Die Bewerbung für ein DAAD-Stipendium ist verschickt und du wurdest zum Auswahlgespräch zugelassen? Gregor Hahn studierte mit einem DAAD-Stipendium in Großbritannien und war bereits zwei Mal Teil der MINT-Auswahlkommission für Westeuropa. Er weiß, worauf die Kommission beim Auswahlgespräch wert legt, und hat noch einen persönlichen Tipp parat.
Gregor Hahn war DAAD-Stipendiat und bereits zwei Mal Teil der MINT-Auswahlkommission für Westeuropa.
Hand aufs Herz – auf was legen Sie als Kommissionsmitglied beim Auswahlgespräch besonders Wert?
Gut finde ich, wenn das Vorhaben in sich schlüssig ist und die Bewerberin oder der Bewerber ihre bzw. seine Pläne verständlich darlegen kann. Wenn jemand Meeresbiologie im Bachelor studiert hat und jetzt in Ozeanografie einen Master an dieser einen Uni im Ausland machen will, weil es dort das beste wissenschaftliche Fachgebiet dafür gibt, dann ist das eine gute Voraussetzung.
Sie haben selbst mit einem DAAD-Stipendium studiert. Wie haben Sie Ihre Pläne begründet?
Vulkanologie hätte ich auch in Deutschland studieren können, aber ich wollte mich auf pyroklastische Ströme – eine Art Aschelawinen – spezialisieren. Und einer der bekanntesten Professoren auf diesem Gebiet lehrt eben in Leicester in Großbritannien. So habe ich es im Gespräch begründet – und das Stipendium bekommen.
Gibt es etwas, dass Bewerberinnen und Bewerber beim Gespräch vermeiden sollten?
Ich kenne die Situation ja von beiden Seiten: als Bewerber und als Mitglied der Kommission. Wichtig ist, dass die Bewerberin oder der Bewerber auf Fragen wie „Warum dieses Studium?“ und „Wie führt das Stipendium zum Ziel?“ konkret und schnell antworten kann – man hat nicht viel Zeit und ungenaue Antworten können schnell problematisch werden. Schwammige Aussagen wie „Na ja, weil Harvard einen guten Ruf hat …“ sollte man vermeiden.
Hätten Sie noch einen guten Tipp für die Studierenden parat?
Es ist wichtig, die Balance zu finden: Man sollte zwar definitiv mit Enthusiasmus über sein Studienvorhaben sprechen, aber seine Pläne zugleich auch fachlich und ruhig darstellen können.
In 20 Minuten überzeugen
Du willst Stipendiatin oder Stipendiat des DAAD werden? Für dich werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Auswahlgesprächs für ein Auslandsstipendium.
- Der zeitliche Rahmen: Du bekommst 20 Minuten, die Auswahlkommission von deinem geplanten Studienvorhaben zu überzeugen.
- Die Kommission: Besteht meistens aus vier bis sechs Personen und setzt sich vor allem aus Hochschullehrenden zusammen, aber auch ehemalige DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten engagieren sich in den Auswahlkommissionen.
- Die Mischung machts: Der Auswahlkommission geht es vor allem um fachliches Know-how. Aber es wird auch erwartet, dass du als potenzielle Stipendiatin bzw. Stipendiat über dein Fachgebiet hinausschaust und Engagement zeigst. Du wirst eine Botschafterin bzw. ein Botschafter an Hochschulen in aller Welt, deshalb ist die soziale Komponente auch wichtig.
- Tipp: Setz dich mit dem Zielland auseinander und verfolge die tagespolitischen Entwicklungen.
- Zweisprachig unterwegs: Mal auf Deutsch, dann wieder in der Sprache des Ziellands stellen die Mitglieder der Kommission dir ihre Fragen: Warum willst du mit diesem Programm ins Ausland? Was willst du lernen, warum an dieser Uni, welchen Mehrwert versprichst du dir davon? Wie würde das Stipendium dazu beitragen, dass du deine beruflichen und persönlichen Ziele erreichst?
- Soziales Engagement: Du engagierst dich neben der Uni und setzt dich für andere ein – auch dass du gesellschaftliche und soziale Verantwortung übernimmst, interessiert die Kommission.
- Erfahrungswert: „Im Bewerbungsgespräch kommen auch kritische Fragen. Wichtig ist, sich davon nicht aus der Bahn werfen zu lassen,“ sagt Nicholas Breitkreuz. Er absolvierte mit DAAD-Förderung den Masterstudiengang International Business in Shanghai. Du willst mehr zu Nicholas Aufenthalt wissen, dann schau doch mal auf seinem Blog
- Ein No-Go: Vermeide Standardfloskeln oder ein allzu saloppes Selbstbewusstsein – das kommt nämlich nicht gut an.