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Studieren nachts? Ein bewährtes Prinzip in Argentinien


Als ich hier ankam und mich in meine Kurse einschrieb, war ich über die Uhrzeiten etwas geschockt. Denn meine Kurse in der Fakultät Metalúrgica und Química sind immer abends. Bis um 20h, wobei es auch noch spätere Kurse gibt.

Studentin vor einer Tafel im Vorlesungsraum
In den Vorlesungsräumen der UTN gibt es keine Tische und Stühle. Jeder hat eine Kombination aus Stuhl und Tisch. Bei großen Kursen gibt es oft nicht ausreichend Plätze.

An den Universitäten in Argentinien gibt es 3 Blöcke für Vorlesungen. Vormittags, Nachmittags und Abends. Die letzte Vorlesung endet um 22h nachts.

In großen Fakultäten an Universitäten gibt es dieselbe Vorlesung zu unterschiedlichen Zeiten. Deshalb sind die Studenten zu Beginn des Semesters meist sehr gestresst, da man je nach Kurs sehr schnell mit dem Einschreiben sein muss. Alle sitzen vor ihren Laptops und versuchen so schnell wie möglich die Wunsch-Kurse und -Termine zu bekommen.

Um zu verstehen, weshalb es auch Vorlesungen in der Nacht gibt, musste ich mich mit dem Leben in Argentinien auseinander setzen.

Ich sprach mit einem Professor und dem Dekan der Fakultät Metalúrgica. Beide erklärten mir, dass dieses Konzept es den Studierenden ermöglicht zu studieren und zu arbeiten. Weshalb, das in Argentinien eine so große Rolle spielt, dafür gibt es mehrere Gründe.

Ein Grund ist, dass viele Studierenden schon eine Familie haben, die sie ernähren müssen.

Auf den Straßen in Córdoba sieht man viele junge Mütter. Und jeder meiner argentinischen Freunde kennt jemanden, der mit 16 Jahren oder jünger Vater oder Mutter wurde. Das liegt daran, dass es in Argentinien ein Abtreibungsverbot gibt. Das Gesetz erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch nur, wenn Gefahr für das Leben der Mutter, ihre Gesundheit, und/ oder für die einer psychischen Beschädigung besteht, sowie nach einer Vergewaltigung.

Ein anderer Grund ist die finanzielle Situation von Familien. Diese ist in Argentinien ein weitaus größeres Problem, als in Deutschland. Denn hier liegt das durchschnittliche Einkommen in Argentinien pro Jahr bei 10.057 Euro und es gibt keinen Mindestlohn. Im Vergleich dazu liegt das durchschnittliche Einkommen im Jahr in Deutschland bei 37.408 Euro.

Zwar gibt hier kein BAföG dafür aber Stipendien. Die Stipendien gibt für Bücher, Essen oder auch finanzielle Unterstützung. Der Staat und auch die Fakultäten der Universitäten vergeben Stipendien. Die Voraussetzungen dafür sind, das Einkommen der Eltern und gute Noten.

Das Arbeiten neben dem Studium wird durch die verschiedenen Zeiten der Vorlesungen ermöglicht. So können die Studenten entweder vormittags oder abends arbeiten beziehungsweise Vorlesungen besuchen. So ist das Studium und später ein besser Job für viele Studenten möglich.

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