3. März 2016
Wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ist die erste Woche wohl immer die Aufregendste. Alles ist neu und viele Dinge werden das erste mal erlebt. Verstärkt wird das ganze im Ausland, wenn nicht nur die Situation an sich neu ist, sondern auch die Umgebung, in der Du dich befindest.
Mit der ersten Woche hier, meine ich jetzt nicht die erste Woche meines Auslandsaufenthaltes an sich – diese hat sich eher wie Urlaub oder eine Gruppenreise angefühlt – nein, ich meine die erste Woche an der Waseda University. Nachdem Dinge wie Krankenversicherung und Konto schon geklärt waren, fing der eigentliche Spaß an: das Zusammenstellen des Stundenplans. Eigentlich ganz einfach, wie man meinen könnte. Man sucht sich die Kurse online raus, meldet sich an und hofft darauf, angenommen zu werden. Wenn ein Kurs einem dann doch nicht gefällt, kann man sich wieder abmelden. Soviel zur Theorie.
Schritt 1: J-Cat-Test
Nun zur Praxis. Bei japanischen Sprachkursen sieht das ganze etwas anders aus. Trotz Online-Test („J-Cat“) vorab, fällt es vielen schwer, Kurse auszuwählen. An der Waseda University gibt es insgesamt acht Sprachniveaus. Level 1 ist für komplette Anfänger, Level 8 ist Muttersprachler-Niveau. Nach zwei bis drei Jahren Japanischunterricht an einer Universität in Deutschland dürftest du in der Regel zwischen Level 3 und 5 liegen. Der Test dauert circa 30 Minuten und startet mit einer Selbsteinschätzung à la „Wie viel verstehst du, wenn du Fernsehen schaust? Nichts – wenig – viel – das meiste – alles“. Anhand der Antworten zu diesen Fragen bekommst du Textaufgaben, in denen du die richtigen Wörter einsetzen musst. Das Ganze ist Multiple-Choice und je nach dem, ob die Antwort korrekt ist oder eben nicht, wird die folgende Aufgabe schwieriger oder leichter. Obwohl der Online-Test verpflichtend ist, ist er nur eine Empfehlung und du bist ansonsten frei in deiner Kurswahl.
Schritt 2: die Einführungswoche
Bei den Sprachkursen ist die erste Woche die Einführungswoche. Da es insgesamt über 500 Kurse gibt, wird jeweils nur 40 Minuten, anstatt 90 Minuten unterrichtet. So ist es möglich die Einführungsveranstaltung eines Kurses zur gleichen Zeit in den zweiten 40 Minuten zu gehen. Die zehn Minuten dazwischen dienen dem Raumwechsel. Auf diese Weise kannst du dich aber auch sehr verausgaben, indem du von 9 Uhr morgens bis 18 Uhr abends in der Uni bleibst und dir am Tag 10 verschiedene Kurse anguckst. Am Ende der Woche fiel es mir dann zumindest etwas schwer, die vielen Informationen den richtigen Kursen zuzuordnen.
Während der Einführungswoche gibt es drei Kursbelegungsphasen. Die meisten nutzen diese auch aus. Die erste Phase beginnt schon bevor der Unterricht startet und endet am ersten Unterrichtstag. Da du trotz Kursbeschreibungen weder Lehrer noch Inhalte genau kennst, ist das eher eine Formsache. Viele hoffen einfach auf ihr Glück, dass sie danach nur wenig ändern müssen. Seltsamerweise beginnt die zweite Phase schon nach dem zweiten Tag (im Wintersemester war das dann ein Freitagabend, sodass der dritte Tag ein Samstag war und für mich kein relevanter Unterricht stattfand). Also bleibt alles an der dritten Phase hängen, die am letzen Tag der Einführungswoche beginnt, nachdem du dir alle mehr oder weniger interessanten Kurse angucken konntest.
Schritt 3: das Bangen oder keine Angst vor Änderungen
Bei mir gab es in der dritten Phase sehr viele Änderungen. Vor lauter Angst, nicht alle Credits zusammenzubekommen, habe ich mich für mehr Kurse als benötigt eingeschrieben. Erstaunlicherweise wurde ich für alle Kurse angenommen. Obwohl in manchen Kursen nur noch ein oder zwei Plätze übrig waren und es mehr Bewerber als Plätze gab. Später habe ich dann erfahren, dass es noch eine vierte Bewerbungsrunde gibt, für alle, die sonst nicht genügend Credits bekommen würden. Wenn das der Fall ist, muss man persönlich im Center for Japanese Education vorbeikommen und sich für die restlichen Kurse eintragen. Also keine Sorge, du wirst nicht im Stich gelassen, wenn dir Punkte fehlen!
Im Endeffekt sah mein Stundenplan so aus:
Deine Julia