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Umzug auf Japanisch

引越し – Umzug auf Japanisch. In meinem Beitrag Planung Teil 1 habe ich bereits angedeutet, dass ich innerhalb meines Auslandsaufenthalts in Japan umgezogen bin. Wie ich meine neue Wohnung in Osaka gefunden habe und mit welchen Aufgaben so ein Umzug in Japan verbunden ist, könnt ihr im Nachfolgenden herausfinden.

Als ich noch in Deutschland war, war die Wohnungssuche sehr einfach. Denn das Internationale Office (IO) meiner Gastuni hatte mir dabei geholfen und ich musste mich nur für einen ihrer Vorschläge entscheiden. Reservierung und alles andere haben die Mitarbeiter des IO für mich erledigt. Doch wieso bin ich dann überhaupt umgezogen? Und wieso ausgerechnet nach Osaka, wenn meine Uni doch in Ikoma ist und der Weg von meiner Wohnung zur Uni damit relativ weit ist?

Wohnen am Campus

Zu Beginn meines Auslandssemesters habe ich im Guesthouse meiner Uni gewohnt, direkt am Campus. Ich mochte die Wohnung sehr und vor allem der kurze Weg zum Büro (nur fünf Minuten) war sehr praktisch. Jedoch ist die Mietdauer in dem Haus auf drei Monate begrenzt. Von der Uni wurde mir angeboten, in das andere Haus für Internationals am Campus zu ziehen. Jedoch habe ich sehr viel Negatives von anderen Studenten darüber gehört. Die Kaltmiete mit 59.000 Yen (ungefähr 380 Euro) ist relativ teuer, hinzu kommen natürlich noch die Nebenkosten. Diese können vor allem im Sommer aufgrund der Klimaanlage sehr hoch werden! Zum Vergleich: Für das Guesthouse habe ich 45.000 Yen (ungefähr 290 Euro) warm gezahlt. Außerdem sollen die Inhaber nicht sehr freundlich sein und ein Student hatte angeblich sogar Schimmel in seiner Wohnung. Alle Studenten, die ich kenne, die in dem Haus gewohnt hatten, sind wieder ausgezogen oder wären es gerne.

Jedoch ist es schwierig eine Alternative zu finden. Am Campus gibt es keine weiteren Möglichkeiten, da wir als Austauschstudenten nicht in den normalen Wohnheimen wohnen dürfen. Und da die Uni sehr abgelegen ist, bedeuten alle anderen Wohnorte einen teilweise weiten (und meist teuren) Weg zur Uni.

Wieso Osaka?

Zu Beginn hatte ich nach Wohnungen in der relativen Nähe gesucht, beispielweise in Ikoma. Jedoch gibt es dort zum einen kaum Wohnungen für so einen kurzen Zeitraum (wenn dann mit oft sehr hohen Gebühren verbunden), zum anderen kostet alleine das Zugticket von Ikoma zur Station meiner Uni 300 Yen (ungefähr zwei Euro). Plus nochmal zusätzlich 190 Yen (ungefähr 1,20 Euro) für den Bus oder 20 Minuten zu Fuß. Also hatte ich mich entschieden, Wohnungen in Osaka zu suchen. Was bei all dem eine große Rolle spielt: Ein Grund, wieso ich mein Auslandssemester hier machen wollte, war, den Alltag in einer Millionenstadt zu erleben. Doch das Leben auf dem abgelegenen Campus könnte wahrscheinlich nicht gegenteiliger sein. Daher sah ich den Umzug auch als eine Möglichkeit, nach Osaka zu ziehen, um genau diese Erfahrung machen zu können.

Blick auf die Gastuni mit sehr viel Grün davor.
Nach Millionenstadt sieht das nicht aus. Blick auf meine Gastuni.

Wohnungssuche

Bei der Wohnungssuche war ich relativ auf mich gestellt. Die Uni hatte mir zwar Vorschläge für Wohnung in der Nähe der Uni gegeben, diese waren aber alle viel zu teuer. Über den Beitrag von Teja bin ich auf die Idee gekommen, nach einer WG zu suchen. Auf Facebook bin leider nicht fündig geworden, so wie sie. Jedoch fand ich ein paar Websites, auf denen „Share Häuser“ aufgelistet sind (zum Beispiel hier und hier). Das sind Häuser, die vom Prinzip wie eine WG sind nur meist mit vielen Mitbewohnern (in meinem Fall ungefähr 20). Viele davon sind sogar extra für Ausländer ausgelegt. Bei solchen Wohnungen müsst ihr aber beachten, dass es in der Regel eine Mindestmietdauer gibt. Für meinen jetzigen Wohnort liegt diese bei drei Monaten. Im Vergleich zu den normalen Verträgen für Wohnungen von meist zwei Jahren, ist das aber sehr kurz! Natürlich könnt ihr auch normale Verträge abschließen, jedoch müsst ihr dann für gewöhnlich eine hohe Gebühr zahlen, wenn ihr vor den geplanten zwei Jahren auszieht (zum Beispiel zwei Monatsmieten). Aber selbst da solltet ihr darauf achten, dass die Wohnungen für Ausländer ausgerichtet sind. Denn die normale Wohnungssuche ist als Ausländer sehr schwer. Ich habe schon öfter gehört, dass ihr angeblich nur deswegen abgewiesen werden könnt, weil ihr Ausländer seid.

Wohnungsbesichtigung und Bewerbung

Ich hatte mich bei zwei Agenturen gemeldet und um eine Wohnungsbesichtigung gebeten. Bei der ersten musste ich relativ lange auf einen Termin warten, ungefähr zwei oder drei Wochen. Bei der zweiten hatte ich die Besichtigung bereits ein paar Tage später. Der Hauptgrund, wieso ich für die erste Besichtigung warten musste war, dass ich bereits etwa zwei Monate vor Umzug mit der Wohnungssuche begonnen hatte. Hier ist die Vorlaufzeit vor dem tatsächlichen Umzug jedoch sehr viel kürzer. So gilt bei beiden Agenturen, dass eine Bewerbung erst ein Monat vor Umzug möglich ist. In meinem Fall hatten aber Beide eine Ausnahme gemacht.

Die erste Besichtigung war auf Englisch, die zweite auf Japanisch, wobei jedoch eine Übersetzerin über Zoom dabei war. Nach der Besichtigung musste ich mich online für die Wohnung bewerben. Da die Bewerbung jedoch unverbindlich ist, hatte ich mich für beide Wohnungen beworben. In beiden Fällen hatte ich nach wenigen Tagen bereits die Zusage. Nun hatte ich also die Qual der Wahl. Die Entscheidung ist mir tatsächlich sehr schwer gefallen.

Kriterien für mein zukünftiges Zuhause

Die erste Wohnung war ein kleines bisschen günstiger, auf die gesamten drei Monate jedoch nur um etwa 200 Euro. Jedoch müsste ich für diese Wohnung am 30. September ausziehen oder die gesamte Miete für Oktober zahlen, selbst wenn ich beispielsweise am 3. Oktober ausgezogen wäre. In der zweiten Wohnung mochte ich das Zimmer nicht so, da es nur ein sehr kleines Fenster hatte. Jedoch sind die gemeinsamen Räume des zweiten Hauses größer und heller. Zudem verfügt das Haus über eine große Dachterrasse. Der wahrscheinlich größte Grund, wieso ich mich am Ende für die zweite Wohnung entschieden habe, war aber wahrscheinlich die Lage. Beide Wohnungen sind nur zwei Bahnstationen entfernt. Trotzdem ist die Anbindung meines jetzigen Hauses besser. Einerseits sind zwei Bahnhöfe in Fußreichweite, von denen auch mehr Züge fahren als im Vergleich zur Station der ersten Wohnung. Zudem gibt es in der näheren Umgebung mehr Einkaufsmöglichkeiten. Und ein sehr großer Pluspunkt: Ich wohne nun in der Nähe meiner Freunde! Der Weg zu ihrer Wohnung ist entweder eine Station mit der Bahn oder zwanzig Minuten zu Fuß – und damit kann ich auch immer noch heimgehen, wenn der letzte Zug um Mitternacht bereits abgefahren ist. Und alleine deswegen hat sich die Wahl des Hauses schon gelohnt. In den wenigen Tagen, in denen ich nun hier wohne, war ich bereits oft bei ihnen zu Besuch und wir sind gemeinsam Essen gegangen oder haben einen gemütlichen Spieleabend veranstaltet.

Leben mit zwanzig Mitbewohnern

Aber in meiner Freizeit verbringe ich nicht nur Zeit mit meinen Freunden aus der Uni. Auch mit den vielen Mitbewohnern im Haus verbringe ich beispielweise beim gemeinsamen Frühstück oder Abendessen Zeit. Meine Mitbewohner sind bisher alle sehr nett und haben mich herzlich willkommen. Am Abend meines Auszugs haben sie sogar extra Abendessen als Begrüßung gekocht und wir konnten uns beim Essen ein bisschen kennenlernen. Zudem werden öfter Feiern veranstaltet oder allgemein gemeinsam Sachen unternommen. Da hauptsächlich Japanisch gesprochen wird, fällt es mir manchmal schwer, mich einzubringen. Dadurch hatte ich natürlich schon den Gedanken, ob es besser gewesen wäre, ein Haus zu suchen, indem mehr Englisch gesprochen wird. Aber da allen bewusst ist, dass ich noch nicht fließend in Japanisch bin, versuchen sie sich beim Gespräch mit mir anzupassen. Zudem bin ich froh, dass ich so die Chance nutzen kann, um mein Japanisch noch mehr zu üben.

Bei etwa zwanzig Mitbewohnern kommt aber natürlich die Frage auf, ob wir uns da in die Quere kommen im Bad oder beim Kochen. Jedoch hat sich diese Sorge bis jetzt überhaupt nicht bestätigt. Vor allem, wenn ich von zu Hause aus lerne, habe ich das Wohnzimmer meist für mich alleine, da die meisten in der Uni oder auf der Arbeit sind. Aber auch zu den anderen Zeiten ist es nie zu voll, da nicht jeder den gleichen Tagesrhythmus hat.

Umzug und die damit verbundene Bürokratie

Zuletzt noch zur wichtigen Frage: Wie verlief mein Umzug? Welche Aufgaben waren damit verbunden? Dazu findet ihr im Folgenden ein paar wichtige Infos.

Vertrag und Miete

Zum einen musste ich natürlich den Vertrag unterschreiben und die Einzugskosten zahlen. Das waren die erste Monatsmiete (52.000 Yen warm, ungefähr 335 Euro) sowie eine einmalige Gebühr von 44.000 Yen (etwa 285 Euro). Diese Gebühr gibt es für so ziemlich jede Wohnung hier. Diese ist auch der Grund, wieso Wohnungen für kurze Zeiträume so teuer sind. Das Bezahlen war zudem auch eine kleine Herausforderung. Ich hatte die Möglichkeit per Kreditkarte zu zahlen oder per Überweisung. Bei Kreditkartenzahlung fallen jedoch Gebühren in Höhe von 3,9 Prozent an. Für Überweisungen von meinem deutschen Bankkonto fallen auch Gebühren an. Glücklicherweise erlaubt die Agentur auch Zahlungen von Freunden, so habe ich einer Freundin das Geld gegeben und sie hat es von ihrem japanischen Konto überwiesen.

Adresse beim Rathaus melden

Zudem musste ich meine Adresse ändern. Die erste Anlaufstelle war hierfür das Rathaus von Ikoma, dort musste ich ein Formular für den Umzug ausfüllen und meine Krankenversicherungskarte abgeben. Für jede Abteilung innerhalb des Gebäudes müsst ihr eine Nummer ziehen und im Wartebereich warten, bis sie auf dem Bildschirm angezeigt wird. Bis die Adresse auf meiner Einwohnerkarte geändert wurde und ich das Formular über die Bestätigung meines Umzugs erhalten habe, dauerte es ungefähr eine Stunde.
Damit war es aber noch nicht erledigt: Mit der Bestätigung musste ich anschließend zum Rathaus von Higashiosaka, meinem neuen Wohnort. Dort musste ich erneut ein Formular ausfüllen und die Krankenversicherungskarte für Higashiosaka beantragen.


Für beide Behörden gilt: Es ist von Vorteil, wenn ihr Japanisch sprecht oder jemanden zum Übersetzen dabei habt. In Ikoma war der gesamte Prozess auf Japanisch, in Osaka konnten tatsächlich ein paar Mitarbeiter Englisch. Jedoch war auch da der Prozess so gut wie ausschließlich auf Japanisch.

Rückblickend war die Wohnungssuche und der Umzug nicht so schlimm, wie ich anfangs befürchtet hatte. Jedoch war es sehr hilfreich, dass ich ein bisschen Japanisch kann. Nur mit Englisch wäre es wahrscheinlich in manchen Situationen ein bisschen schwieriger gewesen. Und obwohl ich noch nicht lange hier wohne, bin ich aktuell sehr froh über meine Entscheidung nach Osaka zu ziehen. Denn ich fühle mich wohl an meinen neuen Wohnort!

Viele Grüße aus Japan, Sabrina

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