studieren weltweit

Tschüss Correspondent, hallo zweite Halbzeit


Nach sechs Monaten ist meine Zeit als Correspondent vorbei und damit auch die Hälfte meines Masterstudiums. Zeit für einen Rückblick auf ein turbulentes Jahr.

Vor einem Jahr sah die Welt noch anders aus und der Traum vom Masterstudium im Ausland war für mich in weiter Ferne. Ich feierte Weiberfastnacht in Köln und bereitete mich auf den Englisch-Sprachtest vor, der anschließend mehrmals verschoben wurde. Die Bewerbung an der Universität stellte die erste große Herausforderung dar und als ich innerhalb von weniger als zwei Tagen eine Zusage aus Schottland erhielt, konnte ich es kaum glauben. Das Ausmaß und die Dauer der Corona-Pandemie konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wirklich begreifen. Der Gedanke, mein Vorhaben deswegen zu verschieben, ist mir zwar kurz durch den Kopf gegangen, aber der Wunsch nach einem neuen Abenteuer war größer als die Zweifel.

Mit Zuversicht in einen neuen Lebensabschnitt

Auf die Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ bin ich durch ein Video auf YouTube aufmerksam geworden und weil ich noch ein paar Schritte weiter aus meiner Komfortzone herauskommen wollte, habe ich mich für die Tätigkeit als Correspondent beworben. Der Workshop zur Vorbereitung war meine erste große Online-Veranstaltung und somit ein Vorgeschmack auf die bevorstehenden Vorlesungen. Durch den interessanten Austausch mit den anderen Correspondents und das abwechslungsreiche Programm vergingen die drei Tage vor dem Bildschirm wie im Flug. Danach blickte ich mit Zuversicht auf den Beginn meines Studiums, der wie erwartet erst einmal online stattfinden sollte.

Ausstattung für Correspondents.
Nach sechs Monaten habe ich insbesondere den Kapuzenpullover und die Tasse lieb gewonnen.

Der Kündigung meines Jobs und den letzten Wochen in Stuttgart begegnete ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Meine Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt konnte nicht von einem stornierten Urlaub und einem gebrochenen Mittelfußknochen getrübt werden. Andererseits musste ich Abschied von meinen Freunden, Kollegen, Sportkameraden und den Orten in der Stadt nehmen, die mir in den letzten fünf Jahren ans Herz gewachsen sind. Die Wohnungsauflösung und der Umzug nach Glasgow waren ein Kraftakt und ich empfehle jedem, egal wie klein die Wohnung auch sein mag, mehr Zeit als anfangs gedacht dafür einzuplanen.

Das WG-Leben – ein Highlight meines Studiums

Nach und nach reisten meine zukünftigen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner aus fünf verschiedenen Nationen an und schnell zeigte sich, dass die Universität bei der Zusammenstellung der Wohngemeinschaften gute Arbeit geleistet hat. Nach fünf Jahren in meiner eigenen Wohnung konnte ich mir es anfangs nur schwer vorstellen, mit fremden Menschen zusammenzuleben. Doch schon im ersten Trimester kam ich zu dem Schluss, dass das WG-Leben eines der Highlights meines Masterstudiums sein wird. Ebenso schnell wurde mir klar, dass das Studium eine große Herausforderung darstellt, was weniger an dem Online-Format, sondern mehr an dem hohen Arbeitspensum und den vielen unterschiedlichen Prüfungsleistungen liegt. Entsprechend sehnsüchtig erwartete ich es, die Winterferien bei meiner Familie in Deutschland zu verbringen. Corona-Einschränkungen hin oder her, ich war einfach nur glücklich, die erste Hürde genommen zu haben und drei Wochen am Stück entspannen zu können.

Abendessen in Wohngemeinschaft.
Bei den gemeinsamen Abendessen in der WG fiel es leicht, den Stress des Studiums zu vergessen.

Um mich wieder voll auf das Studium konzentrieren zu können und da ich das WG-Leben bereits vermisste, reiste ich eine Woche vor dem Beginn des neuen Trimesters zurück nach Glasgow. Dass meine Entscheidung für eine frühe Rückreise genau richtig war, wurde mir erst später klar. Mittlerweile ist die Hälfte des zweiten Trimesters vorbei und viele Studierende, die die Weihnachtsferien in ihren Heimatländern verbracht haben, konnten wegen neuer Reiseeinschränkungen bisher nicht wieder nach Schottland zurückkehren.

Mission erfolgreich gestartet

Mit den letzten Wochen des zweiten Trimesters und dem gleichzeitigen Beginn meiner Masterarbeit geht die Herausforderung Master im Ausland für mich weiter. Meine Tätigkeit als Correspondent gebe ich nur schweren Herzens auf. Ich bin dankbar für die inspirierenden Menschen, die ich dadurch kennenlernen durfte und habe Spaß am Schreiben gefunden. Meine Mission war es, den „perfekten Schwung“ zu finden. Dass diese Mission erfolgreich war, wäre zu früh gesagt. Das Studium im Ausland hat auf jeden Fall mehr Schwung in mein Leben gebracht und der Abstand zu Deutschland hat meinen kritischen Blick auf den auch von mir praktizierten Perfektionismus geschärft. Durch die Begegnungen mit den vielen unterschiedlichen Menschen habe ich mich selbst besser kennengelernt, bin offener geworden und bin mir über die Herausforderungen von jungen Menschen in verschiedenen Kulturen bewusst geworden.

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