Die Sorge, dass ein Angehöriger stirbt, während du im Auslandssemester bist, ist absolut berechtigt. Vielleicht rechnest du schon damit, vielleicht passiert es aber auch sehr unerwartet. Aber egal wie, auf einen Todesfall kannst du dich vorbereiten. Auf der einen Seite müssen Formalitäten geklärt werden und auf der anderen Seite steht der emotionale Abschied von der Person. Dazu kommt dann dein eigener Trauerprozess. Wie du diese drei Komponenten berücksichtigen kannst, dass erläutere ich in den kommenden Absätzen.

Vermutlich wurde meinem Vater das Leben genommen, deshalb war sein Tod sehr unerwartet. Ich war am Strand, als ich die Nachricht bekommen habe, weil ich an diesem Morgen keine Uni hatte und einmal rauskommen wollte. Als ich den Anruf erhielt wurde alles andere sehr nebensächlich. Der Wunsch wurde groß, ihn ein letztes Mal sehen zu können und einen Weg zu finden, mich würdig bei ihm zu verabschieden. Zudem trug ich die Verantwortung für die Beerdigung und alles was damit zusammenhing. Deshalb saß ich am nächsten Tag im Flugzeug nach Deutschland.

Vorausschauend Planen

Wenn du dir bereits im Vorhinein Sorgen machst, dass ein Angehöriger sterben könnte, kannst du dich dementsprechend versichern. Bei Todesfällen ersten Grades, also Eltern, Partner oder Kinder, übernimmt beispielsweise die Hanse Merkur in der Notfall-Versicherung im Profi Tarif deine Flüge. Schau bei der Versicherungswahl auf jeden Fall auch auf das Kleingedruckte. Bezüglich der Notfall-Versicherung erreicht man die Hanse-Merkur nur während der Geschäftszeiten, das ist in so einer Situation etwas ungünstig. Im Basic Tarif der Notfall-Versicherung ist das nicht enthalten! Die Kosten für so eine Versicherung belaufen sich auf circa 30 bis 40 Euro und somit finde ich sie recht überschaubar.

Alternativ kannst du dir natürlich auch einen Puffer für solche Extra-Ausgaben, wie Flüge ansparen.

Hängt der Tod mit einer Straftat zusammen, unterstützt der Weisse Ring Angehörige mit einer Pauschale von 300 Euro, bei Bedarf auch mehr. In besonderen Härtefällen bietet auch die Nicolaidis-YoungWings Stiftung finanzielle Unterstützung. Diese Stiftung hilft auch unabhängig von Straftaten.

Zurück in Deutschland solltest du wissen, wo du unterkommst. Ich habe mein Zimmer in München während meines Auslandssemesters untervermietet. Zudem hat mein Vater auch in einer anderen Stadt gewohnt. Hier haben mich Freunde, Freunde von Freunden und Bekannte unterstützt. Ihre Wohnungen sind mein temporäres Zuhause geworden und ein Ort der Sicherheit, während dieser stürmischen Zeit. Bereits zu wissen, wo du unterkommst, kann dir in solch einer Zeit etwas Sicherheit geben.

Absprachen treffen

Mit dem Erasmus-Vertrag geht man einige, wenn auch nur wenige Verpflichtungen ein. Diesen muss man jedoch nachkommen, wenn man die Erasmus-Förderung erhalten möchte. Doch auch hier gibt es Toleranz: Wenn ein Ereignis höherer Gewalt vorliegt, dann können diese Pflichten verfallen. Nach meiner Ankunft in Deutschland habe ich mich mit Heimatuni, Gastuni und meinen Professoren abgesprochen, was in so einem Fall zu beachten ist. Da ich zurückgereist bin, habe ich mein Auslandssemester „normal“ beenden können, die Klausuren musste ich dann nicht mehr mitschreiben.

Frust und Trauer

Bis die Beerdigung stattfinden konnte, ist ein Monat vergangen, den ich in Deutschland verbracht habe. Das ist eine lange Zeit, wenn man nur fünf bis sechs Monate im Ausland hat. Ich hatte mir vorgenommen, an den Nachholklausuren teilzunehmen. Als ich jedoch zurück in Lissabon war, verabschiedete ich mich von dem Gedanken. Einen Monat Unistoff, Übungen und Abgaben nachzuholen – das schien neben Packen, Verabschieden und anderen Anträgen bezüglich der Beerdigung etwas unrealistisch.

Für einige mag ein Auslandssemester ohne Klausuren entspannt klingen. Für mich war es sehr frustrierend, weil ich anfangs viel in die Uni investiert habe. Es kommt letztlich nicht auf die erreichten Credits an, sondern auf das Gelernte. Doch das anzunehmen, braucht bei mir immer noch Zeit.

Ich habe einige Male mit einer Sozialarbeiterin telefoniert. Es hat gut getan, jemanden zu kennen, der mich professionell in dem Trauerprozess begleitet hat. Auch das war ein Angebot für Angehörige von Straftaten, jedoch bietet die Nicolaidis YoungWings-Stiftung eine Einzelbegleitung für alle Todesfälle online an.

Mein Fazit ist, dass ein Auslandssemester trotz eines Todesfalls machbar ist. Es wird dir helfen, vorausschauend zu planen, wenn du einen Todesfall erwartest. Auch solltest du dir bewusst sein, dass dich einige der oben genannten Konsequenzen erwarten.

Hast du etwas ähnliches im Ausland erlebt? Oder machst du dir sorgen, dass so etwas passieren kann? Schreib mir gerne, mich würde das interessieren.

Liebe Grüße

Vladana