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Meine erste Supra eine Trauersupra


Da der Semesterbeginn wegen Corona verschoben wurde, hatte ich über einen Monat Freizeit in Georgien.  Das habe ich für meinen ersten Ausflug genutzt, bei dem ich spannende Erfahrungen mit einer georgischen Tradition gemacht habe.

Für meinen ersten Ausflug wollte ich nicht so weit weg von Tbilisi fahren. Stella, die auch für studieren weltweit berichtet, gab mir netterweise Tipps von Bekannten aus Georgien weiter. Deshalb fiel meine Wahl auf die kleine Stadt Telavi in der Region Kachetien, die weniger als zwei Stunden entfernt von Tbilisi liegt.

Da bisher der öffentliche Verkehr zwischen den Städten noch nicht wieder aufgenommen wurde, habe ich mir einen Fahrer gebucht. Einen Fahrer zu finden, ist in Georgien ziemlich leicht. Es gibt Internet Anbieter, über die man direkt weitere Strecken buchen kann, oder man fragt in einer der Facebook-Gruppen nach. Letzteres habe ich bisher noch nicht ausprobiert. Ich habe aber schon einige dieser Posts gesehen und auch mein Vermieter hat mir diesen Tipp für die Zukunft gegeben.

Um möglichst unabhängig zu sein, habe ich mir eine kleine Wohnung mit Küche bei einer Familie gemietet. Als der Gastgeber mir mein Zimmer zeigte, fragte er direkt, ob ich lieber weißen oder roten Wein möchte. Spätestens da habe ich gemerkt, dass Kachetien die Weinregion Georgiens ist. Im Haus selbst gab es sogar einen Weinkeller, in dem der Gastgeber seinen eigenen Wein herstellte.

Weinkeller, Früchte
Hier wird der Wein hergestellt und in Tonamphoren unter der Erde gelagert.

Die Supra und ihre Besonderheiten

Obwohl ich mir extra ein Apartment mit Küche gebucht hatte, wurde ich am ersten Abend zum Essen eingeladen. Das georgische Festessen am großen Tisch wird hier als Supra bezeichnet. Typisch ist, dass viele verschiedene Speisen in der Tischmitte stehen, von denen sich jeder etwas nehmen kann. Vor allem wird viel mehr serviert, als überhaupt gegessen werden kann. Dazu gab es den hausgemachten Weißwein des Gastgebers in großen Glaskaraffen, der traditionell nie leer werden darf.

Tisch mit georgischen Speisen und Wein
Typisch für die Supra: viele verschiedene Speisen auf dem Tisch.

Die Supra findet meistens zu besonderen Ereignissen statt. Nachdem das Essen begonnen hatte und das erste Mal die Gläser erhoben wurden, klärte mich der Gastgeber auf. Es war eine Trauersupra, da ein Freund kürzlich verstorben war. Ich hatte bereits vorher gehört, dass in diesem Fall spezielle Regeln gelten. Dementsprechend war ich nach dieser Information etwas nervös, ob ich mich überhaupt richtig verhalte. Von der Familie wurde mir aber nach und nach alles erklärt und übersetzt.

Zu diesem Anlass gibt es eine spezielle Auswahl an Gerichten, die angeboten werden. Für mich, die eigentlich komplett auf tierische Produkte verzichtet, war das gut. Es gab eine große Auswahl an eingelegtem Gemüse, auf verschiedenste Weise. Genutzt wurden an diesem Abend Kürbis, Kohl, Paprika, Auberginen und Bohnen.

Gaumardschoss! Oder einfach gesagt: Zum Wohl!

Der Wein und Trinksprüche haben den Hauptbestandteil des Abends gebildet. Durch den Abend führt der sogenannte Tamada, der am Tischende sitzt. Er wird vom Gastgeber bestimmt, in meinem Fall war es aber der Gastgeber selbst. Bei einer Trauersupra kann nämlich nur Tamada sein, wer den Verstorbenen gut kannte.

Grundsätzlich war der Ablauf immer der Gleiche, die Gläser wurden erhoben und der Tamada sprach seinen Trinkspruch. Es war kein kurzer Spruch, sondern eher wie eine Rede über verschiedenste Themen. Der erste Spruch galt traditionell dem verstorbenen Freund der Familie. Im Laufe des Abends wurde aber auch auf den Tamada, Erinnerungen, Zukunftswünsche, und Freundschaften getrunken.

Mein persönliches Highlight war, als einer der Freunde der Familie einen Toast auf mich aussprach. Er konnte kein Wort englisch, wollte mich aber integrieren und auf internationale Freundschaften trinken.

Abschließend gibt es von mir noch einen Tipp für die erste Supra: Man sollte sich beim Essen und Trinken viel Zeit lassen. Ich hatte anfangs nicht gedacht, dass die Supra sieben Stunden dauern würde. Ich wollte natürlich zeigen, dass mir das gekochte Essen und der selbstgemachte Wein gut schmecken. Sobald ich aber etwas aufgegessen hatte, wurde mir direkt ein neuer Teller gereicht. Genau das Gleiche war es mit dem Wein. Alle paar Minuten stand jemand auf und schenkte allen aus der Glaskaraffe neuen Wein nach. Ich hatte mehrmals versucht auszudrücken, dass ich keinen Wein mehr möchte, aber das wurde gekonnt ignoriert. Der Wein darf nie ausgehen und wird deshalb bei jedem Gast nachgeschenkt. Es ist also egal, ob man das komplette Glas austrinkt oder nur ein paar Schlucke – man bekommt in jedem Fall ein volles Glas zurück. Ausnahmen gibt es nur aus bestimmten Gründen, zum Beispiel bei einer Schwangerschaft.

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