11. Dezember 2024
Die Finanzierung eines Auslandsaufenthalts im Jurastudium ist meist durch Stipendien möglich – im Rechtsreferendariat sieht das jedoch anders aus. In diesem Artikel stelle ich drei Optionen zur Finanzierung einer Auslandsstation vor und rechne vor, was meine Station in Australien kostet.
1. Finanzierung durch das Bundesland
Das Bundesland, euer Dienstherr, hilft mehr oder weniger bei der Finanzierung einer Station im Ausland mit. Da das Rechtsreferendariat Ländersache ist, unterscheiden sich die gewährten Zuschüsse, Reisekosten etc. je nach Bundesland. Mit der größte Unterschied zum Studium besteht jedoch in allen Bundesländern: Referendare werden – unabhängig einer Auslandsstation – mit 1000 – 1700€ vergütet, was bei der Finanzierung definitiv hilft. Daneben stehen in manchen Bundesländern Referendaren zusätzlich noch Leistungen nach den Reisekostengesetz des jeweiligen Landes zu.
So habe ich in Hessen meinen Hin- und Rückflug bezahlt bekommen und ein Tagegeld für die Mehraufwendungen vor Ort erhalten. Es bietet sich also an, hier im Vorfeld mal mit der Reiskosten- bzw. Trennungsgeldstelle eures Bundeslandes zu telefonieren. Vom Namen „Trennungsgeld“ solltet ihr euch nicht abschrecken lassen – „Trennung“ bedeutet in diesem Fall einfach nur, dass ihr aufgrund einer dienstlichen Maßnahme, also hier die Zuweisung zu einer Station im Ausland, an einem anderen als eurem bisherigen Dienstort tätig werdet. Mit der Beziehung darf also alles in Ordnung bleiben.
2. Unterstützung durch die Ausbildungsstelle
Zusätzlich zur Vergütung vom Bundesland unterstützen manche Ausbildungsstellen ihre Referendare – je nach landesrechtlicher Zulässigkeit – auch zusätzlich mit einer monatlichen Zahlung bzw. Sachzuwendungen wie dem Stellen einer Wohnung oder Mahlzeiten. Besonders häufig ist das der Fall, wenn ihr eure Anwaltsstation bei einer internationalen Kanzlei (zur beiderseitigen Zufriedenheit) absolviert habt und ihr ein Angebot bekommt, die Wahlstation an einem ausländischen Standort dieser Kanzlei beziehungsweise bei deren Partnerkanzlei zu verbringen.
Häufig ist damit aber auch eine gewisse Erwartungshaltung einer zukünftigen Zusammenarbeit verbunden. Ich bin schon direkt in der Anwaltsstation nach Sydney gegangen, weshalb mir diese Option nicht zur Verfügung stand.
3. Eigene Finanzierung
Neben meinem Referendariat habe ich noch eine Nebenbeschäftigung in der Rechtsabteilung eines Unternehmens. Zum Glück habe ich dabei für den Plan meiner Anwaltsstation in Sydney große Unterstützung und Zustimmung erhalten, sodass wir die Beschäftigung darauf flexibel anpassen konnten.
Auch in Sydney hätte ich mit meinem entsprechenden Visum arbeiten dürfen. Mit einer Stationsdauer von drei – viereinhalb Monaten sollte es nicht schwer fallen, einen Job beispielsweise in einem Cafe zu finden. Die Devise ist hier oft: je länger, desto besser – die Konkurrenz sind nämlich oft Working-Holiday-Reisende, die nicht so lange an einem Ort bleiben möchten.
Doch wieviel musste ich überhaupt finanzieren? Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in Australien?
Kostenvergleich Australien – Deutschland
Ich konnte eine Statistik finden, welche die Lebenshaltungskosten in Sydney mit denen in Frankfurt vergleicht. Danach hat Sydney einen Lebenshaltungskostenindex von 69, Frankfurt von 63. Die Kernaussage „leicht teurer“ kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Wie die detaillierte Aufschlüsselung zeigt, sind gewisse Dinge wie Restaurants, Energiekosten und gewisse Lebensmittel deutlich günstiger. Hingegen sind Mieten, andere Lebensmittel und Alkohol erheblich teurer.
Hier ein kurzer Überblick über meine wesentlichen Kosten in Sydney:
Wohnung: 400 Euro / Woche
Mein WG-Zimmer liegt in Maroubra direkt am Meer – also in den Eastern Suburbs von Sydney in einer guten Location. Man findet sicherlich auch etwas für 250-350 Euro / Woche, je nach eigenen Wünschen und Vorstellungen.
Lebensmittel/Haushalt: 70 Euro / Woche
Der Einkauf im Supermarkt ist in Australien nicht zwangsläufig viel teurer als in Deutschland – manche Produkte wie Käse sind zwar vergleichsweise teuer, dafür sind Obst und Gemüse teils echt preiswert. Allgemein kann man wirklich viel sparen, wenn man auf Angebote zurückgreift und an Bonusprogrammen wie Flybuys (Coles) oder Woolworths Rewards teilnimmt.
Auswärts Essen / Cafés: 100€ / Woche
Den Faktor kann man selbst sehr beeinflussen – genieße ich morgens einen Iced Latte für vier Euro am Strand oder lieber nicht? Allerdings ist auswärts Essen in Sydney im Vergleich zum Einkauf im Supermarkt für eine Person verhältnismäßig deutlich günstiger als in Deutschland.
Für auswärts Essen muss man wissen: Der Preis eines Hauptgerichts erscheint auf den ersten Blick nicht wirklich günstig, dafür braucht man aber kein Getränk (tap water ist kostenlos und es ist völlig normal, kein Getränk extra zu nehmen) und auch Trinkgeld ist jenseits gehobener Gastronomie ebenfalls fehl am Platz. Australien ist insbesondere in Abgrenzung zu den USA sehr stolz darauf, dass Servicepersonal einen auskömmlichen Lohn erhält, sodass es keines Trinkgeldes bedarf.
Ansonsten habe ich öfter über Apps wie EatClub gute Deals in Restaurants gefunden. Auch die Salat-Kette Soul Origin verkauft ihre Salate an vielen Standorten 1-2h vor Ende der Öffnungszeit zu 50-70 Prozent Rabatt. Ein perfektes Abendessen!
Transport 20 Euro/ Woche
Für kürzere Strecken konnte ich ein eBike der WG nutzen. Ansonsten sind die Kosten des Nahverkehrs in Sydney auf ca. 50 AUD die Woche begrenzt. Das heißt ich brauche keine Wochen- oder Monatskarte kaufen, sondern ab Erreichen der sog. Daily Cap (ca. 9-17 AUD je nach Wochentag) oder Weekly Cap (ca. 50 AUD) sind die Fahrten kostenlos. Dafür muss man aber stets dieselbe Kreditkarte im ÖPNV nutzen.
Einmalige Kosten wie Flüge und Visum = 0€
Hier kommt es natürlich sehr darauf an, ob euer Bundesland diese Reisekosten trägt oder nicht. Bei mir war das glücklicherweise der Fall. Ansonsten sollte man hier auch 1500-2000€ einplanen.
Reisen/Aktivitäten/Ausflüge
Inlandsflüge sind in Australien vergleichsweise günstig, sodass ich auch für wenige Tage gut eine andere Stadt oder Region entdecken konnte. Als ich etwas länger Zeit hatte, habe ich auch die Möglichkeit einer Campervan Relocation genutzt: Gegen eine geringe Miete (ca. 150 Euro) habe ich einen Campervan vollausgestattet mit Bettsachen, Küche, Kühlschrank, Klimaanlage, WC/Dusche bekommen und konnte diesen mit einem Freund in eine andere Stadt überführen. Wir hatten sogar das Glück, noch knapp 300€ für Benzin on top zu erhalten. Dafür muss man aber recht flexibel sein und es nicht scheuen, durchschnittlich 300 – 400km am Tag zu fahren. Wir hatten den Campervan auf der Strecke Broome-Perth für sieben Tage. Eine Verlängerung ist meistens nicht möglich.
Auch Ausflüge rund um Sydney bieten sich am Wochenende an – entweder ist die weekly cap ohnehin schon ausgereizt oder man profitiert von den günstigeren ÖPNV Preisen von Freitag bis Sonntag.
Fazit
Meine grundlegenden Kosten von etwas über 2400 Euro im Monat waren vor allem durch die höhere Miete in Sydney getrieben. Dank meiner Bezüge als Referendar, der Übernahme von Reisekosten durch das Bundesland und meinen Nebenjob konnte ich die Auslandsstation aber gut finanzieren.