15. Juni 2020
Wer günstig durch Finnland kommen will, profitiert von dem berühmten „Jedermannsrecht“, dass es jedem erlaubt die Natur in einem gewissen Rahmen zu nutzen. Das bedeutet, dass man in öffentlichen finnischen Wäldern nicht nur Pilze und Beeren zum Eigenbedarf sammeln darf, sondern auch, dass man frei campen darf. In diesem Artikel stelle ich euch 5 Arten vor, wie ihr (fast) umsonst – und absolut authentisch – in Finnland übernachten könnt.
1. Im Zelt
Wer ein Zelt hat, der hat es gut. Denn dein Zelt darfst du in Finnland grundsätzlich überall aufstellen. Einzige Ausnahmen sind private Grundstücke und Orte, die explizit mit einem Camp-Verbot gekennzeichnet sind. Aber selbst auf einem Privatgrundstück ist das Campen erlaubt, wenn man vom Besitzer die Erlaubnis hat. Befindet sich zum Beispiel in Sichtweite des auserwählten Zeltplatzes ein Haus, dann empfiehlt es sich, anzuklopfen und nachzufragen, ob man sein Zelt aufschlagen darf.
2. In der Hängematte
Im Wald in einer Hängematte zu schlafen ist in Finnland nichts Ungewöhnliches. Eine Hängematte hat im Gegensatz zum Zelt den Vorteil wesentlich kleiner und leichter zu sein und ist somit die perfekte Begleitung für Wanderungen. Es gibt spezielle Hängematten aus leichten stabilen Stoffen, oft auch mit einem Moskitonetz ausgestattet, die das Schlafen im Freien bequemer machen, als mit einer herkömmlichen Hängematte für den Garten. Für das Aufhängen der Hängematte gelten in der Natur die gleichen Regeln, wie für das Zelt: So lange du niemandem zu nahe kommst und die Natur nicht beschädigst, darfst du überall schlafen.
3. Im Kota und Laavu
Eine Kota (auf englischen Karten oft „Lapp hut“) ist eigentlich ein spitzes Zelt ähnlich einem Tipi, das von den „Samen“, den Ureinwohnern Finnlands genutzt wird. In Nationalparks, aber auch einfach zum Beispiel an Fluss- oder Seeufern, findet man Kotas aus Holz. In den kegelförmigen Häusern befindet sich in der Mitte eine Feuerstelle mit Kamin und drumherum Holzbänke, auf denen man seine Isomatte ausbreiten, den Schlafsack ausrollen und eine Nacht verbringen kann. Eine Kota ist perfekt, wenn es draußen regnet und/ oder sehr windig ist. Weitaus einfacher zu finden sind allerdings Laavus (auf englischen Karten „lean-to-shelter“). Das sind offene Schutzdächer, unter denen man etwas gegen Wind und Regen geschützt ist. Die Feuerstelle befindet sich dann im Freien.
4. Autiotuvat
Eine Autiotupa ist eine kleine Schutzhütte mit Ofen und Schlafmöglichkeit. Oft gibt es auch einen Esstisch und manchmal eine Gasplatte zur Essenszubereitung. Autiotuvat können von Wanderern kostenlos zum Übernachten benutzt werden. Zu unterscheiden sind Autiotuvat auf jeden Fall von Päivatuvat („Tageshütten“). Letztere sind nur zum Rasten und Aufwärmen gedacht und sollen nicht zum Schlafen genutzt werden.
Darauf solltest du unbedingt achten, wenn du vom finnischen Jedermannsrecht Gebrauch machen willst:
- Campe nicht ohne Erlaubnis auf privatem Grund. Private Grundstücke sind, wenn nicht durch Bebauung zu erkennen, oft mit dem Wort „yksityisalue“ (=Privatgrund) gekennzeichnet.
- Bleibe immer nur eine Nacht an einem Ort. Bau dein Zelt erst abends auf und bau es morgens wieder ab.
- Verlass deine Zeltstelle oder Hütte sauber. Hinterlass keinen Müll und achte darauf, der Natur durch deine Anwesenheit nicht zu schaden.
- Mach Feuer am besten nur an vorgesehen Feuerstellen und informier dich über Waldbrandwarnungen. Liegt eine Waldbrandwarnung vor, dürfen offene Feuer nur gemacht werden, wenn ein Kamin vorhanden ist, also zum Beispiel in einer Kota. Aktuelle Warnungen findet ihr auf der Seite des finnischen meteorologischen Dienstes (https://en.ilmatieteenlaitos.fi/warnings) und in deren Wetter-App (die findet ihr unter dem Suchbegriff „ilmatieteen laitos“)
5. Im Vuokratuvat und Varaustuvat
Wer ein bisschen Geld ausgeben kann oder die Sicherheit möchte, auf jeden Fall einen Schlafplatz zu haben, der kann sich auch eine Vuokratupa oder eine Varaustupa mieten. Vuokratuvat sind Miethütten, die entweder vom Nationalpark, in dem sie stehen, gemietet werden können oder über Webseiten wie www.lomarengas.fi. Abgesehen von Vuokratuvat gibt es auch noch Varaustuvat, also Reservierhütten. Diese sind günstiger und ein Bett in der Varaustupa kann ebenfalls über die Nationalparkverwaltung reserviert werden. Miethütten sind meist größer und teurer und lohnen sich erst ab mehreren Personen. Informationen zu den Hütten in Nationalparks findet ihr auf der Webseite der Nationalparks
Wer also ein bisschen Abenteuergeist und einen warmen Schlafsack mitbringt, kann problemlos umsonst oder für etwas Geld in Finnland nächtigen. Ideal sind die genannten Optionen natürlich für Wanderer, Skifahrer und andere, die in der Natur reisen. Viele tolle Zeltplätze oder Hütten sind aber auch nur wenige 100 Meter von der Straße entfernt und bieten sich so auch an, wenn man mit dem Auto unterwegs ist und nur eine schnelle Bleibe für die Nacht sucht. Wichtig ist aber, sich an die Regeln zu halten, und die Hütten und Feuerstellen sauber und ordentlich hinterlässt. Denn jeder soll die Chance haben die finnische Natur, ein Würstchen grillend oder in den Schlafsack gekuschelt, genießen zu können.
Schuby58
7. Oktober 2022
Hallo,
ich werde nächstes Jahr eine Finnland Tour mit dem Motorrad machen.
Ich habe gehört es gibt in Finnland
Übernachtung Möglichkeiten im freien es ist eine Art Schutzdach an den Seiten offen vielleicht noch einer Feuerstelle vor dem Unterstand …..
Wie finde ich diese Schlafgelegenheit???
Tina
7. Oktober 2022
Hallo,
diese Schutzdächer nennt man „laavu“ und sind häufig entlang von Wanderwegen aber auch an Straßen zu finden. Ein guter Tip ist die Webseite laavu.org. Dort sind hunderte Unterstände aufgelistet – leider auf Finnisch. Auf der Seite kann man sich auch eine gpx Datei herunterladen. Diese kann man z.B. mit einer Outdoor-Karten-App öffnen und sieht dann alle Unterstände im ganzen Land.
Oft sind sie aber auch einfach auf Google Maps verzeichnet. Zu guter Letzt bietet es sich immer an, die Webseiten der Nationalparks entlang der Route auszuchecken.
Viel Spaß in Finnland und viel Erfolg bei der Laavu-Suche!
Grüße,
Tina