit dem Collegium Novum, das Ende des 19. Jahrhunderts zum 500. Jubiläum der Jagiellonen-Universität eröffnet wurde.
Das Collegium Novum
Es war Liebe auf den ersten Blick. Als ich zu Beginn der Einführungswoche das Collegium Novum betrat, kam ich aus dem staunen nicht heraus. Das in Weiß- und Beigetönen gehaltene Gewölbe wird von schwarzen Marmorsäulen getragen. Mein Blick fiel sofort auf das königsblaue Banner am Ende des Korridors. Auf ihm prangt das Wappen der Universität. Zepter und Krone in edlem Goldton. Mein Ziel – die Aula – lag im ersten Stock des Gebäudes. Ich konnte es mir jedoch nicht verkneifen alle paar Schritte anzuhalten und Fotos zu schießen. Auch heute noch fühle ich mich manchmal wie ein Tourist an der eigenen Universität.
Mit hohen Erwartungen erreichte ich schließlich den gesuchten Raum. Ich meine, wenn der Eingangsbereich mir bereits den Atem raubt, wie könnte es dann um die Aula anders bestellt sein. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wo ich auch hinsah, eine wahrhaft königliche Ausstrahlungen erwartete mich. Rote Wände, gemustert mit dem goldenen Universitätswappen. Die hohe Decke mit dunklem Edelholz vertäfelt. Als wenn das nicht schon genug wäre, die Gemälde von polnischen Königen und Geistlichen stellten in ihren prunkvoll verzierten Rahmen alles in den Schatten. Ein echter Blickfang. In solch einer ehrwürdigen Halle lässt man sich gerne vom Dekan der Universität begrüßen.
Nach Ende der Veranstaltung stand für mich fest: Mich bekommt ihr hier nicht so schnell wieder heraus. So wandelte ich ein wenig durch die Seitengänge des Collegiums. Selbst dort erwarteten mich kunstvolle Büsten und historische Gemälde. Ich kam mir auf seltsame Art und Weise bedeutsam vor. So, als würde meiner Bildung hier ein wirklich hoher Wert beigemessen werden. Seit diesem Moment ist mir klar, was eine Universität braucht, damit man gut und gerne studiert.