5. Januar 2022
Bachelor und Master – beides in den Niederlanden. Genauer gesagt an der Universität von Amsterdam. Nach vier Monaten in meinem Master ziehe ich nun Bilanz: Ist der Master schwieriger und zeitintensiver als der Bachelor?
Vor dem Start von meinem Master in Politischer Kommunikation an der Universität von Amsterdam haben mir einige Freunde erzählt, dass der Arbeitsaufwand im Master viel höher ist als im Bachelor und sie plötzlich viel schlechtere Noten geschrieben haben. Eine Freundin von mir hatte selbst ihren jahrelangen Job in einem Käseladen (klinkt wie ein Klischee ist aber wahr :D) auf der Kalverstraat – der Haupteinkaufstraße in Amsterdam – gekündigt, um sich voll auf ihren Master konzentrieren zu können. Ich habe das ganze etwas umgedreht. Fast meinen ganzen Bachelor habe ich neben der Uni nicht gearbeitet. Meine Eltern haben mich damals finanziert. Ich war darauf fokussiert das Land und die Sprache kennenzulernen und habe verschieden Sportarten ausprobiert. Als ich den vorhergesehenen Teil meines Bachelors abgeschlossen habe und noch ein paar zusätzliche Fächer belegt habe, die mich interessieren, habe ich begonnen neben dem Studium als Tutorin an der Uni zu arbeiten. Den Job habe ich behalten als ich mit dem Master angefangen habe. Ich hatte das letzte Semester also dementsprechend – unabhängig vom Studienaufwand – mehr Verpflichtungen als während meines Bachelors.
Im Vergleich: Arbeitsaufwand
Das erste Semester meines Bachelors habe ich damals als sehr anstrengend empfunden. Wir hatten wöchentlich circa fünf Abgabetermine. Den größten Teil davon (vier von fünf) mussten wir nur „bestehen“. Bestanden hatte man schon, wenn den Tutoren erkennbar war, dass man sich hinlänglich mit dem Material beschäftigt hatte. Daher könnte man denken, dass die vielen Hausaufgaben nicht so stressig waren. Das stimmt zwar, aber man wurde dazu gebracht sehr regelmäßig und viel zu arbeiten, was ich bis dato nicht gewöhnt war. Außerdem war ich etwas überfordert mit der Menge an Kapiteln und wissenschaftlichen Artikeln, die wir lesen mussten.
Das erste Semester meines Masters war dazu im Vergleich, am Anfang sehr viel entspannter. Ich kannte durch den Bachelor schon die Struktur der Uni, musste weniger Literatur lesen und hatte meine erste Abgabe erst zweieinhalb Monate nachdem das Semester angefangen hat. Die letzten vier Wochen vor den Winterferien waren allerdings enorm viel Arbeit und wesentlich anstrengender als was ich im Bachelor erlebt habe, da alle Abgabetermine in diese Zeit gelegt wurden.
Im Vergleich: Schwierigkeit
Im Bachelor waren die meisten meiner Hausaufgaben und Hausarbeiten dazu gedacht Theorien zu verstehen und empirisches wissenschaftliches Arbeiten zu erlernen. Dementsprechend gab es viele Anwendugsaufgaben, in denen Verständnis getestet wurde. Im Master ist der Schwierigkeitsgrad wesentlich höher. Zwar lernen wir immer noch Theorien über die Medien und Kommunikation, aber jetzt geht es darum diese Theorien sehr konkret auf praktische Situationen anzuwenden und in eigenen empirischen Studien zu nutzen. Außerdem wird erwartet, dass wir Verbindungen zwischen verschiedenen Theorien erkennen und diese auch auf neue Inhalte übertragen. Dies ist zwar de facto wesentlich anspruchsvoller als im Bachelor, aber durch das recht intensive Bachelorprogramm, habe ich viel gelernt und ich empfinde die Aufgaben als ähnlich schwierig.
Fazit
Im Großen und Ganzen sind der Bachelor und der Master in den Niederlanden in meiner Erfahrung gar nicht so unterschiedlich. Der Fokus liegt jeweils zu einer Hälfte auf Klausuren und zu anderen auf Hausaufgaben. Die Hauptunterschiede liegen daran, dass das Wissen von Masterstudierenden natürlich höher ist, als das Wissen von Bachelorstudierenden. Bachelorstudierende haben viele (eher einfachere) Hausaufgaben, sodass sie sich schnell in ein Studiengebiet einarbeiten und ein gewisses Grundwissen in diesem Gebiet aufbauen. Bei Masterstudierenden wird vorausgesetzt, dass dieses Grundwissen vorhanden ist. Das Wissen wird vertieft, verknüpft und sehr viel wissenschaftlich angewandt. Der Arbeitsaufwand in sozialwissenschaftlichen Studiengängen in den Niederlanden ist allerdings grundsätzlich etwas höher als an Deutschen Unis.