17. April 2016
Vor einigen Wochen habe ich eine Freundin aus Dresden in Marokko besucht. Obwohl ich nun schon das dritte Mal das nordafrikanische Land besuchte, gelang es ihm wieder, mich mit seinen engen Straßen, der herzlichen Art der Leute und dem würzigen Essen zu verzaubern.
Nachdem meine Freundin und ich uns Marrakesch getroffen hatten, nahmen wir am nächsten Morgen den Bus nach Essaouira. Essaouria ist ein beliebter Urlaubsort für Surfer, daher trug unser Hostel auch den vielversprechenden Namen „Surf and Chill.“ Wir hatten beide unsere Bikinis eingepackt, aber obwohl die Sonne schien, war es immer noch zu kalt, ins Wasser zu gehen. Aber no pasa nada! Essaouira hatte auch so viel zu bieten:
Wir liefen durch die Medina – das historische Stadtzentrum in arabischen Städten, in dem es ganz viele kleine Läden gibt – und schauten uns den Hafen an. Es ist üblich in Marokko, dass die Händler dich ansprechen und versuchen, dich zu überreden etwas zu kaufen. Auch wenn man als Deutscher von so viel vermeintlicher „Aufdringlichkeit“ manchmal genervt ist, sollte man einfach lächeln und höflich verneinen. Die Freundlichkeit, mit der man „nein“ sagt, macht einen sehr großen Unterschied aus, denn viele Leute fühlen sich vor den Kopf gestoßen, wenn man ihnen gegenüber patzig reagiert. Ganz nützlich ist auch der Ausdruck „inshallah“ („So Gott will“). Gegen diese vage Formulierung lässt sich a) schlecht etwas einwenden und b) sind die meisten Marokkaner positiv überrascht, wenn man ein wenig arabisch spricht. Außerdem ist es sehr üblich in Marokko, zu feilschen. Man kann locker Sachen um die Hälfte oder mehr des Preises herunterhandeln und das sollte man auch tun, sonst wird man nämlich über den Tisch gezogen.
Ein Grund für mich jederzeit wieder nach Marokko zu fahren ist das Essen! Ich will gar nicht wissen, wie viele Avocadosäfte und Tajines ich in Marokko zu mir genommen habe. Mal abgesehen davon, dass Tajine unglaublich lecker ist, kann ich das Gericht auch jedem empfehlen, der einen empfindlichen Magen hat. Um das zu erklären, muss ich ein wenig ausholen: Touristen wird abgeraten das Leitungswasser in Marokko zu trinken, obwohl es generell als trinkbar gilt. Da jedoch andere hygienische Bedingungen als in Europa herrschen, können unsere europäischen „verwöhnten“ Mägen empfindlich reagieren. Auch sollte man beim Essen aufpassen: die Finger am besten von rohem Lebensmitteln lassen und auch bei Fleisch und Fisch aufpassen. Bei dieser Reise hatte selbst ich keine Probleme und mein Magen ist eine echte Diva! Allerdings haben wir auch überwiegend Tajine gegessen.
Tajine ist ein typisch marokkanisches Gericht, welches in einem speziellen kegelförmigen Tontopf zubereitet wird. In diesem werden Fleisch und Gemüse auf niedriger Flamme stundenlang gekocht, was den netten Nebeneffekt hat, dass die Wahrscheinlichkeit, sich eine Lebensmittelvergiftung zu holen praktisch auf null sinkt. Tajnes gibt es in verschiedenen Variationen, beispielsweise mit Fisch, Hühnchen und Rind und verschiedenen Gemüsen. Mein Favorit war eine Tajine mit Rind, Datteln und Mandeln.
Eines Tages, als wir uns auf den Weg in die Innenstadt machten, kamen wir an einem Haus vorbei, von dessen Dach eine Katze wütend hinab knurrte. Wir machten uns erst keine Gedanken darüber, bis wir wenige Meter weiter einen Karton mit kleinen Kätzchen entdeckten, die verzweifelt nach ihrer Mutter schrien. Sie waren noch viel zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu sein und ganz eindeutig ausgesetzt worden. Als wir stundenspäter zum Hostel zurückkehrten, saß die Katzenmutter noch immer klagend auf dem Dach und rief nach ihren Kindern. Das brach uns wirklich das Herz und das schlimmste war, dass es nichts gab, was wir hätten tun können. Marokkos Straßen sind von unzähligen wilden Katzen bevölkert, sodass ich hoffe, dass einige der kleinen Kätzchen durchkommen werden. Als wir die Geschichte dem Australier erzählten, meinte er, dass dieses Vorgehen wohl keine Seltenheit sei.
Am Freitag nahmen wir den Bus zurück nach Marrakesch. Am besten an Marrakesch gefällt mir der Djemaa el Fna. Das ist ein riesiger Marktplatz am Eingang zur Medina, der Tag und Nacht von einer Vielzahl von Menschen bevölkert ist. Es gibt jede Menge Essens- und Saftstände und zahlreiche Straßenkünstler, die beispielsweise traditionelle marokkanische Musik spielen. Die restliche Zeit nutzen wir, um uns auf dem Weg zum Palast Bab Agnaou zu verirren. Dadurch landeten wir widererwartend in einem ganz anderen (und zugegebenermaßen viel schönerem) Palast, dem Bahia-Palast.
Abgesehen von dem Zwischenfall mit den ausgesetzten Katzenbabys hat mir meine Reise nach Marokko sehr gut gefallen und es wird auf jeden Fall nicht mein letzter Besuch des Landes gewesen sein. Für alle, die auch mal nach Marokko fahren möchten, habe ich hier einige Tipps:
Was ziehe ich an?
Marokko ist eines der liberalsten Länder in der arabischen Welt und zudem an Touristen aus Europa gewöhnt. Solange man sich in den Städten und beliebten tourist spots aufhält, kann man eigentlich tragen, was man will. Eigentlich. Ich habe die Hotpants trotzdem im Koffer gelassen, da ich ja auch von Leuten, die nach Deutschland kommen, erwarte, dass sie sich an unsere Sitten halten. Persönlich habe ich darauf geachtet, meine Schulter zu bedecken und nicht unendlich viel Bein zu zeigen. (Allerdings war das auch einfach, schließlich ich nicht im Hochsommer da.)
Was darf ich nicht tun?
Majestätsbeleidung und Gotteslästerung sind in Marokko untersagt. Zumindest auf Arabisch, Französisch und Englisch sollte man sich in der Hinsicht also zurückhalten. Wer mit seinem Freund oder seiner Freundin unterwegs ist, sollte sich beim Austausch von Zärtlichkeit in der Öffentlichkeit zurückhalten. Händchenhalten in der Öffentlichkeit marokkanischen Pärchen bereits verboten. Touristen genießen zwar ein gewisses Maß an Narrenfreiheit, trotzdem sollte man sich bewusst machen, dass man sich in einem islamischen Land aufhält.
Wie bewege ich mich fort?
Zwischen den Städten sind wir immer mit dem Busunternehmen Soupratours gefahren und soweit ich weiß, hat auch das Unternehmen CTM einen guten Ruf. In der Stadt haben wir uns entweder zu Fuß oder mit dem Taxi fortbewegt. Am besten informiert ihr euch vorher im Internet über die gängigen Preise, da manche Taxifahrer (nicht anders als überall) die Unwissenheit der Touristen ausnutzen und mehr Geld als üblich verlangen.