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1 x 1 Überlebensguide: das Unisystem auf La Réunion


Meine Fotos sehen vielleicht nicht danach aus, aber mein Auslandssemester bestand nicht nur aus tollen Ausflügen und atemberaubender Natur. Ich habe mich in den letzten Monaten auch in einem neuen Unisystem zurechtfinden müssen und dabei, um ehrlich zu sein, nicht viel Hilfe gehabt. Damit euch der Start ins Auslandssemester leichter fällt, kommt hier der Überlebensguide für das Unisystem auf La Réunion!

Ich will auf meinem Blog unbedingt ehrlich berichten, deshalb muss ich leider sagen, dass die Universität hier auf La Réunion es ihren Austauschstudierenden nicht besonders leicht macht, sich in ihrem System zurechtzufinden. Trotzdem will ich jede und jeden ermutigen, sich davon nicht abhalten zu lassen. Ein Semester auf La Réunion lohnt sich in so vielen Hinsichten – seien es die neuen Freunde, die neuen Sprachkenntnisse oder einfach nur die einmalige Erfahrung, ein paar Monate auf einer tropischen Insel zu leben.

Ich habe erst später von anderen Austauschstudierenden gehört, dass es an ihren Universitäten scheinbar ganze Einführungswochen gab, in denen der Campus, das Unisystem und letztendlich auch die Studenten untereinander miteinander vertraut gemacht wurden. Die Universität hier vor Ort hat einen Ausflug in den botanischen Garten organisiert – und das war’s. Keine Campus-Rallye oder Pub-Crawls, um die anderen Studenten kennenzulernen, keine Einführung in das Notensystem oder wie man sich seinen Stundenplan zusammenstellt.

Es lag also an uns Austauschstudierenden, herauszufinden, zum Beispiel wie und wo man sich für Kurse oder Klausuren anmeldet, wo man das Modulhandbuch findet, wo man nachlesen kann, welche Lektüre für einen Kurs benötigt wird, wann das Semester beginnt und wann es endet (gerade dann wichtig, wenn man Flüge buchen muss…).

Damit euch der Start leichter von der Hand geht:
Hier sind meine Erkenntnisse aus knapp 4 Monaten an der Université de La Réunion:

  1. Das französische Äquivalent zu unserem Bachelor heißt Licence. Studenten im ersten Bachelorjahr sind in der Licence 1 (L1), Studenten im zweiten Bachelorjahr in Licence 2 (L2) und Studenten im dritten Bachelorjahr in Licence 3 (L3). Viele Kurse sind hier in CM (Cours Magistral) und TD (Travaux Dirigés) aufgeteilt. Die CM sind wie große Vorlesungen, die TD ähneln unseren Seminaren. Hier werden einzelne Punkte der Vorlesung näher erläutert.
    Klausuren werden hier nicht mit den Schulnoten 1 bis 6 bewertet, sondern mit Punkten. 20 Punkte bedeuten volle Punktzahl und um eine Klausur zu bestehen, braucht man mindestens 10 Punkte. Hier an der Universität werden oft mehrere Klausuren in einem Kurs geschrieben, in dem Fall ist es möglich, Klausuren miteinander auszugleichen. Wenn man also in einer Klausur 12 Punkte erzielt, in der nächsten aber nur 8, so hat man den Kurs trotzdem bestanden, da man im Durchschnitt in beiden Klausuren 10 Punkte hatte.
  2. Die Université de La Réunion selbst macht ihren Austauschstudierenden keine Vorschriften, welche Kurse sie belegen sollen. Das bedeutet auch, dass man Kurse aus allen Licences belegen kann – wenn man also selbst im fünften Semester und damit in Bachelorjahr Nummer 3 ist, kann man trotzdem Kurse aus Licence 1 oder 2 belegen, und die sind häufig viel einfacher 🙂
    (Noch einmal: Das gilt für die Faculté de Lettres. Fragt für eure eigene Situation vorher unbedingt nochmal nach!)
    Nähere Informationen zum Kursangebot und zu den Creditpoints findet ihr in den Modulhandbüchern.

    Hier findet ihr auch Informationen zur benötigten Kurslektüre – nehmt euch das unbedingt zu Herzen, ich kenne Studenten, die etwa durch Vokabelteste durchgefallen sind, weil sie nicht wussten, dass es ein begleitendes Vokabelheft gibt. Der Dozent hatte darauf nicht aufmerksam gemacht, denn „es steht ja im Modulhandbuch“…
    Um sich für Kurse anzumelden, reicht es, zur ersten Vorlesung zu erscheinen und den Dozenten mitzuteilen, dass man Erasmus-Student ist und gerne am Kurs teilnehmen würde.

  3. Über diesen Link findet ihr so etwas wie einen Stundenplan für die nächsten vier Wochen, wenn ihr zuerst nach eurer Fakultät und dann eurem Studiengang sucht.
    Beispiel für einen Stundenplan
    Hier sehe ich mir gerade den Stundenplan für die „L2 Anglais an“. Durch die Kurse könnt ihr euch links klicken, unten im Bild findet ihr die einzelnen Semesterwochen sowie die Wochentage – für mehr Übersichtlichkeit!

    Sich an diesem Stundenplan zu orientieren ergibt aber erst unmittelbar vor Semesterbeginn Sinn.
    Hier werden dann relativ kurzfristig alle Kurse mitsamt ihren Uhrzeiten, Räumen und Dozenten angezeigt, die aktuell stattfinden. Dieser Stundenplan wird im Ausland euer ständiger Begleiter sein, hier wird angezeigt, wenn eine Stunde ausfällt, wenn eine Stunde verschoben wird, wenn sich der Raum ändert oder wenn eine Sitzung hinzugefügt wird (etwa, um Klausuren zurückzugeben). Leider gibt es neben diesem Online-Stundenplan keine andere Benachrichtigung, wenn sich in eurem Stundenplan etwas ändert – entsprechend lohnt es sich, ihn regelmäßig zu aktualisieren!

  4. Das Semester ist viel kürzer (Ende August bis Anfang Dezember) und es gibt keine Klausurenphase. Die Klausuren werden meist in der letzten Kurssitzung geschrieben, man meldet sich durch seine Anwesenheit im Kurs dafür an. Gegen Ende des Semesters gibt es gegebenenfalls nochmal eine Stunde, in der die Klausuren zurückgegeben werden (wird als Remise de copies im Stundenplan angezeigt). Das machen aber nicht alle Dozenten.
    Obwohl unser Semester dieses Jahr offiziell bis zum 19. Dezember geht, sind wir schon seit Anfang Dezember mit unseren Klausuren fertig. Wenn es für euch so weit ist und ihr herausfinden wollt, wann eure Kurse zum letzten Mal stattfinden, könnt ihr euch dafür einfach durch den Stundenplan klicken. Nur weil euer Semester offiziell bis Mitte Dezember geht, heißt das also nicht, dass ihr nicht vorher schon eine Woche Urlaub auf Mauritius machen und zu Weihnachten wieder bei euren Familien sein könnt!

Ich hoffe sehr, dass ich dem ein oder anderen mit diesem Blogpost den Einstieg in das Auslandssemester auf der schönsten Insel im Indischen Ozean erleichtern konnte. Bei Fragen könnt ihr mir jederzeit gerne über meinen Instagram-Account schreiben.

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