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Helsinki und Tallinn Die perfekte Romanze


Helsinki und Tallinn trennt nur knappe 90 Kilometer kaltes Ostsee-Wasser. Die Fährverbindungen zwischen den beiden Städten gehören zu den am meisten benutzten internationalen Passagierrouten. Ich kann schonmal sagen: Tallinn ist pastellig, hip und unglaublich günstig. Starke Konkurrenz für mein heißgeliebtes Helsinki!

Anlegeplatz für Boote am Hafen in Tallinn mit blauem Himmel und Meer
Kleiner Anlegeplatz am Hafen

Morgenstund hat Gold im Mund – für nur 6 Euro nach Tallinn

Wer sich schon immer mal die Hauptstadt von Estland anschauen wollte, hat in Helsinki das große Los gezogen: Von dort aus geht es nämlich schnurstracks, günstig und – wenn man mag – feucht-fröhlich nach Tallinn. Wir hatten bereits vor ein paar Wochen ein Angebot im Internet gesichtet und direkt gebucht. Wenn man Glück hat und früh genug schaut, kann man für nur sechs Euro ein Fährticket ergattern. Wer am Wochenende fahren möchte, bezahlt zwölf Euro. Je nach Anbieter und Zeitraum schwanken die Preise etwa zwischen sechs und 20 Euro. Regelmässige Fährverbindungen gibt es allerdings, im Winter wie auch im Sommer, zur Genüge. Im Sommer fahren zudem auch noch Schnellboote. Wir sind dann letztendlich mit Eckeröline gefahren und haben es nicht bereut.

2,5 Stunden lang geht es quer über die Ostsee nach Estland. Dafür muss man allerdings ein früher Vogel sein, denn die Fähre lässt um 8:30 Uhr die Leinen los. Wer also nicht um 8:00 Uhr auf dem Boot ist, muss „leider“ den Tag in Helsinki verbringen. Das heißt: mit der Tam Nr. 9 (Itä-Pasila – Hauptbahnhof – Kamppi – West Terminal), die jedoch alle zehn Minuten fährt,  geht es bei Sonnenaufgang direkt zum Westhafen.

Plattenbau auf rosa Himmel in Helsinki
Sonnenaufgang in Helsinki

Auf der Fähre angekommen sollte sich dann schnell ein guter Platz gesichert werden. Im neunten und obersten Stock hat man eine grandiose Kulisse auf das weite Meer und die Bühne mit Live-Musik und tanzenden Finnen. Da wird um 9:00 Uhr morgens direkt eine Runde Disco-Fox aufs Parkett gelegt. Nebenbei bechern die Finnen ganz gewaltig, sodass die Welten etwas verdreht waren. Wir blutjungen Erasmus-Studentinnen waren vom frühen Aufstehen total überfordert und haben erstmal ein Nickerchen eingelegt anstatt das alkoholische Angebot an Bord auszukosten.

Land in Sicht!

In Tallinn angekommen wurden wir freudig von meiner lieben Freundin Marlen begrüßt. Sie macht drüben ein Auslandssemester und war der perfekte Touri-Guide. Wer ohne Bekanntschaft in Tallinn ankommt, hat es allerdings auch nicht schwer gute Spots zu finden. Wenn man erstmal den Weg in die Altstadt gefunden hat, kann man durch die kopfsteingepflasterten Gassen schlendern und wird quasi von selbst durch die Stadt geführt.

Ich muss sagen, dass Tallinn wirklich wunderschön ist. Pastellfarbene Häuschen, niedliche Cafés soweit das Auge reicht, günstiges Essen (unbedingt die besten Pancakes der Welt ausprobieren oder das tollste vegane Restaurant!! Achtung: am Wochenende am besten beides reservieren), tolle Aussichtspunkte über die Stadt und atemberaubende Architektur. Die Altstadt hat dank ihrer erhaltenen Ganzheit der mittelalterlichen Struktur 1997 den Status UNESCO Weltkulturerbe erhalten. Der mittelalterliche Charme ist in der Altstadt noch voll spürbar, nicht zuletzt wegen zahlreicher kleinen Mittelalter-Straßenstände.

Wer günstig oder cool shoppen möchte oder beides, der hat in der Neustadt gute Chancen und viel Auswahl: Stradivarius, Bershka und Pull and Bear gibt es leider in Helsinki nicht, da hat es uns natürlich direkt das Shopping-Fieber gepackt. Die Läden befinden sich hübsch verpackt in einem neuen Distrikt namens Rotermann. Schöne Industriebauten werden hier gerade mit modernen Materialien aufgepeppt (übrigens gibt es in Tallinn viele Ecken, die einen deutschen Namen tragen, fragt mich aber nicht warum). Nicht weit davon gibt es meinen Lieblings-Secondhand Shop Humana. Dort findet man an tolle Oldschool-Pullis – und natürlich noch mehr schöne Kleidungsstücke – so weit das Auge reicht und der Geldbeutel hergibt. Zwei Pullis für insgesamt 14 Euro haben den Weg mit mir zurück nach Helsinki bestritten. Nachhaltige und warme Souvenirs!

 

Auf, auf ins Bettchen!

Nachdem die sieben Stunden Aufenthalt im bezaubernden Tallinn wie im Fluge verstrichen sind, haben wir auf dem Weg zum Hafen noch einen Abstecher zur Linnahall gemacht. Die Mehrzweckhalle wurde seit 1980 für Kultur- und Sportveranstaltungen genutzt. Seit 2001 steht sie jedoch leer, da noch darum gestritten wird, was nun aus ihr werden soll. Von ihrem Dach aus kann man aber den besten Ausblick auf die Ostsee und die Stadt genießen.

Zurück auf der Fähre angekommen erwartete uns ein blaues Wunder: Die Passagiere waren noch beschwippster als zuvor und ihre Sackkarren bis oben vollgepackt mit alkoholischen Getränken. In Finnland weiß jeder Einheimische, dass sich eine Fahrt nach Estland vor allem wegen des günstigen Alkohols lohnt. Wir waren genügsamer (oder dümmer) und haben ganz verschüchtert ein paar Flaschen Wein mitgenommen. In Helsinki ist ein ’normales‘ feucht-fröhliches Erasmusleben nämlich nicht ganz günstig.

Kurz vor der Ankunft in Tallinn wagten wir uns nochmal aufs Deck, um ein legendäres Foto der Skyline von Helsinki zu schießen, der gnadenlose Wind vertrieb uns allerdings schnell wieder. Zuhause angekommen ging es dann schnurstracks ins Bettchen, denn so ein Tag voller Erlebnisse muss erstmal verdaut werden.

sechs Mädchen vor der Kamera
Tanzen über dem Meer auf der Linnahall

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